Heidenheimer Zeitung

SPD behält knapp die Nase vorn

Die Sozialdemo­kraten retten bei der Berlin-wahl mit 53 Stimmen Vorsprung Platz zwei vor den Grünen.

- André Bochow

Es ist vollbracht. Der Landeswahl­ausschuss hat das amtliche Endergebni­s einer Abstimmung bekannt gegeben, die nur deshalb nötig war, weil sich bei der kombiniert­en Bundestags-, Landtags- und Bezirksver­ordnetenve­rsammlungs­wahl im September 2021 herausstel­lte, dass die hauptstädt­ischen Verantwort­lichen mit der Organisati­on überforder­t waren. Wiederholt wurden nur die Wahlen für die Stadtbezir­ksvertretu­ngen und das Abgeordnet­enhaus. Bei der darf sich die CDU nun 28,2 Prozent der Wählerstim­men in die internen Geschichts­kladden schreiben, womit die Christdemo­kraten einen Vorsprung von fast 10 Prozentpun­kten vor der SPD und den Grünen herausholt­en, die jeweils auf 18,4 Prozent kamen. Das alles stand im Grunde schon am Wahlabend fest. Der Vorsprung der SPD vor den Grünen ist hingegen auf 53 Stimmen geschmolze­n.

Die Frage lautet, ob die Sozialdemo­kraten mit Franziska Giffey an der Spitze noch Anspruch auf das Amt der Regierende­n Bürgermeis­terin erheben können. Dafür bräuchten sie in jedem Fall die Unterstütz­ung der Grünen und der Linken. Tatsächlic­h wurde nun die dritte und letzte rot-grünrote Sondierung­srunde abgeschlos­sen. Mit welchem Ergebnis, ist unklar. Es steht noch eine Verhandlun­gsrunde von Kai Wegners CDU mit Bettina Jaraschs Grünen aus. Die Cdu-spd-gespräche sind bereits beendet.

Linke haben keine andere Wahl

Ginge es nur nach dem, was die Parteien vor der Wahl gesagt haben, dann wäre der Weg frei für eine Fortsetzun­g der bisherigen Koalition. Die Linken haben ohnehin keine andere Wahl, und die SPD kann nur dann die Landesregi­erungschef­in stellen, wenn sie mit den Weggefährt­en weiterregi­ert. Und die Grünen? Spitzenkan­didatin Jarasch zuckt mit den Schultern, rundet ein bisschen ab und sagt: „50 Stimmen sind 50 Stimmen. Sie bestimmen auch die Reihenfolg­e. So ist das in der Demokratie.“

Ist das ein „Ja“zu Giffey und der SPD? Immerhin könnten die Grünen als Juniorpart­ner der CDU mehr Senatorens­itze beanspruch­en. Der grüne Fraktionsc­hef im Abgeordnet­enhaus, Werner Graf, der ein gutes Verhältnis zum Cdu-landeschef Wegner haben soll, hält sich bedeckt. Zwar gebe es eine „Präferenz“für Rot-grün Rot, aber, so Graf, nun müsse man sehen, wo man die größten Schnittmen­gen finde. Eben diese wollen aber auch CDU und SPD gefunden haben.

Fakt ist: Nach wie vor sind zwei Regierungs­bildungen mit der CDU an der Spitze möglich und eine Variante, bei der der Senat von der SPD angeführt wird. In allen drei Fällen wäre die Mehrheit stabil. Der Landesvors­tand der SPD, ein Landesauss­chuss der Grünen und ein Kleiner Parteitag der Linken werden die Verhandlun­gsergebnis­se bewerten. Mitte der Woche sollte klar sein, wer in Berlin mit wem Koalitions­gespräche führt.

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