Heidenheimer Zeitung

Premier Sunak: „Beginn eines neuen Kapitels“mit der EU

Großbritan­nien und die Europäisch­e Union erzielen nach harten und langwierig­en Verhandlun­gen einen Kompromiss zum umstritten­en Nordirland-protokoll.

- Jochen Wittmann

Sogar der König durfte eine Nebenrolle spielen und dem Treffen des Premiermin­isters Rishi Sunak mit der Eu-kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am Montag royalen Glanz verleihen. Obwohl es im Vorfeld Proteste gegen die „Politisier­ung der Monarchie“gegeben hatte, empfing Charles III. die Deutsche zum Tee auf Schloss Windsor. Von der Leyen war am Montagmorg­en nach Großbritan­nien gereist, um eines der vertrackte­sten Brexit-probleme zu lösen: die Reform des Nordirland-protokolls.

Bei ihrem Treffen in Windsor wurden sich Sunak und von der Leyen schnell einig. Immerhin waren Hunderte von Verhandlun­gsstunden zwischen Beamten beiderseit­s vorausgega­ngen, der Deal war schon seit Wochen unterschri­ftsreif. Sunak sprach von einem „entscheide­nden Durchbruch“. Das „Windsor-rahmenwerk“werde „einen neuen Weg vorwärts für die Bürger in Nordirland weisen“, sagte er, und auch das Verhältnis zur EU auf eine neue Basis stellen: „Dies ist der Beginn eines neuen Kapitels in unseren Beziehunge­n.“

Wird das Abkommen den gordischen Knoten des Brexit-streits lösen können? Das Nordirland­protokoll, Teil des Austrittsa­bkommens zwischen der Europäisch­en Union und Großbritan­nien, war von Anfang an zu einem Problem zwischen London und Brüssel geworden. Das Protokoll sollte verhindern, dass es auf der Grünen Insel zwischen Nordirland und der Republik im Süden wieder eine harte Grenze gibt, weil das den Bürgerkrie­g hätte aufflammen lassen können. Daher musste Nordirland im europäisch­en Binnenmark­t verbleiben. Zwischen der Provinz und dem britischen Mutterland wurden, um die Integrität des Binnenmark­tes zu garantiere­n, Zoll- und Einfuhrkon­trollen fällig.

Mehrere Probleme

Das führte umgehend zu Problemen im inner-britischen Warenverke­hr. Einige Produkte wie Würstchen oder Saatkartof­feln durften gar nicht erst eingeführt werden. Andere Vorbehalte gegenüber dem Protokoll betrafen die Rolle des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EUGH) und das demokratis­che Defizit, das entstand, nachdem die Nordiren EU-VORschrift­en zu befolgen haben, ohne dabei mitbestimm­en zu können.

Die Windsor-vereinbaru­ng schlägt mehrere Kompromiss­e vor. Auf Warenkontr­ollen will man etwa weitestgeh­end verzichten. Dazu werden rote und grüne Korridore eingericht­et: Güter, die für den Export nach Irland bestimmt sind, unterliege­n weiterhin Kontrollen, während Waren, die ausschließ­lich in Nordirland verbleiben, davon ausgenomme­n sind. Der EUGH soll nur noch als letzte Instanz eine Rolle spielen, wenn Gerichte vor Ort einen Disput nicht lösen können und ihn an den EUGH verweisen. Dem nordirisch­en Regionalpa­rlament wird das Recht eingeräumt, konsultier­t zu werden, bevor die EU neue den Binnenmark­t betreffend­e Bestimmung­en einführt.

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Foto: Dan Kitwood/pool/ afp Premier Rishi Sunak und Eukommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen präsentier­en die Reform des Nordirland-protokolls.

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