Hört auf die Praktiker!
Kinder, die noch in der vierten Klasse kaum rechnen und schreiben können, viel zu wenige Lehrkräfte, um daran etwas zu ändern – das ist derzeit die Lage an den deutschen Schulen. Immerhin: Es gibt Ideen, wie die Situation zu verbessern wäre. Zum Beispiel, indem Lehrerinnen und Lehrer länger arbeiten, seltener in Teilzeit gehen und finanzielle Anreize bekommen für besondere Aktivitäten. Über all dies kann man diskutieren. Aber es sind Vorschläge, die von oben kommen, von Bildungsforschern oder aus der Kultusbürokratie. Besser wäre es, mehr auf die Praktikerinnen und Praktiker zu hören, die täglich mit den Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Die Ergebnisse der Befragung von 2000 Schulleitungen eröffnen da Möglichkeiten.
Erstaunlich: Trotz der nicht sehr positiven Erfahrungen während der
Corona-krise wünschen sich neun von zehn Befragten mehr Digitalisierung; allerdings unter der Voraussetzung, dass Lernprogramme den Unterricht nicht ersetzen, sondern ergänzen. Weitere Forderungen sind: mehr Mitspracherecht der Schulleitungen bei Neueinstellungen, weniger Bürokratie in der Verwaltung und bessere Möglichkeiten, eigene Unterrichtskonzepte umzusetzen – zum Beispiel durch wesentlich mehr Projektarbeit.
In der Bildungspolitik mehr von unten nach oben zu denken, würde überdies dazu führen, dass der Lehrerberuf für den Nachwuchs attraktiver würde. Freilich gehört Mut dazu, die Schulleitungen und Lehrkräfte künftig häufiger alleine darüber entscheiden zu lassen, was für die Schule und den Unterricht das Beste ist. Alles nach Schema F ablaufen zu lassen, ist sicherlich einfacher.