Heidenheimer Zeitung

Pia Fink fassungslo­s

Alle schauen auf Katharina Hennig, doch die 27-Jährige aus Hundersing­en stellt den deutschen Star bei der WM in den Schatten. Schlickenr­ieder kritisiert Ticketprei­se.

- Dpa/uwe

Pia Fink schaute immer wieder ein wenig ungläubig auf die Anzeigetaf­el. Nicht die Olympiasie­gerin Katharina Hennig oder Victoria Carl, sondern sie selbst hatte soeben als Siebte für das beste deutsche Wm-ergebnis im Skilanglau­f über zehn Kilometer Freistil gesorgt. „Ich kann es gar nicht fassen. Das kann nicht das Ergebnis sein“, sagte die 27-Jährige vom SV Bremelau im Zielraum von Planica. Doch es stimmte.

Während die großen Hoffnungst­rägerinnen Hennig als Elfte und Carl auf Platz 14 die Top Ten verpassten, holte Pia Fink das beste Wm-resultat seit Miriam Gössners viertem Platz 2013 in Val di Fiemme. „Es freut mich, dass Pia in die Phalanx eingedrung­en ist und es nicht immer ‚Katha, Katha, Katha‘ oder ‚Vici,

Vici, Vici‘ heißt. Das macht das Teamergebn­is umso wertvoller“, sagte Bundestrai­ner Peter Schlickenr­ieder.

Pia Fink startete im Kampf gegen die Uhr verhalten, lag nach 4,5 Kilometern nur auf Rang 20, zündete dann aber den Turbo, während viele Konkurrent­innen gegen Ende eher abbauten. „Mir ging es einfach richtig gut. Ich habe mir das Rennen gut eingeteilt“, bestätigte die 27-Jährige, der beim Skiathlon noch selbst der Dampf ausgegange­n war. Auf dem letzten Kilometer habe sie eine Läuferin vor sich gesehen, die sie unbedingt noch einholen wollte: „Zum Schluss habe ich einfach alles gegeben, was ich hatte.“

Gold ging an die Us-amerikaner­in Jessie Diggins (USA) vor den Schwedinne­n Frida Karlsson und Ebba Andersson. Carl erreichte völlig entkräftet das Ziel, brauchte wie schon im Teamsprint lange, ehe sie sich wieder aufrappelt­e. „Ich habe mich heute gar nicht gut gefühlt“, bestätigte sie den Eindruck.

Für Hennig reichte es auch nicht nach ganz vorne. „Ich bin dennoch zufrieden. Dieser Wettkampf hatte am wenigsten Priorität für mich“, sagte die Sächsin. Sie läuft einfach lieber klassisch. Oberste Priorität hat dagegen die Staffel am Donnerstag. Den Platz dort hat sich Pia Fink spätestens jetzt gesichert. Dann soll es mit der Medaille klappen. Schlickenr­ieder riet seinen Damen: „Sie sollen einfach cool und locker an die Sache rangehen, im Jetzt und Hier sein. Irgendwas wird dann schon hinter der Ziellinie rauskommen.“

Zuschauer enttäusche­nd

Mir ging es einfach richtig gut. Ich habe mir das Rennen gut eingeteilt. Pia Fink Langläufer­n aus Hundersing­en

Dieses Mal war der Bundestrai­ner mit dem Auftreten schon mal mehr als zufrieden: „Drei unter den Top 15, Chapeau“, sagte Schlickenr­ieder, der gleich danach Regenerati­on anordnete, denn die Bedingunge­n in Planica sind durchaus herausford­ernd. Enttäuscht zeigte er sich nur von der erneut geringen Zuschauerz­ahl. „Ich glaube, da hat der Veranstalt­er zu hoch gepokert, wenn so ein Ticket hier 70 Euro kostet“, sagte der 53-Jährige: „Das ist einfach zu teuer.“Für den vergangene­n Sonntag musste man für ein Tagesticke­t auf der Tribüne 99 Euro hinblätter­n, ein Stehplatz war ab 64 Euro zu haben. Auch die Preise für Übernachtu­ngen sind rund um Planica enorm.

So hatte Pia Fink keine Schwierigk­eiten, ihren Fanklub ausfindig zu machen. Der SV Bremelau hatte schon beim Skiathlon das große Fan-plakat gut sichtbar ausgepackt. „Meine Eltern und Freunde sind da. Die hab ich auch auf der Strecke gehört.“Die nächste WM findet übrigens 2023 im norwegisch­en Trondheim statt. „Ich bin mir relativ sicher, dass das anders werden wird“, sagte Schlickenr­ieder.

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Foto: Daniel Karmann/dpa Pia Fink (vorne) holte zum Schluss nochmal alles raus und wurde mit Platz sieben belohnt.

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