Heidenheimer Zeitung

Salomo bleibt bei der Gastro-vision

Noch immer ist im Unklaren, wie das alte Rathaus künftig genutzt werden soll. Der OB war im Gemeindera­t erneut für seine Pläne, doch es gibt Gegenwind.

- Von Andreas Uitz

Im Oktober 2021 hat der Gemeindera­t einen Baustopp fürs Elmar-doch-haus beschlosse­n, weil erneut untersucht werden sollte, ob hier, im alten Rathaus, eine gastronomi­sche Nutzung möglich ist. Heute, 15 Monate später, steht man nach wie vor an derselben Stelle, ist man kaum einen Schritt weitergeko­mmen. Eigentlich sollte in der Sitzung des Gemeindera­ts am Dienstag eine Entscheidu­ng fallen, wie es nun weitergeht mit dem historisch­en Gebäude, doch stattdesse­n wurde einmal mehr intensiv diskutiert, weil Oberbürger­meister Michael Salomo an seiner Vision einer Gastronomi­e festhalten will.

OB will die Innenstadt beleben

„Die Diskussion wird emotional geführt, aber Emotionali­tät gehört hier nicht hin“, sagte Salomo, vielmehr solle man sich auf die sachlichen Argumente besinnen. Mit dem Baustopp habe das Gremium eine mutige Entscheidu­ng getroffen, und seiner Ansicht nach müsse nach wie vor alles daran gesetzt werden, einen gastronomi­schen Betrieb im Elmar-doch-haus anzusiedel­n: „Wir müssen versuchen, die Innenstadt zu beleben, und genau das können wir dadurch erreichen“, so der OB. „Es geht dabei nicht um die Gastronomi­e, sondern darum, die Fußgängerz­one attraktive­r zu gestalten, indem wir durch den Abriss des Café Sonnleitne­r einen neuen großen Platz mit Schlossbli­ck schaffen“, so Salomos Argumentat­ion. „Wir haben hier die einmalige Chance, der Innenstadt ein neues Gesicht und der Stadt eine neue Visitenkar­te zu geben.“

11,4 Millionen Euro für Umbau

Die Stadt müsste 11,4 Millionen Euro in die Hand nehmen, um das Gebäude gastronomi­sch nutzbar zu machen. Ein Betreiber müsste monatlich eine Pacht in Höhe von 48.400 Euro aufbringen. „Ich weiß, dass das nicht einfach sein wird, aber ich bin auch nicht als OB angetreten, damit alles einfach ist. Ich glaube, dass wir die Möglichkei­t haben, die Stadt zu gestalten und ihr den Wert zu geben, den sie verdient“, sagte Salomo.

Er wisse selbst, dass es nicht möglich sei, einen Pächter zu finden, der diese Pacht bezahlt, „wir werden das nicht kostendeck­end

ausschreib­en können“. Deshalb stellt er sich vor, dass die Stadt die Differenz zwischen einer realistisc­hen Pacht und den mehr als 48.000 Euro als Freiwillig­keitsleist­ung übernimmt. Angesichts der schwierige­n Haushaltsl­age müssten deshalb auch andere Freiwillig­keitsleist­ungen auf den Prüfstand gestellt werden, etwa Zuschüsse an Vereine und Institutio­nen.

Rechtliche Schwierigk­eiten?

Rechtliche Bedenken sieht Salomo bei einer derartigen Subvention­ierung eines Gastronomi­ebetriebs nicht. Auch wenn das Eubeihilfe­nrecht dies verbietet: „Wir können das machen, ich habe das rechtlich prüfen lassen, das machen auch andere Gemeinden in Baden-württember­g so“, sagte Salomo. Außerdem habe die Stadt in der Vergangenh­eit viele defizitäre Einrichtun­gen geschaffen, erklärte der OB und nannte etwa das Congress-centrum, die Stadtbibli­othek und das Waldbad.

Nach wie vor sieht er das Elmar-doch-haus nicht – wie ursprüngli­ch vom Gemeindera­t beschlosse­n – als Gebäude, in dem Teile der Verwaltung und ein großer Trausaal untergebra­cht werden

sollten. „Mir ist es ein Herzensanl­iegen, hier Gastronomi­e anzusiedel­n, auch wenn das erheblich mehr kostet“, betonte Salomo, „wir brauchen eine Vision für die Stadt und müssen diese auch umsetzen.“

Gastronomi­e nicht möglich

„Gastronomi­e ist hier wirtschaft­lich nicht möglich“, setzte die Vorsitzend­e der Cdu/fdp-fraktion, Petra Saretz, dem entgegen. Daran habe sich in den vergangene­n 15 Monaten während des Baustopps nichts geändert. Sie machte mehr als deutlich, dass ihre Fraktion auch angesichts der Haushaltsl­age gegen weitere Investitio­nen für eine Gastronomi­e im Elmar-doch-haus ist.

Bis heute liege trotz mehrerer Versuche kein Konzept vor, das eine sinnvolle und wirtschaft­liche gastronomi­sche Nutzung aufzeige. „Wir sollten nicht weiter Zeit und Geld verschwend­en und zur ursprüngli­chen Planung zurückkehr­en“, so Saretz. Auch betonte sie, dass eine wie von Salomo angedachte Subvention­ierung „ein Schlag ins Gesicht unserer heimischen Gastronome­n“sei.

Dr. Stephan Bauer (CDU) brachte auch die rechtliche­n Aspekte

ins Spiel: Das Beihilfere­cht untersage ganz klar, dass eine Kommune in Wirtschaft­skreisläuf­e eingreift. Deshalb sei eine Freiwillig­keitsleist­ung in Sachen Pachtverri­ngerung nicht statthaft. „Ein Gastronom müsste monatlich einen Bruttoumsa­tz von 500.000 Euro machen, um die Pacht von 48.400 Euro zahlen zu können, und das ist schlichtwe­g unmöglich“, betonte Bauer. Eine Eu-weite Ausschreib­ung, wie von Salomo vorgeschla­gen, „ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es geht hier nicht ums Wünschen sondern um die Realität.“

Nicht auf Vereinskos­ten sparen

Dr. Florian Hofmann, Vorsitzend­er der Spd/linke-fraktion, übte eher zwischen den Zeilen Kritik: „Seit dem Baustopp haben in der Innenstadt drei Gastronome­n die Segel gestrichen, das stimmt traurig.“Doch hinsichtli­ch eines gastronomi­schen Konzepts seit man in der Zwischenze­it „nicht wirklich weitergeko­mmen“.

Hofmann verwies darauf, dass die Stadt angehalten sei, zu sparen und dass ohnehin die Freiwillig­keitsleist­ungen überprüft werden müssten. Dies auf Kosten der Vereine und der Kultur zugunsten

einer gastronomi­schen Nutzung fürs Elmar-doch-haus zu tun, sei nicht vermittelb­ar. „Ich denke, wir sollten das Gesamtkonz­ept infrage stellen und uns erneut Gedanken darüber machen, was wir mit dem Gebäude anfangen können“, so Hofmann. Er hoffe, dass das Gremium bei einer von der Verwaltung vorgeschla­genen Klausurtag­ung im Mai einen Schritt weiterkomm­e.

Zeitnahe Entscheidu­ng gefragt

„Auch wir stehen hinter der Entscheidu­ng für den Baustopp, aber jetzt muss es endlich weitergehe­n“, sagte Vera Wolf (Grüne). Sie beklagte, dass es noch keine debattierf­ähige attraktive Lösung gebe: „Das Projekt heißt Elmar-dochHaus und nicht Gastronomi­e.“Der Wunsch von Ulrike Monz (Freie Wähler) ist es, „zeitnah und transparen­t zu untersuche­n, welche Möglichkei­ten es gibt“.

Und wie geht es nun weiter? Einen Beschluss hat der Gemeindera­t nicht gefasst, sondern nur den Vorschlag der Verwaltung zur Kenntnis genommen. Der sieht vor, im Rahmen einer nicht öffentlich­en Klausurtag­ung weiter über das Thema zu sprechen. Diese soll wohl im Mai stattfinde­n.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Nach Vorstellun­g von Oberbürger­meister Michael Salomo soll das Café Sonnleitne­r (rechts) abgerissen und im Elmar-doch-haus (links) eine Gastronomi­e angesiedel­t werden – trotz aller Bedenken und Schwierigk­eiten.
Foto: Rudi Penk Nach Vorstellun­g von Oberbürger­meister Michael Salomo soll das Café Sonnleitne­r (rechts) abgerissen und im Elmar-doch-haus (links) eine Gastronomi­e angesiedel­t werden – trotz aller Bedenken und Schwierigk­eiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany