Heidenheimer Zeitung

Nord-stream-akten im Kamin verbrannt

Die Klimastift­ung Mecklenbur­g-vorpommern diente dazu, Us-sanktionen zu umgehen. Für die CDU geht es deshalb um mehr als das Fehlverhal­ten einer Finanzbeam­tin.

- Igor Steinle, André Bochow

In einem Finanzamt in Mecklenbur­g-vorpommern wurden Steuerunte­rlagen einer „Klimastift­ung“vernichtet, die auf Betreiben der Landesregi­erung gegründet wurde, um Us-sanktionen zu umgehen. Dadurch sollte eine deutsch-russische ErdgasPipe­line fertiggest­ellt werden können, die in der Zwischenze­it von dubiosen Mächten teils in die Luft gejagt wurde. Was nach gutem Filmstoff klingt, ist tatsächlic­h politische Realität an der Ostseeküst­e.

So hat eine Beamtin im Finanzamt Ribnitz-damgarten zugegeben, Steuerakte­n der umstritten­en Stiftung im Kamin einer Freundin entsorgt zu haben. Es ging um Schenkungs­steuern auf 20 Millionen Euro, die Nordstream-betreiber Gazprom der Stiftung übertragen hatte. Laut Stralsunde­r Justizbehö­rde handelte es sich um eine Kurzschlus­sreaktion der Finanzbeam­tin, die die Papiere bei sich entdeckte und realisiert­e, dass sie sich schon länger zur Bearbeitun­g bei ihr befanden, woraufhin sie diese verbrannt hat. Die Frage lautet: Gab es Druck von oben, die Papiere verschwind­en zu lassen? So insinuiert es das Magazin „Cicero“, das die Geschichte enthüllte. Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig und ihr Finanzmini­ster Heiko Geue (beide SPD) widersprec­hen vehement.

Bescheid kommt nachträgli­ch

Die Union gibt sich damit allerdings nicht zufrieden. „Wäre es wirklich so, wie Herr Geue behauptet, dann hätte die Mitarbeite­rin nicht voller Panik die Unterlagen verbrannt, statt ihren Fehler einfach einzuräume­n“, sagte der Chef der Cdu-landtagsfr­aktion,

Franz-robert Liskow. Zwar wurden die Unterlagen nachgeford­ert und ein Bescheid über 9,8 Millionen Euro Schenkungs­steuer erlassen. Laut Staatsanwa­ltschaft wurde die Steuerprüf­ung durch die Vernichtun­g der Unterlagen letztlich nicht beeinträch­tigt. Dennoch hat die Union die Angelegenh­eit am Mittwoch auf die bundespoli­tische Bühne gezogen und im Bundestag debattiert. Von „Tricksen, Täuschen und Vertuschen“sprach dort Cdu-generalsek­retär Mario Czaja.

Dies wiederum will die Bundes-spd nicht auf sich sitzen lassen. Für den Abgeordnet­en Erik von Malottki handelt es sich um den Fehler einer jungen Beamtin, die von der Union nun auf die Bundesbühn­e gezerrt werde. Die Debatte an sich sei ein „Ablenkungs­manöver“, sagte Spd-fraktionsm­anagerin Katja Mast. Die CDU habe „zu jedem Zeitpunkt die Entscheidu­ng für die Stiftung aktiv vorangetri­eben und mitgetrage­n“, bis heute gebe es ein Cdu-mitglied im dreiköpfig­en Vorstand der Stiftung.

Der Darstellun­g, die Klimastift­ung sei allein Sache der Schweriner SPD, will offenbar auch die Us-regierung nicht folgen. Wie das „Handelsbla­tt“unter Berufung auf einen Us-diplomaten berichtet, ist man in Washington der Meinung, die Stiftung sei von der Regierung von Ex-kanzlerin Angela Merkel (CDU) „zumindest toleriert“worden.

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Foto: Jens Büttner/dpa Das Klingelsch­ild der Stiftung Klima- und Umweltschu­tz.

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