Heidenheimer Zeitung

Lukaschenk­os doppelte China-mission

Der Machthaber will in Peking die Achse der Autokraten mit Xi Jinping und Wladimir Putin stärken.

- Ulrich Krökel

Alexander Lukaschenk­o nennt sich gern den „kleinen Bruder“Wladimir Putins. Wenn der russische Präsident ihn rufe, eile er herbei, erklärte Lukaschenk­o zuletzt. Solche Sätze beschreibe­n das Verhältnis zwischen den Machthaber­n gut. Der russische Überfall auf die Ukraine hat offenbart, wie weit Putins Arm inzwischen reicht. So wird spekuliert, dass Lukaschenk­os Armee an einer erneuten Offensive gegen Kiew teilnehmen könnte.

In westlichen Geheimdien­stzentrale­n schrillten die Alarmglock­en, als Lukaschenk­os aktuelle Reisepläne bekannt wurden. Am Dienstag fliegt er nach Peking. Bei dem Treffen mit Staatschef Xi Jinping dürfte es vor allem darum gehen, wie sich westliche Sanktionen gegen Belarus und Russland unterlaufe­n lassen – ohne dass China zur Zielscheib­e von Sekundärst­rafen wird. Die Militärfac­hleute vom „Institut für

Kriegsstud­ien“vermuten, dass Lukaschenk­o nach Wegen suchen wird, um chinesisch­e Waffenlief­erungen an Russland abzuwickel­n. Über Belarus, das mit dem Nachbarn eine Zollunion bildet. Das macht eine Verschleie­rung beim Weitertran­sport leichter.

Allerdings gilt das vor allem für sogenannte Dual-use-güter. Dabei handelt es sich um Produkte, die sowohl zivil als auch militärisc­h nutzbar sind. Halbleiter, Chemikalie­n, Maschinen, Software

und anderes mehr. Ob China hingegen auch Drohnen über Belarus an das russische Militär liefern würde, ist offen.

Die Reise hat noch eine andere Dimension. Denn Lukaschenk­o gibt in China ein Comeback auf der Bühne der Weltpoliti­k, das dem 68-Jährigen kaum noch jemand zugetraut hatte. Vielmehr schienen seine Tage an der Macht in Minsk gezählt. Seit der gefälschte­n Wahl 2020 erkennen die EU und die USA Lukaschenk­o nicht mehr als Staatsober­haupt an. Putin nutzte diese Schwäche, um faktisch die Kontrolle in Belarus zu übernehmen. Bereits beim „Minsker Friedenspl­an“für die Ostukraine gelang es Lukaschenk­o sich als gefragter Mann zu inszeniere­n und Belarus zu einem Ort für Verhandlun­gen zwischen Kiew und Moskau zu machen. Dieses Muster könnte sich nun wiederhole­n – mit einem neuen Partner in Peking.

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