Die Nummer eins auf der Schanze
Die beeindruckende Bilanz eines Wm-wochenendes: Gold im Mixed-team, Gold für die Frauen, Silber und Bronze für die Andreas Wellinger und Karl Geiger – die Antwort auf die Krise ist beeindruckend.
Andreas Wellinger fiel der Schanzen-queen Katharina Althaus um den Hals, dann stürzten sich auch Karl Geiger und Selina Freitag in das Gold-knäuel: Mit dem erneuten Triumph im Mixed haben die deutschen Skispringer ein denkwürdiges Wm-wochenende in Planica gekrönt – und damit der Männer-krise ein eindrückliches Ende gesetzt. „Das ist ein bisschen unwirklich, aber mega geil“, sagte Wellinger keine 24 Stunden nach seinem Silbersprung im Einzel.
„Es ist das Größte, mit der Mannschaft zusammen zu gewinnen. Wahnsinn, was hier passiert ist“, sagte auch Geiger angesichts der deutschen Schanzenparty in Slowenien. Schon am Samstag hatte das DSV-TEAM einen kompletten Medaillensatz geholt: Erst flog das Frauen-team um Seriensiegerin Althaus zu Gold, am Abend legten Wellinger mit Silber und Geiger mit Bronze nach.
Gold im Mixed war beinahe die logische Folge. Am Ende lag das Dsv-quartett mit 1017,2 Punkten vor Norwegen (1004,5) und Slowenien (1000,4). „Andis letzter Sprung war überragend, er hat es super gemacht. Die Katha hat einen Flug hingelegt, der war gewaltig. Den Titel verteidigt, unglaublich“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.
Karl Geiger setzte damit seine verrückte persönliche Serie fort: In seinem zehnten Wm-wettkampf holte der 30-Jährige seine neunte Medaille. „Das ist schon Wahnsinn. Weltmeisterschaften scheinen mir irgendwie zu liegen“, sagte Geiger. Das gilt auch für Wellinger, der 2017 schon zweimal Silber gewonnen hatte. 2019 kam der Kreuzbandriss und die langen Jahre des sportlichen Leidens. Spätestens jetzt in Planica ist er beeindruckend zurückgekehrt.
„Ich habe immer an mich geglaubt und bin zum Glück endlich belohnt worden“, sagte Wellinger,
der schon am Samstag auf dem Podest mit Geiger und dem polnischen Weltmeister Piotr Zyla um die Wette gestrahlt hatte. Noch bei der Vierschanzentournee hatten die Dsv-adler enttäuscht, Bundestrainer Stefan
Horngacher stand in der Kritik, manch einer forderte schon seine Ablösung.
Wie viel von Horngacher abfiel, sah man an den Reaktionen auf dem Trainerturm. „Der Stein ist riesig, der fällt immer noch.
Wir haben eine schwierige Saison hinter uns, aber haben nie aufgegeben“, sagte der in Titisee-neustadt lebende Österreicher. Der Sieg von Katharina Althaus zum Wm-auftakt am Donnerstag habe der Mannschaft einen „Push“gegeben. Die 1,57 Meter große Oberstdorferin brach am Wochenende in Planica reihenweise Rekorde: Als erste Skispringerin der Geschichte hat sie sieben Goldmedaillen gesammelt, in der Liste der erfolgreichsten Weitenjäger hat sie nur noch den Österreicher Thomas Morgenstern (acht Titel) vor sich.
„Das ist natürlich der Wahnsinn“, hatte Katharina Althaus schon am Samstag gesagt, als sie im Auslauf mit Selina Freitag, Luisa Görlich und Anna Rupprecht den Hit des Wochenendes anstimmte: „Die Nummer eins der Welt sind wir“, sang das Quartett auch wenige Stunden später, als nach der Siegerehrung die Medaillen um den Hals hingen. Widersprechen konnte da kaum jemand.