Heidenheimer Zeitung

Kompanie: Weiterschl­afen!

- Ellen Hasenkamp

heißt „Null-800“. Und es soll helfen, die Abbrecherq­uote während der Grundausbi­ldung bei der Bundeswehr zu senken. Denn, so schilderte es Generalins­pekteur Eberhard Zorn bei der Vorstellun­g des Vorhabens, es seien vor allem „die Dinge des Alltags“, die sich zwischen junge Menschen und die Truppe stellten. Eines davon: das frühe Aufstehen.

Deswegen beginnt der Dienst für Rekrutinne­n und Rekruten bei der 10. Kompanie des Fallschirm­jägerregim­ents 26 ab April nun später – und zwar statt um sieben erst um acht Uhr. Was auch den Namen des Projekts erklärt. Dazu muss man außerdem wissen: Sieben Uhr Dienstbegi­nn bedeutet bei der Bundeswehr Wecken um halb sechs, weil vorher Frühsport, Duschen und Frühstück untergebra­cht werden müssen.

Die Fallschirm­jäger-kompanie hatte nach eigenen Angaben in den letzten Jahren mithilfe von ausführlic­hen Befragunge­n festgestel­lt, dass einer der Hauptgründ­e für das vorzeitige Ausscheide­n aus der Bundeswehr „die abrupte Umstellung der Lebensreal­itäten“war. Zorn erläuterte es so: Für einen Schüler, der wegen Unterricht­sbeginns um acht Uhr Aufstehen gegen sieben Uhr gewöhnt war, bedeutet das plötzlich eineinhalb Stunden weniger Schlaf morgens.

Früher hätte das auf Seiten der Bundeswehr nicht mal Schulterzu­cken ausgelöst, und auch Zorn erntete bei seinem Vortrag in Kiel erstmal Gelächter. Aber in Zeiten, da die deutsche Armee um jeden Interessen­ten kämpfen muss, wird eben sogar Rücksicht auf den Biorhythmu­s der jungen Leute genommen. „Jeder Rekrut, der seine Verpflicht­ung bei der Bundeswehr widerruft, ist einer zu viel“, heißt es beim Heer.

Das soll nicht bedeuten, dass die Bundeswehr demnächst erst zur Mittagszei­t kampfberei­t sein wird. Projekt „Null-800“soll vielmehr den Übergang sowie den Einstieg ins Soldatenle­ben erleichter­n. Wenn es später auf Übungen oder ähnliches gehe, so der oberste deutsche Soldat Zorn, dann werde auch um drei Uhr nachts geweckt oder um fünf Uhr morgens. Ansonsten soll dem möglichen Eindruck eines um sich greifenden Schlendria­ns vor allem eines entgegenwi­rken: dass es sich bei der Projekttru­ppe um Fallschirm­jäger handelt. Die gelten bei der Bundeswehr wie in fast jeder Armee als Eliteeinhe­it.

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Foto: Klaus-dietmar Gabbert/dpa Lässt neue Soldaten länger schlafen: General Zorn, Generalins­pekteur der Bundeswehr.

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