Heidenheimer Zeitung

Ende einer Ära

Die Brüder Dusko und Darko Cuckovic sind beim AC Milan zurückgetr­eten. Warum der Trainer und der Kapitän aufgehört haben, was der Verein dazu sagt und wie der neue Coach plant.

- Von Edgar Deibert

Für einen recht kleinen Verein ist das eine besondere Leistung: 60 Mitglieder hat der AC Milan Heidenheim, dennoch hatten die Fußballer souverän den Aufstieg in die Bezirkslig­a geschafft. In dieser tun sich die Heidenheim­er in der aktuellen Saison allerdings sehr schwer. Nach 16 Spieltagen sind nur sechs Punkte auf der Habenseite. Für das Schlusslic­ht geht’s wohl wieder zurück in die Kreisliga A 3.

Was aber wohl noch schwerer wiegt: Mit Dusko und Darko Cuckovic haben zwei prägende Köpfe den Verein verlassen. In der vergangene­n Woche habe er den AC Milan über seinen Entschluss unterricht­et, mit sofortiger Wirkung zurückzutr­eten, sagt Dusko Cuckovic. Ausschlagg­ebend seien vorwiegend sportliche Gründe gewesen. „In diese Bezirkslig­asaison sind wir mit einem schwächere­n Kader gestartet, als in die Saison in der Kreisliga A“, bedauert der 34-Jährige, der sich in der Winterpaus­e Verstärkun­gen gewünscht habe.

Die geführten Gespräche zu diesem Thema seien aber für ihn nicht zufriedens­tellend gewesen. „Unter diesen Voraussetz­ungen wollte ich nicht weitermach­en. Vieles hat intern nicht mehr gepasst“, so Dusko Cuckovic. Er sei vom Verein gefragt worden, ob sich dieser einen neuen Trainer suchen soll. Seine Antwort: „Ja.“

Die Trennung sei absehbar gewesen. Er habe die Vereinsver­antwortlic­hen im Dezember 2022 darüber informiert, dass er spätestens am Saisonende aufhören werde. Dieser Entschluss sei unabhängig von einem Klassenerh­alt gefallen. Dusko Cuckovic spricht aber klar an, dass der Klassenver­bleib für den AC Milan Heidenheim „sehr schwierig bis fast unmöglich“sein werde. Sowohl die Qualität des aktuellen Kaders, als auch dessen Breite sowie die Fitness der Spieler reiche für die Bezirkslig­a nicht aus.

Fehlender Rückhalt?

Er habe sich zudem mehr Unterstütz­ung gewünscht, sagt Dusko Cuckovic. „Ich habe in 25 Jahren dem Verein viel gegeben. Aber zuletzt hat der Rückhalt gefehlt. Nur eine Person hat mich wirklich unterstütz­t, das ist Antonio Sabino.“Der 2. Vorsitzend­e und er verstünden sich auch privat sehr gut, die Familien seien befreundet. „Fußballeri­sch sind wir

aber nicht immer einer Meinung“, sagt Dusko Cuckovic – und lacht. Unter ihm ist der AC Milan Heidenheim in den vergangene­n Jahren zweimal in die Bezirkslig­a aufgestieg­en. Zweimal wurde der Aufstieg auch aufgrund der ausbrechen­den Coronaviru­s-pandemie verpasst. „So viel falsch gemacht haben wir nicht“, betont der 34-Jährige.

Auch Antonio Sabino sagt: „In der Bezirkslig­a brauchst du andere Leute und andere finanziell­e Mittel. Andere Vereine haben da ganz andere Möglichkei­ten“, so der 2. Vorsitzend­e des AC Milan Heidenheim. Der 50-Jährige betont aber auch: „Dusko ist nicht im Streit gegangen. Wir sind sehr gut befreundet.“Und der AC Milan

könne zufrieden sein, was er mit seinen Möglichkei­ten erreicht habe.

Immer weniger Spieler

Die Situation auf dem Spielermar­kt sei aber sehr schwierig. Heutzutage würden Spieler vermehrt nach Geld fragen. Dies mache es dem AC Milan Heidenheim umso schwerer. „Ich bin seit 1990 dabei. Heute haben die Spieler viel mehr Alternativ­en, andere Interessen. Es werden immer weniger“, so Sabino.

Mit Darko Cuckovic fehlt nun auch der prägende Spieler der vergangene­n Jahre. Der Kapitän ist nämlich, wie Dusko Cuckovic, zurückgetr­eten. Und zwar einige Tage vor und unabhängig von seinem ein Jahr älteren Bruder, wie beide betonen. „Es gab da keine Absprache“, so Dusko Cuckovic.

Darko Cuckovic gibt ähnliche Gründe für seinen Entschluss an. Die Hinrunde sei „der totale Zusammenbr­uch“gewesen, bedauert er. „Wir sind im vergangene­n Jahr souverän und früh Meister geworden und haben es nicht geschafft, eine Mannschaft für die Bezirkslig­a zusammenzu­stellen.“Stattdesse­n habe der AC Milan Heidenheim mehr Ab- als Zugänge verzeichne­t.

„Mit mehr Rückendeck­ung und besserer Organisati­on wäre mehr drin gewesen in dieser Saison“, ist Darko Cuckovic überzeugt. Nach Aufstiegen habe der Verein jedes Mal den gleichen Fehler gemacht. Vieles sei auf wenige Schultern verteilt. Wobei er Antonio Sabino als positives Beispiel anführt.

„Wir hatten auch Pech mit den Verletzung­en von Tim Riedmeier, Dominic Hannemann oder Salvatore Lo Giudice. Die Qualität des Kaders reicht für die Bezirkslig­a aber leider nicht aus.“Er habe bereits nach der vergangene­n Saison aufhören wollen. Hat dann aber weitergema­cht – unter einer Bedingung: Bis September sollte der AC Milan sieben Punkte geholt haben. „Sonst wollte ich sofort aufhören. Wir hatten keine sieben Punkte, aber ich habe aus Liebe zum Verein die zwei Monate noch drangehäng­t“, erklärt Darko Cuckovic.

Unter diesen Voraussetz­ungen wollte ich nicht weitermach­en. Vieles hat intern nicht mehr gepasst. Dusko Cuckovic

Andere Vereine haben da ganz andere Möglichkei­ten. Antonio Sabino

Bis Sommer möchte er zunächst einmal nicht mehr spielen. Dann möchte er überlegen, ob es tatsächlic­h das Karriereen­de ist. „Ich hatte beim AC Milan eine sehr schöne Zeit und habe viele tolle Spieler kennenlern­en dürfen“, betont Darko Cuckovic.

Somit muss es unter dem neuen Trainer auch einen neuen Spielführe­r geben. Ümit Meral möchte sich damit aber noch etwas Zeit lassen. Am vergangene­n Sonntag hat er die erste Trainingse­inheit geleitet. In der Hinrunde hatte Meral Türkspor Heidenheim (Kreisliga A 3) betreut, trat dann aber als Trainer zurück. Den Kontakt zum AC Milan Heidenheim habe er aber immer gepflegt, schließlic­h trug er einst selbst das Trikot der Heidenheim­er, unter anderem als Kapitän.

Sofort statt erst im Sommer

Ursprüngli­ch sollte Ümit Meral erst zur neuen Saison das Traineramt beim AC Milan Heidenheim übernehmen. Nun kam es schneller als gedacht. „Ich freue mich auf die Herausford­erung. Auch wenn es knackig ist, wollen wir alles rausholen und probieren, das Wunder zu schaffen“, sagt der neue Coach im Hinblick auf den Klassenerh­alt. Natürlich plane er für die neue Saison aber zweigleisi­g, also sowohl für die Bezirks-, als auch für die Kreisliga A 3.

Gespannt darf man auch sein, was Dusko Cuckovic demnächst macht. Zunächst einmal möchte er eine Pause vom Trainerges­chäft einlegen. Aber nicht ganz vom Fußball: Der 34-Jährige befindet sich im Urlaub und schaute sich am gestrigen Dienstag das Spiel Liverpool gegen Real Madrid (Champions League) an. Und zwar an der Anfield Road. Damit gehe für ihn ein kleiner Traum in Erfüllung.

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Fotos: mb (2)/Fupa Dusko Cuckovic führte den AC Milan Heidenheim in die Bezirkslig­a.
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Antonio Sabino
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Darko Cuckovic
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Ümit Meral

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