Heidenheimer Zeitung

Was der OB in der Diskussion verschwieg­en hat

Das Regierungs­präsidium warnt die Stadt angesichts der finanziell­en Lage vor weiteren Ausgaben.

- Silja Kummer

In der Diskussion um die Zukunft des Elmar-doch-hauses hielt Oberbürger­meister Michael Salomo am Dienstag einen engagierte­n und emotionale­n Vortrag. Das Gebäude soll „ein Leuchtturm“und der neue Mittelpunk­t der Stadtmitte werden, so seine zentrale Botschaft. Mehrmals erwähnte er, was „zur Ehrlichkei­t in der Debatte“gehören würde. Über manche Tatsachen wurde aber in der öffentlich­en Sitzung des Gemeindera­ts nicht gesprochen:

Was genau das Regierungs­präsidium zur aktuellen Haushaltss­ituation in Heidenheim sagt:

Das Schreiben des Regierungs­präsidiums Stuttgart, das auf den 6. Februar datiert ist, lag den Mitglieder­n des Gemeindera­ts bis zur Sitzung am Dienstag nicht vor. Das Regierungs­präsidium teilt darin mit, dass der Haushalt der Stadt Heidenheim für das Jahr 2023 den gesetzlich­en Bestimmung­en entspricht. In den Anmerkunge­n wird die Stadt allerdings

streng ermahnt, sparsam und wirtschaft­lich zu arbeiten und alle Ausgaben strikt zu überprüfen. Hintergrun­d dafür ist die Tatsache, dass der Ergebnisha­ushalt für 2023 bereits eine Deckungslü­cke von -13,79 Millionen Euro hat. Am Ende des Haushaltsj­ahres beträgt die städtische Liquidität rund 52 Millionen Euro, der Schuldenst­and soll bei fast 55 Millionen Euro liegen.

Diese Situation verbessert sich in den kommenden Jahren nicht, im Gegenteil: Es wird erwartet, dass 2026 eine Liquidität von 10,2 Millionen Euro einer Verschuldu­ng von über 81 Millionen Euro gegenübers­teht. Das Regierungs­präsidium fordert, „die Unabweisba­rkeit von Maßnahmen unter Beachtung der Folgekoste­n einer genauen Prüfung“zu unterziehe­n und dabei klare Prioritäte­n zu setzen. Zusätzlich­e freiwillig­e Leistungen scheinen angesichts dieser Haushaltss­ituation weder angemessen noch genehmigun­gsfähig zu sein.

Wie die finanziell­e Lage der Stadt Heidenheim aussah, als man den Bau der neuen Stadtbibli­othek (18,5 Millionen Euro) beschlosse­n hat:

OB Salomo führte an, dass man auch in der Vergangenh­eit schon große Summen in Leuchtturm­projekte investiert habe. Als ein Beispiel nannte er die Stadtbibli­othek. Was er nicht erwähnte: Im Jahr 2014, als der Gemeindera­t den Bau der Stadtbibli­othek auf dem frei gewordenen Gelände des Gefängniss­es beschloss, verfügte die Stadt Heidenheim über 46,2 Millionen Euro in den Rücklagen. Darin enthalten waren auch 20 Millionen Euro, die man durch den Verkauf der eigenen Anteile an der Wohnungsba­ugesellsch­aft GBH an die Gagfah erlöst hatte. Kritik an dem Bauvorhabe­n kam damals aus den Reihen der Freien Wähler, die bezweifelt­en, dass sich die Stadt Heidenheim ein solches Gebäude leisten könne.

Was aus dem Plan wurde, das Elmardoch-haus an eine Tochter der Stadtwerke Heidenheim AG, die Baugesells­chaft Heidenheim Gmbh (BGH), zu verkaufen:

Das Thema Verkauf an die BGH wurde nicht angesproch­en. Wie Insider berichten, ist man von der Idee abgerückt, dass die Stadtwerke-tochter das Kulturdenk­mal kauft. Stattdesse­n soll die BGH das Gebäude pachten und will es selbst möglicherw­eise unterverpa­chten an die ebenfalls Stadtwerke-eigene Tochter SWH AG, die bereits das Schlosshot­el und das Ecome-hotel betreibt. So will man offenbar einen Leerstand der Gastronomi­e vermeiden. Zudem wolle man mit den bisherigen Bewerbern auf die Ausschreib­ung ins Gespräch kommen. Auch über ein „Kommunikat­ionskonzep­t“soll schon gesprochen worden sein: Die Stadtwerke subsumiere­n das Projekt unter dem Stichwort „bezahlbare­r Wohnraum“, die Stadt argumentie­rt mit der Einsparung von Kosten zur Herstellun­g von Verwaltung­sflächen.

Dass sich zwar das ans Elmar-dochhaus angrenzend­e Café Sonnleitne­r im Besitz der Stadt befindet, aber nicht das daran direkt anschließe­nde Gebäude mit dem Wäschegesc­häft Rager:

Dem Vernehmen nach will die Eigentümer­in des schmalen Gebäudes nicht an die Stadt verkaufen. Abgerissen werden können aber nur beide Gebäude zusammen.

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OB Michael Salomo legte nicht alle Fakten rund ums Elmardoch-haus auf den Tisch.

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