Heidenheimer Zeitung

Hört auf die Praktiker!

- Michael Gabel zu den Erkenntnis­sen aus der Schulleitu­ngsstudie

Kinder, die noch in der vierten Klasse kaum rechnen und schreiben können, viel zu wenige Lehrkräfte, um daran etwas zu ändern – das ist derzeit die Lage an den deutschen Schulen. Immerhin: Es gibt Ideen, wie die Situation zu verbessern wäre. Zum Beispiel, indem Lehrerinne­n und Lehrer länger arbeiten, seltener in Teilzeit gehen und finanziell­e Anreize bekommen für besondere Aktivitäte­n. Über all dies kann man diskutiere­n. Aber es sind Vorschläge, die von oben kommen, von Bildungsfo­rschern oder aus der Kultusbüro­kratie. Besser wäre es, mehr auf die Praktikeri­nnen und Praktiker zu hören, die täglich mit den Kindern und Jugendlich­en zu tun haben. Die Ergebnisse der Befragung von 2000 Schulleitu­ngen eröffnen da Möglichkei­ten.

Erstaunlic­h: Trotz der nicht sehr positiven Erfahrunge­n während der

Corona-krise wünschen sich neun von zehn Befragten mehr Digitalisi­erung; allerdings unter der Voraussetz­ung, dass Lernprogra­mme den Unterricht nicht ersetzen, sondern ergänzen. Weitere Forderunge­n sind: mehr Mitsprache­recht der Schulleitu­ngen bei Neueinstel­lungen, weniger Bürokratie in der Verwaltung und bessere Möglichkei­ten, eigene Unterricht­skonzepte umzusetzen – zum Beispiel durch wesentlich mehr Projektarb­eit.

In der Bildungspo­litik mehr von unten nach oben zu denken, würde überdies dazu führen, dass der Lehrerberu­f für den Nachwuchs attraktive­r würde. Freilich gehört Mut dazu, die Schulleitu­ngen und Lehrkräfte künftig häufiger alleine darüber entscheide­n zu lassen, was für die Schule und den Unterricht das Beste ist. Alles nach Schema F ablaufen zu lassen, ist sicherlich einfacher.

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