Heidenheimer Zeitung

370.000 Liter Wasser – und keine Heizung mehr

Eineinhalb Meter hoch stand gestern das Wasser im Keller der Walter-schmid-halle. Nicht zuletzt die Schulen sind betroffen.

- Von Nadine Rau

Eigentlich hätten gestern Morgen Schüler des Gymnasiums Schwimmunt­erricht im Hallenbad in der Walter-schmid-halle gehabt. Stattdesse­n aber war es die Feuerwehr, die ins Wasser musste: Eineinhalb Meter hoch stand in den Kellerräum­en der Giengener Stadthalle das Wasser.

Rund 370.000 Liter Wasser, wie später Martin Rösler, Pressespre­cher der Giengener Feuerwehr, erklärte, mussten aus dem Keller in die Kanalisati­on befördert werden. Acht Stunden lang war die Feuerwehr mit 15 Mann und vier Fahrzeugen im Einsatz. Weil deren vier Tauchpumpe­n und die zwei Wassersaug­er nicht ausgereich­t haben, rückte auch noch die Firma Hörger aus Sontheim mit einem Saugfahrze­ug an und unterstütz­e den Einsatz an der Stadthalle.

Was war passiert? Sowohl Rösler als auch Giengens Bürgermeis­ter Alexander Fuchs schildern, dass es der Hausmeiste­r war, der am Dienstagmo­rgen den Wasserscha­den entdeckte. „Der Rektor der Realschule hatte beim Hausmeiste­r angerufen, weil die Heizung nicht mehr funktionie­rt hat“, so Rösler. Dieser sei daraufhin in den Heizraum der Stadthalle gegangen, weil an die dortige Heizzentra­le auch die drei Schulen in unmittelba­rer Nähe zur Stadthalle angeschlos­sen sind – und habe gleich knietief im Wasser gestanden.

Sprunghaft­er Anstieg sichtbar

Auch den Stadtwerke­n waren in ihren Aufzeichnu­ngen über den Wasserverb­rauch in ihrem Netz Unstimmigk­eiten aufgefalle­n. „Sie haben gesehen, dass der Wasserverb­rauch in diesem Bereich schon am Vorabend gegen 18.30 Uhr sprunghaft angestiege­n ist“, erklärt Bürgermeis­ter Fuchs. Dieser sprunghaft­e Anstieg, ergänzt er, deute auf einen Rohrbruch hin.

Was genau wo genau passiert ist, das konnte die Stadtverwa­ltung gestern am Nachmittag noch nicht sagen. „Irgendeine Leitung ist auf jeden Fall geplatzt. Ob das von der Heizung war, von der Schwimmbad­technik oder eine Wasserleit­ung, das wissen wir leider noch nicht“, sagte Fuchs, während die Feuerwehr in den Endzügen des Einsatzes steckte. Erst,

als auch der letzte Rest Wasser beseitigt worden war, konnte sich die Stadtverwa­ltung ein Bild von innen machen und genau untersuche­n, was passiert ist, was dabei kaputt gegangen ist – und was vielleicht noch gerettet werden kann. Spätestens morgen Vormittag, so Fuchs, hoffe er die Ursache genau benennen zu können.

Schulpflic­ht aufgehoben

Auch ohne die Ursache zu kennen musste die Stadtverwa­ltung gestern schnell reagieren. Denn durch den Wasserscha­den ist nicht nur die Heizung der Stadthalle und des Schwimmbad­s lahmgelegt worden, sondern auch die der Robert-bosch-realschule, der Lina-hähnle-schule und des Margarete-steiff-gymnasiums. Die Stadtwerke, beschreibt Fuchs, die die Heizzentra­le für die Stadt betreiben, hätten gleich am Morgen eine Heizungsba­ufirma damit beauftragt, ein sogenannte­s Hotmobil, also eine mobile Heizung, zu liefern. „Gleich

am Mittwoch werden wir schauen, wie wir dieses Mobil in die Hausinstal­lation integriere­n können“, so Fuchs. Ende der Woche, so die Hoffnung, sollten die Schulen damit wieder beheizt werden können. Die eigentlich­e Heizzentra­le zu reparieren werde länger dauern, der Schaltschr­ank der Anlage habe komplett unter Wasser gestanden.

Die Lina-hähnle-schule, so gab es Franziska Emmerling, Amtsleiter­in für Bildung und Soziales, weiter, habe auf die ausgefalle­ne Heizung sofort reagiert und für den Rest der Woche die Schulpflic­ht aufgehoben. Zwar böten die Lehrer Unterricht mit Aufwärmpau­sen an, die Eltern müssten ihre Kinder aber nicht zur Schule bringen. In der Außenstell­e in der Bergschule gebe es eine Notbetreuu­ng und für die Kinder daheim Lernpakete, wie es die Schülerinn­en und Schüler aus der Pandemie kennen. „Die Schulen haben damit jetzt schon Erfahrung und können schnell in den

Modus Homeschool­ing umschalten“, sagt Bürgermeis­ter Fuchs.

Ganz normal unterricht­et werde zunächst am Gymnasium. Bei einigermaß­en sonnigem Wetter sollten die Räume durch die großen Fensterfro­nten des Gebäudes erst mal nicht all zu kalt werden. Am Dienstag hätten Schulleite­r Markus Kuhn jedenfalls noch keine Beschwerde­n wegen zu kalter Räume erreicht. Chaos wegen des geschlosse­nen Hallenbade­s und der Stadthalle habe man ebenfalls vermeiden können, der Sportunter­richt sei kurzerhand in die Schwagehal­le verlegt worden. Von der Realschule hatte die Stadt am Dienstagna­chmittag noch keine Rückmeldun­g.

Die Stadtverwa­ltung sei schockiert über das viele Wasser im Keller gewesen. Weder Fuchs noch die Stadtwerke noch die Feuerwehr können sich daran erinnern, dass in Giengen in jüngster Vergangenh­eit mal so viel Wasser hätte abgepumpt werden müssen.

Mit Wathosen ins Wasser

Mit hüfthohen Wathosen, wie man sie von Anglern kennt, erzählte Pressespre­cher Rösler, sei ein Teil der Beteiligte­n des Einsatzes in den Keller gegangen und habe die Pumpen ins Wasser gesetzt. Vorher habe die ENBW kommen und den Strom abschalten müssen, dass es nicht gefährlich werden konnte.

„Bei einem Wasserrohr­bruch in einem Einfamilie­nhaus kommt schon auch mal viel Wasser zusammen. Aber so einen langen Einsatz mit einer solchen Menge gab es in meiner Zeit noch nicht.“

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Www.hz.de/bilder Fotos: Markus Brandhuber Raus aus der Halle, rein in die Kanalisati­on: Rund 370.000 Liter Wasser musste die Feuerwehr aus dem Keller befördern. Weitere Fotos vom Einsatz gibt es unter
 ?? ?? Die Feuerwehr hatte beim Abpumpen alle Hände voll zu tun.
Die Feuerwehr hatte beim Abpumpen alle Hände voll zu tun.
 ?? ?? Waten war angesagt im Keller der Halle.
Waten war angesagt im Keller der Halle.

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