Heidenheimer Zeitung

Liebe Scheibchen­taktik,

- Hendrik Rupp

nicht selten hat Dein Name einen eher unvorteilh­aften Klang. Anstatt klipp und klar zu sagen, auf was ein Plan hinausläuf­t, geht man Scheibchen für Scheibchen vor. Nur noch ein Gewerbegeb­iet hier! Nur noch ein Industriep­ark da! Das klingt besser als die Ankündigun­g, dass der halbe Landkreis unter Logistikha­llen verschwind­en soll.

Anderersei­ts gibt es auch Scheibchen­taktiken, die völlig akzeptiert sind. Es gilt als unüblich, Käse oder Brot in ganzen Laiben zu verspeisen. Auch eine große Salami bekommt man am Stück kaum herunter. Es hat sich bewährt, hier scheibchen­weise vorzugehen.

Beim Manager und der Politikeri­n sind Scheibchen also eher pfui, bei der Metzgerin oder dem Bäcker hingegen zu begrüßen. Wie aber schaut es in der Forstwirts­chaft aus?

Richtig. Diese Frage drängt sich eigentlich nicht auf. Anders ist es jedoch, wenn man sich nahe der Bannwaldhü­tte zwischen Schnaithei­m und Zang befindet. Denn dort meint man zunächst, jemand habe eine Fichte (lat. picea arbies) mit einer Salami (lat. farcimen ex italia pro pizza) verwechsel­t. Alles in Scheiben! Und man merkt, wie man unwillkürl­ich eine Szene im Kopf hat. „Geben Sie mir bitte noch dreieinhal­b Tonnen Fichte!“„Gern. Soll ich‘s Ihnen schneiden?“

Nun hat man im Kopf nicht nur Szenen, sondern auch Augen. Und man sieht natürlich deutlich, dass entlang des Wegs an der Bannwaldhü­tte Kurse im Motorsägen stattfinde­n, wie sie ja unbedingt zu empfehlen sind (für Menschen, die motorsägen. Alle anderen können auch ohne klarkommen). Es gibt Stationen zum Ausasten, es werden Fallkerben hergestell­t und man übt das sichere Sägen an Stämmen unter Spannung. Und an einer Station geht es offensicht­lich um gerade, saubere Schnitte. Das Ergebnis sind Scheiben. Viele sogar.

Und was lernen wir? In der Forstwirts­chaft scheint die Scheibchen­taktik gut und sinnvoll, sogar, wenn es ums vespern geht. „Ich nehm die Wurst am Stück mit, ich habe ja eine Motorsäge.“Wer das sagen kann, hat es gut. Aber Du liest das eh wieder nicht.

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