Was die Jugend bewegt
Seit gut zehn Jahren liefert die Jugendstudie Baden-württemberg Einblicke in Befindlichkeiten, Einstellungen und Interessen junger Menschen. Das sind die Ergebnisse aus dem Jahr 2022.
Wie geht es den Jugendlichen im Südwesten? Was tun sie? Welche Einstellungen und Haltungen haben sie? Was beschäftigt und besorgt sie? Um solche Fragen zu beleuchten, wird seit 2011 im Abstand von zwei bis drei Jahren die „Jugendstudie Baden-württemberg“aufgestellt. Im Auftrag des Kultusministeriums wurde sie bislang von der Jugendstiftung des Landes verantwortet. Diesmal haben erstmals Sozialforscher der Universität Stuttgart Daten erhoben. Grundlage sind Befragungen von Jugendlichen. Ein Überblick.
Schule und Bildung Die Befragten, alles Neuntklässler der im Land vorhandenen Schularten, meistens 14 bis 16 Jahre alt, gehen insgesamt gern zur Schule. Jeweils rund 80 Prozent gaben an, sich in ihrer Schule und ihrer Klasse wohlzufühlen. Knapp die Hälfte aller Befragten wünscht sich, zu studieren. Auch ein gutes Drittel der Realschüler nennt das als Ziel. Mädchen und Jugendliche mit Migrationshintergrund geben ein überdurchschnittlich hohes Bildungsstreben an.
Freizeit Die wichtigsten Freizeitbeschäftigungen sind „Musik hören“, „Internet nutzen“und „Freunde treffen“mit jeweils gut 73 Prozent. Es folgen „Tv/filme/ Serien schauen“(52 Prozent) und „Mit Familie zusammen sein“(50 Prozent). Sport, ob im Verein oder außerhalb eines Vereins, liegt auf den Plätzen neun und zehn der Top 10 der Freizeitbeschäftigungen. „Trotz zunehmender
Freizeitaktivitäten im digitalen Raum nehmen persönliche Beziehungen einen wichtigen Platz ein“, folgern die Autoren in der Auswertung. Nur wenige Befragte engagieren sich ehrenamtlich oder politisch. Als Grund wird Zeitnot genannt.
Politik Auf diesem Bereich liegt ein Schwerpunkt der Jugendstudie. Die Forscherinnen und Forscher stellten ein „mittleres Politikinteresse und mittlere Zufriedenheit mit der aktuellen Demokratie in Deutschland“fest. Das Vertrauen in Politiker, Parteien
und öffentlich-rechtliche Medien sei relativ gering, das in Bürgermeister oder Experten dagegen recht hoch. Insgesamt findet man es aber nicht unwichtig, in einem demokratischen Land zu leben. Alternative Regierungsformen haben nicht viel Zuspruch. „Unter den Befragten zeigten sich vergleichsweise hohe Zustimmungswerte zu ,populistischen‘ Aussagen“, folgern die Autoren aus Antworten auf gezielte Fragen. Die Mehrheit der Jugendlichen äußere zudem Sympathien für Elemente der direkten Demokratie.
Sorgen, Belastung und Nöte Laut der Studie machen sich viele Befragte oft Sorgen. Insgesamt 43 Prozent gaben an, dass sie sich in den vergangenen Wochen „meistens“, „fast immer“oder „immer“Sorgen gemacht hätten. Auch Niedergeschlagenheit oder depressive Gefühle sind verbreitet. Gleichzeitig berichten mehr als zwei Drittel, „meistens“, „fast immer“oder „immer“in der letzten Woche glücklich gewesen zu sein. Ängste äußern die Befragten vor allem im Zusammenhang mit Krieg und Terror, sozialer Ungleichheit und Armut sowie dem Klimawandel. Die meisten Schüler geben an, sich bei gesundheitlichen oder psychischen Problemen an bestimmte Menschen wenden zu können. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Familie. Berufsleben Nach ihren Berufszielen befragt, geben Mädchen und Jungen unterschiedliche Vorlieben an. Während die Mädchen eher zu den Branchen Gesundheit, Soziales oder Pädagogik neigen, sind es bei den Jungs die Bereiche Technik, It/computer oder Handwerk. 52 Prozent wünschen sich mehr Unterstützung bei der Berufswahl, 48 Prozent fühlen sich gut unterstützt.
Folgen In Auftrag gegeben hat die Studie das Kultusministerium. Ressortchefin Theresa Schopper (Grüne) kündigte an, die Ergebnisse mit Jugendlichen besprechen zu wollen. Dazu soll es im zweiten Quartal sechs regionale „Jugendkonferenzen“geben. Im Sommer sollen die Erkenntnisse in eine „große Fachkonferenz“einfließen.