Heidenheimer Zeitung

Özdemir sagt Werbung für Kinder den Kampf an

Agrarminis­ter will gesunder Ernährung mehr Gewicht verleihen. FDP fürchtet Beschränku­ngen durch zu scharfe Grenzwerte.

- Von Dominik Guggemos

In den Koalitions­verhandlun­gen war ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmitt­el hochumstri­tten, schaffte es aber in den Vertrag. Minister Cem Özdemir (Grüne) dürfte nun zeitnah ein Eckpunktep­apier vorlegen, in dem er seine Vorstellun­gen für ein Werbeverbo­t darlegt. Innerhalb der Regierung abgestimmt wird das Papier aber nicht sein – weil für die FDP noch entscheide­nde Fragen offen sind.

Fdp-fraktionsv­ize Carina Konrad warnt: „Wir erwarten, dass er sich bei seinem angekündig­ten Vorhaben klar an die Formulieru­ng im Koalitions­vertrag hält.“Dabei geht es der FDP vor allem um die Kriterien, was ungesunde Lebensmitt­el sind und was nicht. Bei der Einstufung „haben wir in die im Raum stehenden, und von vielen NGOS geforderte­n, Who-grenzwerte aus gutem Grunde nicht vereinbart“, betont Konrad gegenüber dieser Zeitung. Diese seien weltfremd. Sie befürchtet, dass mit den Grenzwerte­n der Weltgesund­heitsorgan­isation „noch nicht mal mehr ein Glas Milch, ein frisches Rosinenbrö­tchen oder bestimmte Obstsäfte beworben werden dürften“.

Die im Koalitions­vertrag festgehalt­ene Vereinbaru­ng, die Lebensmitt­elwerbung in den Blick zu nehmen, sei „besonders für die Grünen und den treibenden Lobbygrupp­en dahinter von großer symbolisch­er Bedeutung“, sagt Konrad. Damit laufe man aber große Gefahr, die wahren Probleme zu übergehen und über pauschale Verbotsdis­kussionen von diesen abzulenken.

Worum es Özdemir geht, hatte er auf einer von der Verbrauche­rzentrale

Bundesverb­and veranstalt­eten Diskussion deutlich gemacht. „Nicht jeder, der sich nicht gut ernährt, will das auch so“, sagt der Ernährungs­minister. Alle sollten eine Chance haben, gesund alt zu werden, findet Özdemir.

Der Zentralver­band der deutschen Werbewirts­chaft ist gegen ein Werbeverbo­t. Hauptgesch­äftsführer Bernd Nauen verweist darauf, dass im Coronajahr 2020 die Werbeausga­ben gesunken seien, aber die Übergewich­tsquote gestiegen sei.

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