Wo „alter Affe“nett gemeint ist
Zum Welttag der Komplimente lohnt sich ein Blick auf ganz unterschiedliche Arten der Wertschätzung.
Berlin. „Ein hübsches Kompliment ist wie ein Sandwich: zwischen zwei Alltäglichkeiten etwas Besonderes“, soll einst die deutschamerikanische Schauspielerin Marlene Dietrich gesagt haben. Doch auch ein gut gemeintes Kompliment kann falsch interpretiert werden. Am Mittwoch, 1. März, ist Welttag der Komplimente – ein guter Zeitpunkt, um einen Blick auf die verschiedensten Nettigkeiten zu werfen.
Missverständnisse entstehen besonders schnell zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen. In Deutschland und weiten Teilen Europas bedeutet zum Beispiel der nach oben gestreckte Daumen etwas Positives wie „gut gemacht“, „super“oder „alles in Ordnung“. In Australien oder Griechenland etwa gilt diese Geste als obszön und als vulgäre Beschimpfung.
Mithilfe von Metaphern kann Wertschätzung ausgedrückt werden. Wie etwa in Indonesien: Graues oder weißes Haar sei dort ein Indiz für das Altern, sagt die Lektorin Esie Hanstein vom Institut für Asien- und Afrikawissenschaften (IAAW). Doch in Form einer Metapher bekommt es eine andere Bedeutung. Um die Liebe eines Menschen zu gewinnen, sei man bereit, so lange zu warten, „bis mein Haar weiß wird“.
Ähnliche Respektbekundungen gibt es in Brasilien: Dort wird jemand mit viel Erfahrung „macaco velho“genannt – auf Deutsch: alter Affe. Metaphern dieser Art lassen sich in vielen Ländern Südamerikas wieder finden, erklärt der emeritierte Professor für brasilianische Literatur, Flavio Wolf de Aguiar. Der Ausdruck geht auf ein brasilianisches Sprichwort zurück: „Ein weiser alter Affe steckt seine Hand nicht in einen Topf.“Das bedeutet, dass eine Person mit Erfahrung nicht in Schwierigkeiten geraten kann, sagt Aguiar. Denn in Brasilien essen Affen gerne aus topfartigen Früchten eines Baumes. Steckt ein junger Affe seine Hand in den Fruchttopf, bleibt er mit der geschlossenen Faust stecken.
In Kamerun bedient man sich ebenfalls gerne Metaphern, um Wertschätzung auszudrücken. So ist es keine Beleidigung, wenn jemand als „alter Topf “bezeichnet wird. Vielmehr werden dem Gelobten damit große Kochkünste zugesprochen. Denn die Kamerunerinnen und Kameruner finden, dass man in alten Töpfen das beste Essen kochen kann.