Die Kämpferin
Trotz zwei Kreuzbandrissen steht die aus Gerstetten stammende Rennläuferin Katharina Haas wieder auf der Piste und will zurück in den C-kader.
Ein Kreuzbandriss ist der Schrecken der Sportler und kann auch das Karriereende bedeuten. Katharina Haas aus Gerstetten, die erfolgreichste Skiläuferin des Kreises in jüngerer Zeit, musste gleich zwei dieser schweren Verletzungen überstehen – und steht dennoch wieder voller Mut auf der Piste.
Das Skitalent von der Alb entschied sich 2018 zu einer professionellen Karriere und wechselte ins Internat des Deutschen Skiverbandes (DSV) nach Oberstdorf. Dort ging es dann auch kontinuierlich bergauf, Katharina Haas qualifizierte sich für die olympischen Jugendspiele in Lausanne im Januar 2020.
Nach guten Leistungen im Super-g und Slalom (Rang acht in der Kombinationswertung) lag sie nach dem ersten Lauf des Riesenslaloms sogar auf Medaillenkurs, doch dann passierte es: Im zweiten Durchgang erlitt sie ihren ersten Kreuzbandriss. „Es war nach einer Kuppe, ich fiel zu weit nach hinten und schon war es passiert“, erinnert sich die Sportlerin, die aber nicht sonderlich geschockt reagierte. Verletzungen dieser Art kommen im Skisport nun mal häufig vor.
Nach der Operation in München bei Dsv-mannschaftsarzt Manuel Köhne ging es in die Reha, die fiel allerdings genau in die Corona-zeit und war auch nicht ganz einfach. Trotzdem absolvierte die junge Gerstetterin im September wieder erste Skitage, arbeitete sich langsam heran und schaffte auch den Sprung in den C-kader.
Abitur und Bundeswehr
2021 legte sie dann trotz aller schwierigen Verschiebungen erfolgreich ihre Prüfungen zum Abitur ab und wurde in die Sportfördergruppe der Bundeswehr in Sonthofen aufgenommen. Die Grundlage für eine
Fortsetzung der Skikarriere war also gegeben, das Sommertraining und der Start auf Schnee liefen auch gut, doch es folgte der nächste Rückschlag. Als Folge der ersten Verletzung musste sie sich am Meniskus operieren lassen. Dies bedeutete sechs Wochen Pause und das mitten in der Vorbereitung.
Aber auch davon ließ sich das Ski-ass nicht bremsen, kämpfte voll motiviert um den Anschluss – und wurde erneut vom Schicksal getroffen. Nachdem sie tags zuvor noch ihr bestes Saisonergebnis erzielt hatte, riss sich Katharina Haas beim Slalom am Gudiberg in Berchtesgaden im März 2022 erneut das Kreuzband im rechten Knie.
Der zweite Schock
„Auch da hat es mich nach hinten gezogen und mir das Bein verdreht, diesmal habe ich auch gehört wie es reißt“, erinnert sich Katharina Haas. Wie ist so etwas wegzustecken? „Da war ich schon ziemlich am Ende. Aber ich war mir trotzdem ziemlich schnell sicher, dass ich weiter fahre. Ich habe einfach zu viel Spaß an meinem Sport, das ist mein ganzes Leben.“Selbst in dieser Situation verlor sie nicht den Blick fürs Positive: „Das Gute war ja, dass kurz darauf das Sommertraining für unsere Gruppe begann. Das konnte ich dann mitmachen – wenn auch mit anderen Übungen.“
So ging es wieder in die Reha, wieder mit Corona im Hintergrund. „Ich hatte mich schnell wieder fit gefühlt, hätte mich schon früh wieder auf die Ski getraut, musste aber erst meine Grundausbildung absolvieren“, berichtet die Athletin, die nun dem Sportzug der Bundeswehr in Mittenwald angehört.
Letztlich zeigte sich doch, dass sie die Verletzungen gut überstanden hat. Bei der ersten OP wurde ein Teil der Quadrizepssehne eingesetzt, bei der zweiten von der Patellasehne. Ein Risiko wird nicht eingegangen, der DSV schreibt bei diesen Fällen einen „Back-to-ski“-test vor. Den bestand Katharina Haas und schließlich war es soweit, sie fegte wieder die Piste hinunter und hofft, dass die Leidenszeit nun endlich ein Ende hat.
Beim Comeback gleich Sechste
Und der Auftakt war vielversprechend, vor zwei Wochen landete sie beim Fis-riesenslalom am Oberjoch auf dem sechsten Rang. „Jetzt kann ich hoffentlich noch recht viele Rennen fahren und will versuchen, wieder in den C-kader zu kommen“, so ihr Plan. Als nächstes steht wieder ein internationales Fis-rennen an, im März dann die deutsche Meisterschaft.
Aus der Bahn geworfen haben sie die Verletzungen jedenfalls nicht und die Entscheidung für den Sport hat sie auch nie bereut. „Die Zeit am Internat vergisst man nicht, ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg war“, sagt Katharina Haas. Auf den Skiern will sie noch einiges erreichen, hat aber auch ein Fernstudium in Projektmanagement an der Hochschule in München begonnen.