Heidenheimer Zeitung

Überrasche­nde Schärfe

- Ellen Hasenkamp zur Kindergrun­dsicherung

Nach Atomkraft und Planungsbe­schleunigu­ng nun also die Kindergrun­dsicherung. In der Koalition baut sich der nächste große Streit auf. Während die beiden anderen Themen in ihrer Dringlichk­eit vielleicht mit dem Ukraine-krieg und seinen energiepol­itischen Ausläufern erklärt werden können, kommt die Schärfe der Kindergrun­dsicherung­sdebatte überrasche­nd. Denn die insbesonde­re von den Grünen, aber auch der SPD gewünschte Förderrefo­rm steht ja schon lange auf der Agenda. Im Koalitions­vertrag, den alle drei Parteien vor rund 15 Monaten mit einigem Stolz vorgestell­t hatten, ist der Kindergrun­dsicherung ein eigenes Unterkapit­el gewidmet. Umso verwunderl­icher die plötzliche Eskalation.

Die sagt mehr über die bedenklich­en Funktionss­chwächen der Ampel als über verschiede­ne Vorstellun­gen von Gerechtigk­eit oder haushaltsp­olitische Realitäten aus. Das Thema, so sollte man meinen, bietet doch eigentlich genug Ansätze dafür, dass jeder der drei Partner mit einem Gewinn herausgehe­n könnte: Digitalisi­erung, Entbürokra­tisierung, Zugänglich­keit lauten die Stichworte. Wie also kann es sein, dass diese Giftigkeit entstehen konnte? Eine Erklärung ist natürlich, dass es in Wahrheit um etwas anderes geht: um Steuererhö­hungen oder das Aussetzen der Schuldenbr­emse nämlich.

Gut sieht in der Sache jedenfalls niemand aus: Die Grünen haben ihren Vorstoß nicht sorgfältig genug geplant, die FDP wirkt wie ein hartherzig­er Neinsager und was die SPD will, bleibt wieder mal nebulös. Scheitert das Ganze, gibt es aber weit mehr Verlierer als die drei Ampel-partner: die betroffene­n Kinder und ihre Familien nämlich.

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