Den Jazz in Heidenheim tief verankert
30 Jahre hat Kurt A. Hildenbrand den Verein Jazz Heidenheim geleitet und dem Jazz in der Stadt einen Spielort gegeben. Im Alter von 82 Jahren übergibt er an Joachim Kocsis.
Für den Jazz braucht es Musiker. Damit diese vor Publikum spielen können, braucht es eine Auftrittsmöglichkeit. Dass in Heidenheim regelmäßig Jazzmusiker von Ruf auftreten, dafür hat mehr als 30 Jahre Kurt A. Hildenbrand Sorge getragen. 1989 bereits gehörte Hildenbrand zu den Gründungsmitgliedern der IG Jazz (später Jazz Heidenheim,) am 4. April 1993 wurde er zum Vorsitzenden des Vereins gewählt. Und von diesem Moment an, hatte der Jazz in Heidenheim eine feste Bühne. Als Leiter der damaligen Berufsakademie, heute DHBW, hatte Hildenbrand zur Einweihung des Neubaus an der Wilhelmstraße eine Jazz-band engagiert. Die für den Auftritt probeweise genutzte Cafeteria im ersten Stock des Gebäudes passte sofort und wurde in Folge in Heidenheim zu der Spielstätte für Jazz.
Lange um Nachfolge bemüht
30 Jahre später und im Alter von 82 Jahren hat Hildenbrand nun bei der Hauptversammlung des Vereins Jazz Heidenheim einen Schlussstrich gezogen. Seit Jahren bereits hatte er sich um eine Nachfolge bemüht und mit Joachim Kocsis schließlich die geeignete Person gefunden. Der Musiklehrer am Heidenheimer Werkgymnasium und Leiter der Bigband dort ist seit langem dem Verein über die Jazz-workshops seiner Schule eng verbunden. Die Wahl des 61-Jährigen zum Vorsitzenden erfolgte einstimmig und unter Beifall.
Vor 30 Jahren war Hildenbrand mehr oder weniger durch einen Trick ins Vorstandamt geholt worden. Er sei bei der Mitgliederversammlung für die Wahl zuständig, habe man ihm bedeutet. „Sonst wäre ich gar nicht hingegangen.“Dass mit dem Wort Wahl seine Ernennung zum Vorsitzenden gemeint war, sei ihm erst bei der Sitzung bewusst geworden. Da gab es aber kein Zurück mehr. „Wenn ich nein gesagt hätte, hätte man den Verein auflösen müssen.
Besondere Liebe zum Vibraphon
Kurt A. Hildenbrand macht keinen Hehl daraus: „Ich bin unmusikalisch“, sagt er. Aber Hildenbrand liebt gute Musik. Und die war für ihn in seiner Jugend wie für viele in der Nachkriegszeit der Swing aus den USA. Lionel Hampton zählte zu seinen Favoriten. Das Vibraphon ist deswegen wohl das Instrument, das der 82-Jährige bis heute am liebsten hört. Dann folgt die Klarinette.
Etwa zehn Konzerte veranstaltet der Verein jedes Jahr. Über 30 Jahre macht das an die 300 Auftritte. Weltstarts standen in Heidenheim auf der Bühne wie der Jazz-nachwuchs aus der Region und dem Land. Michael Wollny erlebten die Heidenheimer bereits am Flügel, als er noch als Geheimtipp gehandelt wurde. Mit dem Bassisten Ray Brown konnte ein Weltstar nach Heidenheim geholt werden. Für Hildenbrand ist dieses Konzert des im Jahr 2002 verstorbenen Musikers sein bewegendstes Erlebnis bei Jazz Heidenheim.
Neuer Programmgestalter
Vorsitzender zu sein bedeutet viel Organisation, viel Schriftverkehr, das Kennen und Beherzigen vieler Rechtsvorgaben und viel Verantwortung. Doch der wichtigste Mann bei Jazz Heidenheim ist für Hildenbrand der Programmgestalter. Als Nachfolger von Heiner Kiefer übernahm diese Aufgabe über zehn Jahre Werner Glatzle. Auch er suchte bei der Mitgliederversammlung um seinen Abschied nach einem Nachfolger. Auf den engagierten Pädagogen im Ruhestand wartet eine neue Aufgabe an seinem Heimatort Königsbronn. Zu seinem Nachfolger als zweiter Vorsitzender und Programmgestalter wurde Peter Klotzbücher gewählt. Dieser wird bei der Auswahl der Musiker und Gruppen von Martin Sörös unterstützt.
Hildenbrand hatte zum Abschied noch eine gute Nachricht für die Mitglieder: Die Cafeteria wird dem Verein auch in Zukunft zur Verfügung stehen. Der Hauseigentümer plane keine Änderung.
All die 30 Jahre hat Hildenbrand nahezu jedes Konzert auf der Bühne selbst angesagt. Seine Art der Einleitungen wird unvergessen bleiben. Nun wird er das Geschehen auf der Bühne als Gast verfolgen. Den neuen Ehrenmitgliedern Glatzle und Hildenbrand wie deren Lebenspartnerinnen erlässt der Verein den Eintritt für alle Zeit.