Hoher Krankenstand, aber weniger Corona-fälle
Betriebskrankenkassen erklären angesichts der Zahl der Krankschreibungen die Pandemie für beendet. Andere Daten zeigen: Covid-19 führte besonders in Pflegeheimen zu vielen Toten.
Die Zahl der Corona-erkrankungen nimmt nach den Zahlen der deutschen Betriebskrankenkassen immer weiter ab. Deshalb könne niemand mehr bezweifeln, „dass die Pandemie zur Endemie geworden ist“, erklärte am Dienstag der Vorstandschef des Bkk-dachverbands, Franz Knieps. Nun sei es Zeit zu lernen, „vernünftig und besonnen mit dem Virus umzugehen“. Und man müsse „Lehren aus der Coronapolitik ziehen“, mahnte er.
Den Angaben zufolge lag im Januar dieses Jahres unter den viereinhalb Millionen beschäftigten Bkk-mitgliedern die Zahl der Krankschreibungen wegen Corona deutlich unter den Vormonaten. So habe es im Januar 44 solcher Fälle je 10 000 Beschäftigte gegeben, im Dezember seien es noch 67 gewesen. Lediglich 2,3 Prozent der Arbeitsunfähigkeitsfälle gingen im Januar auf Corona-erkrankungen zurück, im Dezember waren es 2,8 Prozent gewesen. Der Gesamtkrankenstand dagegen bleibt hoch und liegt mit 5,99 Prozent über den Januarwerten der letzten zehn Jahre. Zugleich sei abzusehen, dass der Krankenstand im Februar deutlich darüber liegen dürfte und in etwa das Niveau der letzten starken Grippe- und Erkältungswelle im Jahr 2018 erreiche.
Unterdessen zeigen Zahlen der zweitgrößten Krankenkasse Barmer, dass in den ersten beiden Corona-jahren fast jeder zweite Corona-tote in Deutschland offenbar aus einem Pflegeheim kam. Laut dem am Dienstag veröffentlichten Pflegereport der Barmer liegt der Anteil der Heimbewohner unter den 2020 und 2021 mit Covid-19 gestorbenen Menschen bei 45 Prozent. Zugleich zeigt der Report große regionale Unterschiede. Während im Dezember 2021 – auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-welle – in Bremen (0,57 Prozent) und Schleswig-holstein (1,27 Prozent) nur ein geringer Teil der Heimbewohner erkrankt gewesen sei, habe dieser Anteil in Thüringen (9,73 Prozent) und Sachsen (10,3 Prozent) deutlich höher gelegen. „Länder mit einer geringeren Akzeptanz der Corona-maßnahmen hatten auch höhere Covid-anteile in der Bevölkerung“, heißt es von den Autoren des Reports.
Kritik an Auflagen-wegfall
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einer erschütternden Bilanz. Der Report, so Vorstand Eugen Brysch, zeige „überdeutlich, wo die staatlichen Maßnahmen in der Pandemie-bekämpfung versagt haben“. Er kritisierte, dass weitere Coronaschutzmaßnahmen in der Altenpflege zum 1. März wegfallen.
Die Maskenpflicht für Beschäftigte und Bewohner in Gesundheitsund Pflegeeinrichtungen fällt zum 1. März – Ausnahmen gelten für Besucher von Arztpraxen, Krankenhäusern und Heimen, die bis zum 7. April Maske tragen müssen. Die Testpflichten für Besuche in Krankenhäusern und Pflegeheimen fallen im März generell weg.