Schon mehr als 100 Hilfstransporte
Kurz nach dem russischen Angriff wurde in Heidenheim eine Hilfsaktion gegründet. Diese schickt noch immer regelmäßig Lieferungen mit Hilfsgütern in die Ukraine.
Schon am Tag nach dem russischen Angriff auf die Ukraine beschloss die aus der Ukraine stammende Heidenheimerin Larissa Ulrich gemeinsam mit Freunden, eine Hilfsaktion zu starten, um den Menschen dort zu helfen. Was aus einer eher spontanen Idee entstand, ist heute, nach einem Jahr eine nahezu professionell arbeitende Organisation, in der sich mehr als 150 ehrenamtliche Helfer kontinuierlich einbringen. „Wir arbeiten eigentlich wie ein Transportunternehmen, mit Zuständigkeiten und Verantwortlichen für die unterschiedlichen Bereiche“, sagt Jasmin Glänzelseibold, Vorsitzende des Vereins „Heidenheim-fuer-ukraine.de“, der im März vergangenen Jahres gegründet wurde.
Nachdem vor einem Jahr aufgrund eines Spendenaufrufs zahlreiche Hilfsgüter von der Heidenheimer Bevölkerung eingingen und zunächst in einem Friseursalon gelagert wurden, machte sich Anfang März ein erster Hilfstransport auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze. Hier wurden die Waren dann übergeben – und zwar an Menschen, die den Beteiligten in Heidenheim bekannt waren. Von der Grenze aus wurden die Hilfsgüter dann ins Land transportiert und an Bedürftige verteilt.
Mehr als 218 Tonnen Hilfsgüter
Inzwischen, nach einem Jahr des Krieges, wurden Glänzel-seibold zufolge 103 Hilfslieferung von Heidenheim aus losgeschickt, darunter auch zwei Sattelzüge. Mehr als 218 Tonnen an Hilfsgütern mit Kleidung, Lebensmitteln, Medikamenten, Verbandsmaterial, Hygieneartikeln und sonstigen dringend benötigten Waren, wurden an die Grenze gebracht. Außerdem ist es dem Verein gelungen, vier gespendete Krankenund Rettungstransportwägen zu übergeben, zudem sieben Pkw und zwei gespendete Transporter. Darüber hinaus wurden bereits 65 Stromgeneratoren gespendet.
Direkte Kontakte in die Ukraine
„Wir haben Kontakt zu zahlreichen medizinischen und caritativen Einrichtungen in der Ukraine und bekommen von diesen den Bedarf gemeldet. Darunter sind
auch Altenheime, Kindergärten und ein Bluttransfusionszentrum.“Die Bedarfslisten würden dann vor Ort in Heidenheim auf Integrität hin geprüft und priorisiert. Dann werden die Waren eingekauft, im Fall von medizinischen Artikeln etwa von einer Ärztin, erklärt Glänzel-seibold. Das Geld für die Einkäufe kommt über Spenden, inzwischen handelt sich um einen guten sechsstelligen Betrag, den Privatleute, aber auch Firmen gespendet haben. „Natürlich sind wir auch immer auf Sachspenden angewiesen, beispielsweise auf haltbare Lebensmittel, wärmende Kleidung und andere Dinge des täglichen Bedarfs wie Kerzen und Taschenlampen“, so die Vorsitzende des Vereins.
Gesammelt werden alle Waren im ehemaligen städtischen Kinderhaus in der Bühlstraße, das die Stadt dem Verein seit September kostenlos zur Verfügung stellt. Hier sieht es nahezu aus wie einem kleinen Logistikzentrum, gibt es vorbereitete Etiketten, die Aufschluss über den Inhalt der Hilfspakete geben. „Jedes einzelne
Paket wird mit einer Adresse versehen und wir legen großen Wert darauf, dass wir von der Institution, an die die Waren gehen, sofort eine Bestätigung bekommen, wenn die Hilfslieferung angekommen ist“, so Glänzel-seibold. Das funktioniere sehr gut, meist über soziale Medien wie Instagram. „Uns ist sehr wichtig, dass die Waren tatsächlich dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden, dabei geht es auch um unsere Glaubwürdigkeit“, betont die Vorsitzende.
Helfer arbeiten ehrenamtlich
Doch wie werden die Transporte finanziert? „Unsere Fahrer sind alle Freiwillige, bei den Transporten ist immer auch ein Ukrainer dabei, um beim Zoll und bei sprachlichen Schwierigkeiten zu helfen.“Die benötigten Fahrzeuge wurden und werden von Unternehmen aus der Region kostenlos zur Verfügung gestellt, der Treibstoff wird aus Spendengeldern bezahlt. „Bisher schaffen wir es, dass mindestens zweimal monatlich ein Transport losfahren kann, meistens mit mehreren
Fahrzeugen. Wir hoffen, dass wir das auch so beibehalten können“, so Glänzel-seibold. Insbesondere in der Anfangszeit haben die Fahrer der Transporte auch immer wieder Geflüchtete vom Grenzgebiet mit nach Heidenheim gebracht. Die genaue Zahl ist der Vereinsvorsitzenden zufolge nicht bekannt, aber es seien mindestens 80 gewesen.
Hilfe in Heidenheim
Heidenheim-fuer-ukraine.de ist in weitem Umkreis die größte Hilfsaktion dieser Art. Inzwischen kümmert sich der Verein nicht nur um Hilfslieferungen, sondern auch um geflüchtete Menschen aus der Ukraine, die in Heidenheim leben. So bieten die ehrenamtlichen Helfer Unterstützung bei Behördengängen, bei der Wohnraumvermittlung und bei Arztbesuchen sowie bei anderen alltäglichen Dingen. Zudem gibt es regelmäßig einen offenen Treff im Bürgerhaus, bei dem auch immer wieder Referenten zu unterschiedlichen Themen zu Gast sind. Natürlich werden auch immer wieder Veranstaltungen
für die Geflüchteten angeboten, um das Gemeinschaftsgefühl, aber auch die Integration zu fördern.
Am Samstag, 25. Februar, findet auf dem Willy-brandt-platz bei der Stadtbibiliothek in Heidenheim eine Mahnwache zum Ukraine-krieg statt. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr, es werden einige Redner erwartet.