Ende einer Ära
Die Brüder Dusko und Darko Cuckovic sind beim AC Milan zurückgetreten. Warum der Trainer und der Kapitän aufgehört haben, was der Verein dazu sagt und wie der neue Coach plant.
Für einen recht kleinen Verein ist das eine besondere Leistung: 60 Mitglieder hat der AC Milan Heidenheim, dennoch hatten die Fußballer souverän den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. In dieser tun sich die Heidenheimer in der aktuellen Saison allerdings sehr schwer. Nach 16 Spieltagen sind nur sechs Punkte auf der Habenseite. Für das Schlusslicht geht’s wohl wieder zurück in die Kreisliga A 3.
Was aber wohl noch schwerer wiegt: Mit Dusko und Darko Cuckovic haben zwei prägende Köpfe den Verein verlassen. In der vergangenen Woche habe er den AC Milan über seinen Entschluss unterrichtet, mit sofortiger Wirkung zurückzutreten, sagt Dusko Cuckovic. Ausschlaggebend seien vorwiegend sportliche Gründe gewesen. „In diese Bezirksligasaison sind wir mit einem schwächeren Kader gestartet, als in die Saison in der Kreisliga A“, bedauert der 34-Jährige, der sich in der Winterpause Verstärkungen gewünscht habe.
Die geführten Gespräche zu diesem Thema seien aber für ihn nicht zufriedenstellend gewesen. „Unter diesen Voraussetzungen wollte ich nicht weitermachen. Vieles hat intern nicht mehr gepasst“, so Dusko Cuckovic. Er sei vom Verein gefragt worden, ob sich dieser einen neuen Trainer suchen soll. Seine Antwort: „Ja.“
Die Trennung sei absehbar gewesen. Er habe die Vereinsverantwortlichen im Dezember 2022 darüber informiert, dass er spätestens am Saisonende aufhören werde. Dieser Entschluss sei unabhängig von einem Klassenerhalt gefallen. Dusko Cuckovic spricht aber klar an, dass der Klassenverbleib für den AC Milan Heidenheim „sehr schwierig bis fast unmöglich“sein werde. Sowohl die Qualität des aktuellen Kaders, als auch dessen Breite sowie die Fitness der Spieler reiche für die Bezirksliga nicht aus.
Fehlender Rückhalt?
Er habe sich zudem mehr Unterstützung gewünscht, sagt Dusko Cuckovic. „Ich habe in 25 Jahren dem Verein viel gegeben. Aber zuletzt hat der Rückhalt gefehlt. Nur eine Person hat mich wirklich unterstützt, das ist Antonio Sabino.“Der 2. Vorsitzende und er verstünden sich auch privat sehr gut, die Familien seien befreundet. „Fußballerisch sind wir
aber nicht immer einer Meinung“, sagt Dusko Cuckovic – und lacht. Unter ihm ist der AC Milan Heidenheim in den vergangenen Jahren zweimal in die Bezirksliga aufgestiegen. Zweimal wurde der Aufstieg auch aufgrund der ausbrechenden Coronavirus-pandemie verpasst. „So viel falsch gemacht haben wir nicht“, betont der 34-Jährige.
Auch Antonio Sabino sagt: „In der Bezirksliga brauchst du andere Leute und andere finanzielle Mittel. Andere Vereine haben da ganz andere Möglichkeiten“, so der 2. Vorsitzende des AC Milan Heidenheim. Der 50-Jährige betont aber auch: „Dusko ist nicht im Streit gegangen. Wir sind sehr gut befreundet.“Und der AC Milan
könne zufrieden sein, was er mit seinen Möglichkeiten erreicht habe.
Immer weniger Spieler
Die Situation auf dem Spielermarkt sei aber sehr schwierig. Heutzutage würden Spieler vermehrt nach Geld fragen. Dies mache es dem AC Milan Heidenheim umso schwerer. „Ich bin seit 1990 dabei. Heute haben die Spieler viel mehr Alternativen, andere Interessen. Es werden immer weniger“, so Sabino.
Mit Darko Cuckovic fehlt nun auch der prägende Spieler der vergangenen Jahre. Der Kapitän ist nämlich, wie Dusko Cuckovic, zurückgetreten. Und zwar einige Tage vor und unabhängig von seinem ein Jahr älteren Bruder, wie beide betonen. „Es gab da keine Absprache“, so Dusko Cuckovic.
Darko Cuckovic gibt ähnliche Gründe für seinen Entschluss an. Die Hinrunde sei „der totale Zusammenbruch“gewesen, bedauert er. „Wir sind im vergangenen Jahr souverän und früh Meister geworden und haben es nicht geschafft, eine Mannschaft für die Bezirksliga zusammenzustellen.“Stattdessen habe der AC Milan Heidenheim mehr Ab- als Zugänge verzeichnet.
„Mit mehr Rückendeckung und besserer Organisation wäre mehr drin gewesen in dieser Saison“, ist Darko Cuckovic überzeugt. Nach Aufstiegen habe der Verein jedes Mal den gleichen Fehler gemacht. Vieles sei auf wenige Schultern verteilt. Wobei er Antonio Sabino als positives Beispiel anführt.
„Wir hatten auch Pech mit den Verletzungen von Tim Riedmeier, Dominic Hannemann oder Salvatore Lo Giudice. Die Qualität des Kaders reicht für die Bezirksliga aber leider nicht aus.“Er habe bereits nach der vergangenen Saison aufhören wollen. Hat dann aber weitergemacht – unter einer Bedingung: Bis September sollte der AC Milan sieben Punkte geholt haben. „Sonst wollte ich sofort aufhören. Wir hatten keine sieben Punkte, aber ich habe aus Liebe zum Verein die zwei Monate noch drangehängt“, erklärt Darko Cuckovic.
Unter diesen Voraussetzungen wollte ich nicht weitermachen. Vieles hat intern nicht mehr gepasst. Dusko Cuckovic
Andere Vereine haben da ganz andere Möglichkeiten. Antonio Sabino
Bis Sommer möchte er zunächst einmal nicht mehr spielen. Dann möchte er überlegen, ob es tatsächlich das Karriereende ist. „Ich hatte beim AC Milan eine sehr schöne Zeit und habe viele tolle Spieler kennenlernen dürfen“, betont Darko Cuckovic.
Somit muss es unter dem neuen Trainer auch einen neuen Spielführer geben. Ümit Meral möchte sich damit aber noch etwas Zeit lassen. Am vergangenen Sonntag hat er die erste Trainingseinheit geleitet. In der Hinrunde hatte Meral Türkspor Heidenheim (Kreisliga A 3) betreut, trat dann aber als Trainer zurück. Den Kontakt zum AC Milan Heidenheim habe er aber immer gepflegt, schließlich trug er einst selbst das Trikot der Heidenheimer, unter anderem als Kapitän.
Sofort statt erst im Sommer
Ursprünglich sollte Ümit Meral erst zur neuen Saison das Traineramt beim AC Milan Heidenheim übernehmen. Nun kam es schneller als gedacht. „Ich freue mich auf die Herausforderung. Auch wenn es knackig ist, wollen wir alles rausholen und probieren, das Wunder zu schaffen“, sagt der neue Coach im Hinblick auf den Klassenerhalt. Natürlich plane er für die neue Saison aber zweigleisig, also sowohl für die Bezirks-, als auch für die Kreisliga A 3.
Gespannt darf man auch sein, was Dusko Cuckovic demnächst macht. Zunächst einmal möchte er eine Pause vom Trainergeschäft einlegen. Aber nicht ganz vom Fußball: Der 34-Jährige befindet sich im Urlaub und schaute sich am gestrigen Dienstag das Spiel Liverpool gegen Real Madrid (Champions League) an. Und zwar an der Anfield Road. Damit gehe für ihn ein kleiner Traum in Erfüllung.