Furcht vor Dürre-sommer
In weiten Teilen fehlen erneut die Niederschläge. Dabei ist der Winter eigentlich die Zeit, in der sich der Grundwasserspiegel erholen sollte.
Nach dem vergangenen Sommer mit extremer Hitze und Wassermangel macht Frankreich mitten im Winter anhaltende Trockenheit zu schaffen – und schon gibt es Angst vor einem zweiten Dürre-sommer. Seit vier Wochen habe es praktisch keinen Niederschlag gegeben, der bisherige Rekord von 22 Tagen ohne Regen im Winter aus dem Jahr 1989 sei bereits gebrochen worden, teilte der Wetterdienst Météo France mit. Dazu kämen Temperaturen, die an manchen Tagen eher dem März oder April entsprächen.
Der im Sommer abgesackte Grundwasserspiegel habe kaum Möglichkeit, sich aufzufüllen und zu erholen, warnte der nationale geologische Dienst (BRGM) bereits. Die Niederschläge im Herbst seien ungenügend gewesen und schon zum Jahreswechsel lagen die Pegelstände deutlich unter denen ein Jahr zuvor. Nach aktuellen Daten des nationalen Wassermonitorings weisen von 422 beobachteten Grundwassergebieten 125 ein sehr niedriges Niveau auf, 120 ein niedriges Niveau und 97 ein mäßig niedriges Niveau. Dabei sei es gerade im Winter wichtig, dass sich das Grundwasser
wieder auffüllt, sagte der Agrar-meteorologe Serge Zaka. Die Zeit von November bis März, in der sich das Grundwasser wieder auffüllt, sei entscheidend. „Davon hängt ab, was das ganze Jahr über passiert.“
Im Moment reichten die Regenmengen nicht aus, um die Dürre im Jahr 2022 auszugleichen. „Das ist eine Zeitbombe: Sobald die geringen Wassermengen im Boden von den Pflanzen genutzt werden, muss das Grundwasser
angezapft werden, um die Pflanzen zu bewässern, und wir werden die gleichen Folgen wie im letzten Jahr haben.“
Wegen der langen Trockenheit drohen im Südwesten Frankreichs besonders frühe und schlimme Waldbrände. „Die Feuer könnten intensiver sein, weil sie mehr Nahrung bekommen“, sagte Stéphane Clerc vom Département Pyrénées-orientales. Selbst Eichen, Olivenbäume und Aleppokiefern, die als besonders resistent gegen Dürre gelten, stürben mitten im Winter ab.
In dem Département, das an das Mittelmeer und an Spanien grenzt, zeugen aufgesprungene Böden und ausgetrocknete Wasserläufe von dem dramatischen Wassermangel, einer Folge des menschengemachten Klimawandels. In ganz Frankreich hatte es zuletzt landesweit 32 Tage am Stück keinen nennenswerten Niederschlag gegeben, ein historischer Höchststand.
Schon jetzt Waldbrände
Seit Anfang des Jahres seien in der Gegend bereits knapp 90 Hektar Land abgebrannt, mehr als viermal so viel wie im Vorjahr. Frankreich hatte bereits im vergangenen Jahr unter einer extremen Trockenheit und zahlreichen Hitzeperioden gelitten, die zahlreiche Waldbrände begünstigt hatten, unter anderem in der Bretagne, in der dies bislang sehr selten vorkam. Im Département Pyrénées-orientales wurde die Dürre-warnung seit vergangenem Juni nicht aufgehoben. Seit Mitte Februar gilt auch im südfranzösischen Var der Alarmzustand, der Wasser-einschränkungen ermöglicht.