Heidenheimer Zeitung

Schluss mit dem Egotrip!

- Andreas Uitz zum Festhalten an der Gastro-idee

Ich will! Ich will! Ich will! Den Vergleich mit einem kleinen Kind an der Supermarkt-kasse muss sich Oberbürger­meister Michael Salomo gefallen lassen. Denn alle Argumente sprechen gegen die Investitio­n von mehr als elf Millionen Euro, mit denen er das Elmardoch-haus für eine gastronomi­sche Nutzung umbauen will.

Und trotzdem: Er will – und zwar um jeden Preis. Das wurde in der Gemeindera­tssitzung am Dienstag mehr als deutlich. Und dabei scheut Salomo auch nicht davor zurück, fadenschei­nige Argumente heranzuzie­hen, falsche Vergleiche zu benutzen, Halbwahrhe­iten ins Feld zu führen und den Gemeindera­t offen zu belügen. Genau das hat er getan mit der Aussage, einen Gastronome­n mit Freiwillig­keitsleist­ungen von der Pacht zu entlasten, sei rechtens. So einfach ist das nicht, und das weiß Salomo. Und wenn er damit argumentie­rt, dass auch andere Kommunen im Land so handeln, muss man dem OB zumindest eine zweifelhaf­te Rechtsauff­assung unterstell­en.

Wenn er zudem ins Feld führt, dass auch die Stadtbibli­othek, das Waldbad und andere Einrichtun­gen bezuschuss­t werden und Geld kosten, dann zieht er falsche Vergleiche: Während diese Einrichtun­gen der Allgemeinh­eit, also der vielzitier­ten Stadtgesel­lschaft zugutekomm­en, würde eine subvention­ierte Gastronomi­e nur einem helfen: einem privaten Gastronome­n beim Geldverdie­nen.

Salomo stellt seine Vision über das Wohl von Vereinen, Kultur sowie sozialen und anderen Einrichtun­gen.

Der OB scheut sich auch nicht, unterschwe­llig damit zu drohen, andere Freiwillig­keitsleist­ungen der Stadt zu streichen, sollte der Gemeindera­t bei der Gastronomi­e nicht mehr mitspielen. Damit positionie­rt er sich klar und stellt seine Vision über das

Wohl von Vereinen, Kultur sowie sozialen und anderen Einrichtun­gen.

In seiner Argumentat­ion verglich Salomo das Elmar-dochhaus mit dem Eisenhof der Firma Voith, der ja sicherlich auch nicht wirtschaft­lich sei. Dass das eine von einem privaten Unternehme­n, das andere aber mit öffentlich­en Geldern finanziert wird, scheint ihn nicht zu interessie­ren.

Salomo sagt, dass es ihm nicht um Gastronomi­e im Elmar-doch-haus, sondern um einen neuen attraktive­n Platz in der Innenstadt geht. Dabei hat das eine mit dem anderen herzlich wenig zu tun. Das Café Sonnleitne­r ließe sich auch abreißen ohne das alte Rathaus für elf Millionen Euro für einen Gastronome­n aufzuhübsc­hen.

Und wie reagiert der Gemeindera­t auf all das? Mehrheitli­ch lässt er sich das alles gefallen, scheint noch hinter der gescheiter­ten Gastro-vision zu stehen. Mit Ausnahme der Cdu/fdpfraktio­n will kaum einer einsehen, dass der eingeschla­gene Weg ein Holzweg ist. Es ist an der Zeit, das zu erkennen, das Süßigkeite­nregal hinter sich zu lassen, einen Schlussstr­ich zu ziehen und an der Kasse den entstanden­en Schaden zu bezahlen – aber keine 11,4 Millionen Euro.

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