Disziplinarische Maßnahme als Glücksgriff
Schnelle Führung reicht dem HSV nur zum Remis im Topspiel. Heidenheim erhöht den Druck.
Darmstadt. Hsv-trainer Tim Walter lässt beim Projekt BundesligaRückkehr keinen Schlendrian durchgehen. „Wir haben Regeln“, sagte er nach dem 1:1 (1:0) im Zweitliga-topspiel beim SV Darmstadt 98 zur kurzfristigen Verbannung von Bakery Jatta aus der Startelf. „Da geht es um grundlegende Dinge, um unser Zusammenleben. Ob wir gegen Darmstadt spielen oder sonst jemanden, ist mir völlig egal“, erklärte Walter.
Disziplinlosigkeit soll die trotz des Remis weiter guten Aufstiegschancen nach fünf Jahren Zweitklassigkeit nicht gefährden. Die Degradierung von Leistungsträger und Stürmer Jatta erwies sich am Samstagabend ungewollt sogar zum Glücksgriff: Der für ihn aufgebotene Ransford-yeboah
Königsdörffer schoss nach kaum vier Minuten das Führungstor. „Wenn der eine zu spät kommt, ist es des einen Freud und des anderen Leid“, befand Walter kühl.
Rückendeckung bekam Walter aus der Mannschaft. „Bakery hat einen Fehler gemacht und die Quittung dafür bekommen“, sagte Innenverteidiger Sebastian Schonlau. „Das darf man nicht und sollte man nicht tun“, meinte auch Profiteur Königsdörffer. Zuversichtlich ist er, dass sich trotz des gleich gebliebenen Punkte-abstandes des HSV (45) zu den Hessen (49) nicht viel an der guten Perspektive geändert hat: „Wir sind eine starke Truppe und haben in der Rückrunde noch kein Spiel verloren. Ich hoffe, dass das so bleibt, dann schaffen wir hoffentlich den Aufstieg.“
Allerdings müssen sich die Hanseaten leistungsmäßig wieder steigern, um den zweiten Tabellenplatz in den verbleibenden zwölf Liga-partien zu verteidigen. Zumal der 1. FC Heidenheim am Sonntag mit dem 1:0-Sieg bei Arminia Bielefeld bis auf zwei Punkte an den HSV herangerückt ist und im Aufstiegsrennen den Druck auf das Spitzenduo erhöht. Stefan Schimmer (70. Minute) traf für den Liga-dritten. Bielefeld dagegen verharrt nach der dritten Niederlage in Folge auf dem Abstiegsrelegationsplatz.
Dabei taten sich die Heidenheimer schwer, fanden in der Offensive kaum statt und hatten in der Defensive viel Arbeit. Denn die Bielefelder spielten mutig und hatten einige Chancen: Bryan Lasme (33.) scheiterte mit einem Volleyschuss
am Außennetz (33.) und kurz darauf mit einem Kopfball an Schlussmann Kevin Müller (38.). Jomaine Consbruch (34.) verpasste mit seinem Schuss nur knapp das Tor. Auch Consbruchs nächste Großchance, ein Schuss aus wenigen Metern (60.), landete nicht im Tor, sondern wurde von Norman Theuerkauf geblockt. Die mangelnde Chancenverwertung wurde prompt bestraft: Joker Schimmer gelang in der Endphase der glückliche Siegtreffer für die Gäste. Nach einem langen Abschlag von Müller konnten die Bielefelder den Ball nicht klären.
Während es der Hamburger SV am Samstag mit dem nun von Extrainer Dieter Hecking betreuten 1. FC Nürnberg und dann mit dem Karlsruher SC zu tun bekommt, treffen die seit 21 Spielen ungeschlagenen Darmstädter in den nächsten drei Wochen auf die zwei weiteren Verfolger Heidenheim und 1. FC Kaiserslautern. Die Lauterer haben nach dem 3:1 gegen Greuther Fürth am Samstag als Fünfter 38 Punkte.