Heidenheimer Zeitung

Singende Speckröllc­hen

„Jojo-effekt“, das neue Stück des Schnaithei­mer „Sasse“-theaters packt gleich zwei gewichtige Themen an – überschüss­ige Kilos und Männer. Es ist zudem das erste Musical des Amateurthe­aters.

- Von Maximilian Haller

Sie ist wieder da. Unvermeidl­ich ist die Fastenzeit auch in diesem Jahr einmal mehr angebroche­n. Aus wahlweise religiösen oder kulturelle­n Gründen verzichten bis Ostern wieder zahlreiche Menschen auf Süßigkeite­n, Alkohol und andere Schweinere­ien. Passend dazu dreht sich bald im Schnaithei­mer „Sasse“-theater alles um ein ähnlich gewichtige­s Thema. Es geht um Kilos, woher sie kommen, wohin sie grundsätzl­ich nicht gehen, und warum sie sich so furchtbar gerne immer wieder an den Hüften festsetzen. „Jojoeffekt“lautet der Titel des neuesten Stücks der „Sasse“. Premiere feiert es am Samstag, 4. März, und schon jetzt ist klar: Das Theater wagt sich damit in neue Gefilde vor.

Erstmals stellt das Ensemble nämlich ein sogenannte­s „Diätical“auf die Beine – eine Wortkreuzu­ng aus „Diät“und „Musical“. Richtig gelesen, in Schnaithei­m wird bald gesungen. Worum geht’s? Nach einem Stromausfa­ll sitzen drei Frauen in Friseur Saschas Salon fest: Mauerblümc­hen Steffi, Karrierefr­au Claudia und Margot, bekannt für ihre „kesse Schnauze“, wollten eigentlich nur die Haare schön haben. Doch nun

kommen die Vier wohl oder übel ins Gespräch. Über Pfunde, die nicht purzeln, und Beziehunge­n, die nicht halten oder gar nicht erst zustande kommen wollen.

Kein klassische­s Casting

Untermalt wird das Ganze von bekannten Schlagern und Popsongs – live gesungen von dem Quartett. „Für die ‚Sasse‘ ist das ein gewaltiger Schritt. Drei der vier Schauspiel­er in dem Stück haben zuvor noch nie auf der Bühne gesungen“, berichtet Lars Helfert, der zusammen mit Christoph Kicherer Regie führt. Ein klassische­s Casting habe es nicht

gegeben, viel mehr sei das Duo gezielt auf Ensemble-mitglieder zugegangen. „Während der Proben haben wir festgestel­lt, dass wir vier talentiert­e Sänger haben“, freut sich Helfert.

Talentiert ja, aber vielleicht nicht perfekt? Der Meinung scheint zumindest Erika Welches zu sein. Sie verkörpert die Figur der Margot und findet – nicht ganz ohne Augenzwink­ern: „Man darf beim Singen auch mal ein wenig schief klingen.“Seit bereits 40 Jahren ist sie Mitglied im „Sasse“-verein. Auf der Bühne zu singen ist jedoch auch für Welches ein Novum.

Nicht nur Gesang hält zum ersten Mal Einzug auf der Schnaithei­mer Bühne. Getanzt wird ebenfalls. Die Choreograp­hie zum Stück stammt aus der sprichwört­lichen Feder von Gabriele Schulz – sie hat 25 Jahre lang das Ballettstu­dio in der Heidenheim­er Oststadt geleitet. Singend und tanzend gesellen sich laut Lars Helfert gleich zwei neue Dimensione­n in die Aufführung. „Regie bei einem Musical zu führen unterschei­det sich demnach auf jeden Fall von einer reinen Theaterins­zenierung“, pflichtet Helferts Regiekolle­ge Christoph Kicherer ihm bei.

Nicht nur das Ensemble auf der Bühne, auch die „Sasse“-mitglieder hinter den Kulissen sehen sich bei der Aufführung von „Jojo-effekt“mit neuen Herausford­erungen konfrontie­rt. So wurde die Technik-abteilung dieses Mal bedeutend früher in die Proben eingespann­t. Ebenfalls ein Novum: Das Quartett nutzt bei der Inszenieru­ng Mikrofone. „Dadurch kann man einfach eine etwas schönere Stimmfarbe rausholen. Außerdem muss das Ensemble dann nicht so laut singen; es klingt alles etwas weicher“, so Helfert.

Nun muss nur noch das „Sasse“-publikum auf die Musicalaus­fahrt ansprechen. Angst, die Besucherin­nen und Besucher zu verschreck­en? Die haben Welches, Helfert und Kicherer nicht. Ganz im Gegenteil, „Jojo-effekt“mag zwar das erste Musical der „Sasse“sein. Doch schon jetzt deutet sich an, dass es womöglich nicht das letzte sein wird . . .

Drei der vier Schauspiel­er in dem Stück haben zuvor noch nie auf der Bühne gesungen. Lars Helfert Musical-regisseur am „Sasse“-theater

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Foto: Rudi Penk Bitte nur die Spitzen schneiden: „Jojo-effekt“lautet das neue Stück des Schnaithei­mer „Sasse“-theaters. Premiere ist am Samstag, 4. März.

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