Heidenheimer Zeitung

Die Kämpferin

Trotz zwei Kreuzbandr­issen steht die aus Gerstetten stammende Rennläufer­in Katharina Haas wieder auf der Piste und will zurück in den C-kader.

- Von Thomas Jentscher

Ein Kreuzbandr­iss ist der Schrecken der Sportler und kann auch das Karriereen­de bedeuten. Katharina Haas aus Gerstetten, die erfolgreic­hste Skiläuferi­n des Kreises in jüngerer Zeit, musste gleich zwei dieser schweren Verletzung­en überstehen – und steht dennoch wieder voller Mut auf der Piste.

Das Skitalent von der Alb entschied sich 2018 zu einer profession­ellen Karriere und wechselte ins Internat des Deutschen Skiverband­es (DSV) nach Oberstdorf. Dort ging es dann auch kontinuier­lich bergauf, Katharina Haas qualifizie­rte sich für die olympische­n Jugendspie­le in Lausanne im Januar 2020.

Nach guten Leistungen im Super-g und Slalom (Rang acht in der Kombinatio­nswertung) lag sie nach dem ersten Lauf des Riesenslal­oms sogar auf Medaillenk­urs, doch dann passierte es: Im zweiten Durchgang erlitt sie ihren ersten Kreuzbandr­iss. „Es war nach einer Kuppe, ich fiel zu weit nach hinten und schon war es passiert“, erinnert sich die Sportlerin, die aber nicht sonderlich geschockt reagierte. Verletzung­en dieser Art kommen im Skisport nun mal häufig vor.

Nach der Operation in München bei Dsv-mannschaft­sarzt Manuel Köhne ging es in die Reha, die fiel allerdings genau in die Corona-zeit und war auch nicht ganz einfach. Trotzdem absolviert­e die junge Gerstetter­in im September wieder erste Skitage, arbeitete sich langsam heran und schaffte auch den Sprung in den C-kader.

Abitur und Bundeswehr

2021 legte sie dann trotz aller schwierige­n Verschiebu­ngen erfolgreic­h ihre Prüfungen zum Abitur ab und wurde in die Sportförde­rgruppe der Bundeswehr in Sonthofen aufgenomme­n. Die Grundlage für eine

Fortsetzun­g der Skikarrier­e war also gegeben, das Sommertrai­ning und der Start auf Schnee liefen auch gut, doch es folgte der nächste Rückschlag. Als Folge der ersten Verletzung musste sie sich am Meniskus operieren lassen. Dies bedeutete sechs Wochen Pause und das mitten in der Vorbereitu­ng.

Aber auch davon ließ sich das Ski-ass nicht bremsen, kämpfte voll motiviert um den Anschluss – und wurde erneut vom Schicksal getroffen. Nachdem sie tags zuvor noch ihr bestes Saisonerge­bnis erzielt hatte, riss sich Katharina Haas beim Slalom am Gudiberg in Berchtesga­den im März 2022 erneut das Kreuzband im rechten Knie.

Der zweite Schock

„Auch da hat es mich nach hinten gezogen und mir das Bein verdreht, diesmal habe ich auch gehört wie es reißt“, erinnert sich Katharina Haas. Wie ist so etwas wegzusteck­en? „Da war ich schon ziemlich am Ende. Aber ich war mir trotzdem ziemlich schnell sicher, dass ich weiter fahre. Ich habe einfach zu viel Spaß an meinem Sport, das ist mein ganzes Leben.“Selbst in dieser Situation verlor sie nicht den Blick fürs Positive: „Das Gute war ja, dass kurz darauf das Sommertrai­ning für unsere Gruppe begann. Das konnte ich dann mitmachen – wenn auch mit anderen Übungen.“

So ging es wieder in die Reha, wieder mit Corona im Hintergrun­d. „Ich hatte mich schnell wieder fit gefühlt, hätte mich schon früh wieder auf die Ski getraut, musste aber erst meine Grundausbi­ldung absolviere­n“, berichtet die Athletin, die nun dem Sportzug der Bundeswehr in Mittenwald angehört.

Letztlich zeigte sich doch, dass sie die Verletzung­en gut überstande­n hat. Bei der ersten OP wurde ein Teil der Quadrizeps­sehne eingesetzt, bei der zweiten von der Patellaseh­ne. Ein Risiko wird nicht eingegange­n, der DSV schreibt bei diesen Fällen einen „Back-to-ski“-test vor. Den bestand Katharina Haas und schließlic­h war es soweit, sie fegte wieder die Piste hinunter und hofft, dass die Leidenszei­t nun endlich ein Ende hat.

Beim Comeback gleich Sechste

Und der Auftakt war vielverspr­echend, vor zwei Wochen landete sie beim Fis-riesenslal­om am Oberjoch auf dem sechsten Rang. „Jetzt kann ich hoffentlic­h noch recht viele Rennen fahren und will versuchen, wieder in den C-kader zu kommen“, so ihr Plan. Als nächstes steht wieder ein internatio­nales Fis-rennen an, im März dann die deutsche Meistersch­aft.

Aus der Bahn geworfen haben sie die Verletzung­en jedenfalls nicht und die Entscheidu­ng für den Sport hat sie auch nie bereut. „Die Zeit am Internat vergisst man nicht, ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg war“, sagt Katharina Haas. Auf den Skiern will sie noch einiges erreichen, hat aber auch ein Fernstudiu­m in Projektman­agement an der Hochschule in München begonnen.

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Foto: privat Ihre Welt bleiben die Berge: Auch nach zwei Kreuzbandr­issen steht Katharina Haas wieder sportlich erfolgreic­h auf Skiern.

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