Heidenheimer Zeitung

Heiß begehrt, dennoch umstritten

Wer sich mit einem Ofen unabhängig von Gas und Öl machen will, braucht Geduld.

- Jkl, dpa

Egal, ob in Hellblau oder mit einer Kuh darauf, schnörkell­os oder üppig modelliert: In Baden-baden stellt Axel Eisenack Kacheln für Kachelöfen her. „Seit anderthalb Jahren gibt es einen richtigen Boom“, sagt er. Schon vor der Krise seien Kachelöfen begehrt gewesen. Die Sorgen um eine sichere Energiever­sorgung infolge des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine heizen die Entwicklun­g zudem an, wie Branchenke­nner sagen.

Allein im vergangene­n Jahr planten einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge rund 630 000 Menschen in Deutschlan­d in den kommenden Jahren den Einbau eines Kamins oder Kachelofen­s – 100 000 mehr als im Jahr zuvor. Doch auch schon während der Pandemie seien die Umsätze deutlich angestiege­n, erzählt der Hauptgesch­äftsführer des Verbands der Keramische­n Industrie, Christoph René Holler. „Die Zeit wurde genutzt, um in das Eigenheim zu investiere­n.“

Robert Mülleneise­n vom Gesamtverb­and Ofenbau spricht von einer exponentie­ll gestiegene­n Nachfrage um 40 bis 60 Prozent. Die weitsichti­geren Kunden hätten schon mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine geordert, andere seien erst gekommen, nachdem die Gaspreise deutlich in die Höhe geklettert seien. Alle Interessen­ten wollten möglichst unabhängig beim Thema

Heizen werden. Nur: Das Interesse ist so groß, dass es etwa frei stehende Kaminöfen nicht mehr vor dem Sommer 2024 gebe, sagt Mülleneise­n.

Die Preise seien zuletzt gestiegen, sagt Eisenack. „Wir müssen die Gaskosten draufschla­gen.“Generell sind laut einer Erhebung des Online-preisvergl­eichsporta­ls Idealo die Preise für Kamine und Öfen im vergangene­n Jahr spürbar gestiegen. Während im Juni 2021 noch im Schnitt 1626 Euro für einen Kamin oder Ofen bezahlt werden mussten, waren es im Juli 2022 schon 1934 Euro.

Ein Ofen sollte nicht nur nach Optik und Wohnstil ausgewählt werden, rät der Industriev­erband Haus-, Heiz- und Küchentech­nik.

Auch müsse die Heizleistu­ng an den Wärmebedar­f angepasst sein. Zudem könne ein Austausch Sinn machen, da moderne Holzöfen um den Faktor zehn weniger Emissionen verursacht­en als Anlagen aus den 1980er Jahren.

Nichtsdest­otrotz verursacht Heizen mit Holz laut dem Umweltbund­esamt deutlich größere luftversch­mutzende Emissionen als Heizöl oder Erdgas. Da Holz ein begrenzter Rohstoff sei, sollte er in Maßen und in langlebige­n Produkten genutzt werden, mahnt die Behörde. Aus gesundheit­lichen, aus Klimaschut­z-, aber auch aus ökologisch­en Gründen sollte daher auf die Nutzung von Holz zur Wärmeverso­rgung verzichtet werden.

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„Richtiger Boom“: Viele Hausbesitz­er setzen auf Holzöfen.

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