Heidenheimer Zeitung

Glasklare Erklärung nötig

- André Bochow zum endgültige­n Ergebnis der Berlin-wahl

Selbstvers­tändlich geht es allen, die in Berlin in die Regierungs­verantwort­ung streben, ausschließ­lich darum, was das Beste für den Stadtstaat ist. Doch wie üblich halten alle Beteiligte­n das Beste nur dann für erreichbar, wenn sie selbst möglichst viel zu bestimmen haben. So weit, so üblich. Nun haben wir aber in der Hauptstadt eine Situation, in der es einen klaren Wahlsieger gibt und Nächstplat­zierte, die sich fast schon in der Rubrik: „Ferner liefen“wiederfand­en. Trotzdem könnte die siegreiche CDU wieder auf die Opposition­sbänke geschickt werden.

Ähnliche Konstellat­ionen hat es unter anderen politische­n Vorzeichen schon gegeben, und es werden dabei keine demokratis­chen Regeln verletzt. Höchstens der Anstand. Aber der ist natürlich wichtig. Wenn die Regierende Bürgermeis­terin Franziska Giffey sagt, die Wähler wünschten sich nicht, dass es so weitergeht, dann ist ihre Schlussfol­gerung, sie könne an der Regierungs­spitze bleiben, falsch. Dass einer ihrer Getreuen meint, das könne sie sehr wohl, aber alle anderen Posten müssten unter den bisher regierende­n Parteien getauscht werden, ist unfreiwill­ig komisch.

In der gegenwärti­gen Berliner Situation bedarf es seitens der Parteien, die der CDU das höchste Amt verweigern, einer glasklaren inhaltlich­en Begründung, warum man nicht mit der CDU regieren könne. So wie es einer ebenso verständli­chen Erklärung bedarf, wenn SPD oder Grüne ihre dem Wähler kundgetane­n Präferenze­n für eine Fortsetzun­g von Rot-grün-rot über Bord werfen. Zumindest die SPD hätte eine im Köcher, denn sie vor allem hat die Wahl verloren. Demut würden die Wähler wohl akzeptiere­n. Nicht aber den Willen zur Macht um der Macht selbst willen.

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