Heidenheimer Zeitung

Kostbares Hochgefühl

Beim Training in Kenia hat Lauf-ass Konstanze Klosterhal­fen Motivation und Selbstbewu­sstsein getankt. Nun will sie bei der EM glänzen.

- Von Andreas Schirmer, dpa

Unter dem Hallendach will sich Konstanze Klosterhal­fen nicht nur für den Wm-sommer warmlaufen. „Ich weiß, dass da noch etwas drinsteckt“, versichert­e die 5000-Meter-europameis­terin. Deshalb wird sie bei der Hallen-em (Donnerstag bis Sonntag in Istanbul) über 3000 Meter auf Titel- und Rekordjagd gehen. Bei ihrem Sieg bei der deutschen Meistersch­aft in Dortmund (8:34,89 Minuten) und beim Hallen-meeting in Birmingham (8:35,14) hatte sie sich zuletzt an ihre nationale Bestmarke von 8:32,47 herangepir­scht.

Dabei war „Koko“Klosterhal­fen überhaupt nicht sicher, ob sie in Topform in die Hallensais­on starten würde. Schließlic­h war die Zweite der Hallen-em von 2019 über 3000 Meter einen Tag nach einem vierwöchig­en Trainingsa­ufenthalt im kenianisch­en Iten in Dortmund an den Start gegangen. „Ich wusste gar nicht, wo ich stehe“, berichtete sie nach dem abrupten Wechsel von der Straße auf die Hallen-bahn.

In dem 2400 Meter hoch gelegenen „Home of Champions“, wie die rund 300 Kilometer von Nairobi entfernte Kleinstadt genannt wird, hat sie nicht nur hart trainiert. „Das ist ein ganz besonderer Ort. Da trainieren die Besten, das gibt einem noch einmal Selbstbewu­sstsein“, sagte Klosterhal­fen. „Wenn man sieht, wie locker und schön die Kenianer laufen, gibt es einem ein gutes Gefühl.“Und auf Instagram berichtete sie den 114 000 Followern von „einem Monat voller Liebe zum Laufen, Freude, Tränen, vielen neuen Leuten und guten Erinnerung­en!“

In Kenia habe sie viel an der Schnelligk­eit gearbeitet, „um die schnellen Beine wiederzufi­nden“. Den Start bei der Hallen-em wolle sie nutzen, um wieder das Gefühl für die Renn-taktik zu bekommen. „Ich brauche das für den Sommer und hoffe, dass ich

auf allen Strecken in alter Stärke unterwegs sein werde“, sagte die Leichtathl­etin von Bayer Leverkusen, die meistens in Portland im Us-bundesstaa­t Oregon trainiert. Über 3000, 5000 und 10 000 Meter hält sie die deutschen Freiluft-rekorde.

„Ich hoffe, dass sie sich weiter stabilisie­rt und es für sie auch im Weltmaßsta­b weiter vorangeht“, sagte Chefbundes­trainerin Annett Stein. „Sie hat zuletzt auch bei ihrem ersten Halbmarath­on gezeigt, in welchen Leistungsb­ereich es auf einer ganz langen Strecke gehen kann.“Im Oktober 2022 war Klosterhal­fen in Valencia beim Debüt starke 1:05:41 Stunden gelaufen. „Der Halbmarath­on ist noch weit weg, da komme ich sicher noch mal hin, weil ich das Laufen so liebe“, sagte Konstanze Klosterhal­fen. Selbst die 10 000 Meter wolle sie „nicht so oft laufen“.

Nach zwei Jahren mit Höhen und Tiefen wünscht sich die 26-Jährige besonders, gesund bis zur Weltmeiste­rschaft im August in Budapest zu bleiben. In das Olympia-jahr 2021 war sie mit einer

Beckenverl­etzung gestartet und bei den Tokio-spielen über 10 000 Meter Achte geworden.

2022 zog sie sich erst bei einem Sturz eine Oberschenk­elblessur zu und schied bei der WM in Eugene/usa geschwächt durch eine Corona-erkrankung im Vorlauf aus – konnte aber danach das Emgold in München feiern.

Mit welcher Leidenscha­ft Konstanze Klosterhal­fen das Laufen liebt, zeigte sich bei der Planung ihres 26. Geburtstag­es am 18. Februar: Statt Party zu machen, feierte sie ihren Freudentag bei den Hallen-titelkämpf­en in Dortmund. Und anstelle von Kuchen und Geschenken wünschte sie sich von ihren Eltern, dass sie das elektrisch­e Laufband von der Garage in die Wohnung holen sollten: „Es war mir einfach zu kalt in der Garage.“

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Foto: G. Chai von der Laage/dpa Hallen-meisterin über 3000 Meter: Konstanze Klosterhal­fen in Dortmund.

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