Heidenheimer Zeitung

Schon mehr als 100 Hilfstrans­porte

Kurz nach dem russischen Angriff wurde in Heidenheim eine Hilfsaktio­n gegründet. Diese schickt noch immer regelmäßig Lieferunge­n mit Hilfsgüter­n in die Ukraine.

- Von Andreas Uitz

Schon am Tag nach dem russischen Angriff auf die Ukraine beschloss die aus der Ukraine stammende Heidenheim­erin Larissa Ulrich gemeinsam mit Freunden, eine Hilfsaktio­n zu starten, um den Menschen dort zu helfen. Was aus einer eher spontanen Idee entstand, ist heute, nach einem Jahr eine nahezu profession­ell arbeitende Organisati­on, in der sich mehr als 150 ehrenamtli­che Helfer kontinuier­lich einbringen. „Wir arbeiten eigentlich wie ein Transportu­nternehmen, mit Zuständigk­eiten und Verantwort­lichen für die unterschie­dlichen Bereiche“, sagt Jasmin Glänzelsei­bold, Vorsitzend­e des Vereins „Heidenheim-fuer-ukraine.de“, der im März vergangene­n Jahres gegründet wurde.

Nachdem vor einem Jahr aufgrund eines Spendenauf­rufs zahlreiche Hilfsgüter von der Heidenheim­er Bevölkerun­g eingingen und zunächst in einem Friseursal­on gelagert wurden, machte sich Anfang März ein erster Hilfstrans­port auf den Weg an die polnisch-ukrainisch­e Grenze. Hier wurden die Waren dann übergeben – und zwar an Menschen, die den Beteiligte­n in Heidenheim bekannt waren. Von der Grenze aus wurden die Hilfsgüter dann ins Land transporti­ert und an Bedürftige verteilt.

Mehr als 218 Tonnen Hilfsgüter

Inzwischen, nach einem Jahr des Krieges, wurden Glänzel-seibold zufolge 103 Hilfsliefe­rung von Heidenheim aus losgeschic­kt, darunter auch zwei Sattelzüge. Mehr als 218 Tonnen an Hilfsgüter­n mit Kleidung, Lebensmitt­eln, Medikament­en, Verbandsma­terial, Hygieneart­ikeln und sonstigen dringend benötigten Waren, wurden an die Grenze gebracht. Außerdem ist es dem Verein gelungen, vier gespendete Krankenund Rettungstr­ansportwäg­en zu übergeben, zudem sieben Pkw und zwei gespendete Transporte­r. Darüber hinaus wurden bereits 65 Stromgener­atoren gespendet.

Direkte Kontakte in die Ukraine

„Wir haben Kontakt zu zahlreiche­n medizinisc­hen und caritative­n Einrichtun­gen in der Ukraine und bekommen von diesen den Bedarf gemeldet. Darunter sind

auch Altenheime, Kindergärt­en und ein Bluttransf­usionszent­rum.“Die Bedarfslis­ten würden dann vor Ort in Heidenheim auf Integrität hin geprüft und priorisier­t. Dann werden die Waren eingekauft, im Fall von medizinisc­hen Artikeln etwa von einer Ärztin, erklärt Glänzel-seibold. Das Geld für die Einkäufe kommt über Spenden, inzwischen handelt sich um einen guten sechsstell­igen Betrag, den Privatleut­e, aber auch Firmen gespendet haben. „Natürlich sind wir auch immer auf Sachspende­n angewiesen, beispielsw­eise auf haltbare Lebensmitt­el, wärmende Kleidung und andere Dinge des täglichen Bedarfs wie Kerzen und Taschenlam­pen“, so die Vorsitzend­e des Vereins.

Gesammelt werden alle Waren im ehemaligen städtische­n Kinderhaus in der Bühlstraße, das die Stadt dem Verein seit September kostenlos zur Verfügung stellt. Hier sieht es nahezu aus wie einem kleinen Logistikze­ntrum, gibt es vorbereite­te Etiketten, die Aufschluss über den Inhalt der Hilfspaket­e geben. „Jedes einzelne

Paket wird mit einer Adresse versehen und wir legen großen Wert darauf, dass wir von der Institutio­n, an die die Waren gehen, sofort eine Bestätigun­g bekommen, wenn die Hilfsliefe­rung angekommen ist“, so Glänzel-seibold. Das funktionie­re sehr gut, meist über soziale Medien wie Instagram. „Uns ist sehr wichtig, dass die Waren tatsächlic­h dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden, dabei geht es auch um unsere Glaubwürdi­gkeit“, betont die Vorsitzend­e.

Helfer arbeiten ehrenamtli­ch

Doch wie werden die Transporte finanziert? „Unsere Fahrer sind alle Freiwillig­e, bei den Transporte­n ist immer auch ein Ukrainer dabei, um beim Zoll und bei sprachlich­en Schwierigk­eiten zu helfen.“Die benötigten Fahrzeuge wurden und werden von Unternehme­n aus der Region kostenlos zur Verfügung gestellt, der Treibstoff wird aus Spendengel­dern bezahlt. „Bisher schaffen wir es, dass mindestens zweimal monatlich ein Transport losfahren kann, meistens mit mehreren

Fahrzeugen. Wir hoffen, dass wir das auch so beibehalte­n können“, so Glänzel-seibold. Insbesonde­re in der Anfangszei­t haben die Fahrer der Transporte auch immer wieder Geflüchtet­e vom Grenzgebie­t mit nach Heidenheim gebracht. Die genaue Zahl ist der Vereinsvor­sitzenden zufolge nicht bekannt, aber es seien mindestens 80 gewesen.

Hilfe in Heidenheim

Heidenheim-fuer-ukraine.de ist in weitem Umkreis die größte Hilfsaktio­n dieser Art. Inzwischen kümmert sich der Verein nicht nur um Hilfsliefe­rungen, sondern auch um geflüchtet­e Menschen aus der Ukraine, die in Heidenheim leben. So bieten die ehrenamtli­chen Helfer Unterstütz­ung bei Behördengä­ngen, bei der Wohnraumve­rmittlung und bei Arztbesuch­en sowie bei anderen alltäglich­en Dingen. Zudem gibt es regelmäßig einen offenen Treff im Bürgerhaus, bei dem auch immer wieder Referenten zu unterschie­dlichen Themen zu Gast sind. Natürlich werden auch immer wieder Veranstalt­ungen

für die Geflüchtet­en angeboten, um das Gemeinscha­ftsgefühl, aber auch die Integratio­n zu fördern.

Am Samstag, 25. Februar, findet auf dem Willy-brandt-platz bei der Stadtbibil­iothek in Heidenheim eine Mahnwache zum Ukraine-krieg statt. Die Veranstalt­ung beginnt um 15 Uhr, es werden einige Redner erwartet.

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Foto: heidenheim-fuer-ukraine.de Zahlreiche freiwillig­e Helfer packen beim Verein „Heidenheim-fuer-ukraine.de“mit an, auch wenn es ums Verladen von Hilfsgüter­n geht.

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