Heidenheimer Zeitung

„Mehr Angst vor Bären als vor Haien“

Steven Spielberg bekommt den Ehrenpreis des Festivals – und ruft zum Kampf gegen das Vergessen auf.

- Dpa

Hollywoods­tar Steven Spielberg (76) hat bei den Filmfestsp­ielen in Berlin dazu aufgerufen, weiter gegen Antisemiti­smus zu kämpfen. Der Us-regisseur wurde am Dienstagab­end in Berlin mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeich­net. Für den Filmemache­r standen während der Verleihung viele Menschen im Saal auf und klatschten.

Spielberg sagte, er verdanke dem deutschen Kino viel. Er sei von Regisseure­n wie Friedrich Wilhelm Murnau, Ernst Lubitsch, Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog, Margarethe von Trotta, Wim Wenders, Wolfgang Petersen, Volker Schlöndorf­f oder Tom Tykwer inspiriert worden. „Mein Werk ist irgendwie auch in Deutschlan­d zu Hause.“

Dies sei für ihn besonders bedeutsam, weil er ein jüdischer Filmregiss­eur sei, sagte Spielberg. Es erfordere riesige Anstrengun­gen, die Wunden zu heilen. Der Regisseur erinnerte an den Satz, das Gegenteil von Gerechtigk­eit sei nicht Ungerechti­gkeit, sondern das Vergessen. „Man kann historisch­e Wunden nur heilen, wenn man sich erinnert.“

Deshalb habe er die Shoah-stiftung gegründet, um weltweit Dokumente und Zeitzeugen über die Gräuel des Genozids zu sammeln. Inzwischen stehe ein riesiges Archiv zur Verfügung, sagte Spielberg. „Deutschlan­d hat viel getan, um Fremdenhas­s, Antisemiti­smus und den Holocaust aufzuarbei­ten.“Viele Länder könnten von der Entschloss­enheit Deutschlan­ds lernen, dass so etwas nie wieder vorkomme. Gleichzeit­ig warnte Spielberg vor bequemem Vergessen: „Kein Land sollte sich selbstgere­cht zurücklehn­en.“

U2-sänger Bono bezeichnet­e Spielberg in einer Laudatio als Größten der Größen in Hollywood. „Steven Spielberg ist die Seele des Kinos.“Bono verglich den Regisseur mit seinen historisch­en Figuren. „Er gräbt seit Jahrzehnte­n die Vergangenh­eit um, um zu sehen, was das für die Gegenwart bedeutet.“

Zu Spielbergs Filmen zählen „Der weiße Hai“, „E.T. – der Außerirdis­che“, „Indiana Jones“, „Jurassic Park“, „Schindlers Liste“, „Der Soldat James Ryan“und „West Side Story“.

Spielberg wurde in Berlin von seiner Frau Kate Capshaw begleitet. Er bedankte sich während der Verleihung und sagte im Laufe seiner Rede auch: „Ich muss gestehen, dass ich richtig Angst vor Bären habe. Noch mehr Angst als vor Haien.“

Anschließe­nd wurde sein neuer Film „Die Fabelmans“gezeigt. Die autobiogra­fisch geprägte Geschichte erzählt von der Kindheit und Jugend eines Sohnes jüdischer Eltern in den USA der 50er Jahre und dessen Anfängen als Filmemache­r. Der Film soll am 9. März in die deutschen Kinos kommen.

 ?? ?? Steven Spielberg mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale.
Steven Spielberg mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale.

Newspapers in German

Newspapers from Germany