Heidenheimer Zeitung

AFD hofft auf Geldsegen

Nach dem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts muss die Ampel-koalition jetzt ein Stiftungsg­esetz erarbeiten.

- Dominik Guggemos

Das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts ist eindeutig: Der Ausschluss der Afd-nahen Desiderius-erasmus-stiftung (DES) von der staatliche­n Förderung hat die Partei 2019 in ihrem Recht auf Chancengle­ichheit verletzt. Während die AFD jubelt, ist jetzt die Politik gefordert, die Voraussetz­ungen und Kriterien für die Förderung der politische­n Stiftungen in Höhe von hunderten Millionen Euro pro Jahr in einem Gesetz zu regeln.

Der Ball liege nun beim Gesetzgebe­r, sagt der Grünenfrak­tionsvize Konstantin von Notz dieser Zeitung. „Wir wollen ihn zügig aufnehmen.“Aus der Sicht des Grünen-politikers müsse ein Stiftungsg­esetz klare Vorgaben machen sowie Umfang, Höhe und Dauerhafti­gkeit der Förderung regeln.

Ein weiteres wichtiges Kriterium für von Notz: „Öffentlich­e Mittel dürfen nicht dafür missbrauch­t werden, Extremiste­n zu vernetzen und sie in die Lage zu versetzen, weiter an der Abwicklung

unserer Demokratie zu arbeiten.“

Das sieht die SPD ähnlich. „Kein Geld für Verfassung­sfeinde – nach diesem Grundsatz werden wir nun schnell ein Stiftungsg­esetz im Deutschen Bundestag erarbeiten und verabschie­den“, sagt der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Johannes Fechner. Wenn etwa auf Basis von Verfassung­sschutzber­ichten Zweifel bestünden, dass eine Stiftung nicht zur freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng stehe, dürfe sie aus Sicht von Fechner keine Steuermitt­el bekommen.

„Erhebliche Beharrungs­kräfte“

Dass die SPD jetzt schnell an einem Gesetz arbeiten will, wird aus Sicht von Kritikern auch Zeit. So warf Meron Mendel, Direktor der Bildungsst­ätte Anne Frank, den Sozialdemo­kraten vor der Karlsruher Urteilsver­kündung vor, versucht zu haben, „an allen Ecken und Enden der Koalition dieses Gesetz zu verhindern, zu verschlepp­en“. Der Professor für

Soziale Arbeit vermutet, „dass die Genossen Furcht haben, dass die hohen Summen für die eigene Friedrich-ebert-stiftung ins Gerede kommen, sollte die Finanzieru­ng juristisch auf ein neues Fundament gestellt werden“. Auch von Notz spricht von „teils erhebliche­n Beharrungs­kräften“.

Die Grünen hatten schon in der vorherigen Legislatur­periode ein Stiftungsg­esetz gefordert. Auch die Liberalen möchten aufs Tempo drücken: „Mein Ziel ist es, dass wir bis zur politische­n Sommerpaus­e einen Entwurf als Diskussion­sgrundlage haben“, sagt der Fdp-rechtspoli­tiker Thorsten Lieb.

In der DES ist man derweil optimistis­ch, entspreche­nd zeitnah Millionen Euro Steuergeld zu erhalten. „Der Spielraum ist nicht so weit, wie manche sich das wünschen würden“, sagt die Stiftungsv­orsitzende Erika Steinbach. Es müsse laut der Afd-politikeri­n schon „mit dem Teufel zugehen, wenn wir keine Mittel erhalten“.

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