Liebe Scheibchentaktik,
nicht selten hat Dein Name einen eher unvorteilhaften Klang. Anstatt klipp und klar zu sagen, auf was ein Plan hinausläuft, geht man Scheibchen für Scheibchen vor. Nur noch ein Gewerbegebiet hier! Nur noch ein Industriepark da! Das klingt besser als die Ankündigung, dass der halbe Landkreis unter Logistikhallen verschwinden soll.
Andererseits gibt es auch Scheibchentaktiken, die völlig akzeptiert sind. Es gilt als unüblich, Käse oder Brot in ganzen Laiben zu verspeisen. Auch eine große Salami bekommt man am Stück kaum herunter. Es hat sich bewährt, hier scheibchenweise vorzugehen.
Beim Manager und der Politikerin sind Scheibchen also eher pfui, bei der Metzgerin oder dem Bäcker hingegen zu begrüßen. Wie aber schaut es in der Forstwirtschaft aus?
Richtig. Diese Frage drängt sich eigentlich nicht auf. Anders ist es jedoch, wenn man sich nahe der Bannwaldhütte zwischen Schnaitheim und Zang befindet. Denn dort meint man zunächst, jemand habe eine Fichte (lat. picea arbies) mit einer Salami (lat. farcimen ex italia pro pizza) verwechselt. Alles in Scheiben! Und man merkt, wie man unwillkürlich eine Szene im Kopf hat. „Geben Sie mir bitte noch dreieinhalb Tonnen Fichte!“„Gern. Soll ich‘s Ihnen schneiden?“
Nun hat man im Kopf nicht nur Szenen, sondern auch Augen. Und man sieht natürlich deutlich, dass entlang des Wegs an der Bannwaldhütte Kurse im Motorsägen stattfinden, wie sie ja unbedingt zu empfehlen sind (für Menschen, die motorsägen. Alle anderen können auch ohne klarkommen). Es gibt Stationen zum Ausasten, es werden Fallkerben hergestellt und man übt das sichere Sägen an Stämmen unter Spannung. Und an einer Station geht es offensichtlich um gerade, saubere Schnitte. Das Ergebnis sind Scheiben. Viele sogar.
Und was lernen wir? In der Forstwirtschaft scheint die Scheibchentaktik gut und sinnvoll, sogar, wenn es ums vespern geht. „Ich nehm die Wurst am Stück mit, ich habe ja eine Motorsäge.“Wer das sagen kann, hat es gut. Aber Du liest das eh wieder nicht.