Von der Couch an die nationale Spitze
Ein Besuch beim Taekwondo-training der TSG Schnaitheim veränderte das Leben von Arthur Switala. Der 14-jährige Herbrechtinger wird auch von Großmeister Jae-hee Chang unterstützt.
Am Anfang wollte ich eigentlich gar keinen Sport machen“, sagt Arthur Switala und fügt hinzu: „Ich wollte eigentlich gar nichts machen.“Der heute 14-Jährige saß stundenlang auf der Couch vor dem Fernseher und wollte einfach nur seine Ruhe haben. Das führte dazu, dass er immer mehr an Gewicht zunahm. „Ich war dick“, sagt er und senkt seinen Blick.
Im Alter von elf Jahren begann sein Vater Gregor dann, ihm Videos von seinen früheren KarateKämpfen zu zeigen. Aber auch das interessierte den Schüler zunächst wenig. Durch viele, stundenlange Gespräche war es seinem Vater schließlich gelungen, das Interesse des Jungen am Kampfsport zu wecken. „Mein Papa hat zu mir gesagt: Ich weiß, dass aus dir etwas werden kann. Du hast Potenzial und nichts ist unmöglich.“
Wow-effekt beim ersten Training
So kam es dazu, dass Arthur sich überreden ließ, die verschiedenen Kampfsportangebote im Landkreis näher zu betrachten. Am Ende fiel die Wahl auf Taekwondo bei der TSG Schnaitheim. Für den Herbrechtinger brachte das allererste Training einen „Wow-effekt“mit sich. „Nach und nach haben der Sport und ich uns miteinander verbunden. Er ist mittlerweile ein Teil von mir geworden“, sagt der Jugendliche.
Arthur Switala begann abzunehmen, verlor fast neun Kilogramm an Gewicht und konzentrierte sich aufs Training. Dann kam Corona. Für Arthur bedeutete das: kein Training und keine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. „Ich hatte aber Glück. Es kam ein Kontakt mit Großmeister Jae-hee Chang (9. Dan) aus München zustande, der mich auf verschiedenen Lehrgängen gesehen hatte“, berichtet Arthur.
Gemeinsam mit seinem Vater fuhr der Jugendliche nach München. Schließlich ermöglichte der Großmeister ihm den Wechsel von der TSG Schnaitheim zum TSV Pfuhl. Für den Schüler war das ein Meilenstein in seiner noch jungen Karriere. „Ich wurde von Anfang an gefördert und bekam die entsprechenden Prüfungen, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können“, sagt er. Schon bald meldeten seine Trainer ihn für den Bayern-pokal an.
„Für mich lief es ziemlich gut.
Bis zum Finale“, sagt er und ergänzt: „Ich habe im Finalkampf sogar geführt. Weil ich aber nicht darauf gehört habe, was mein
Trainer gesagt hat und zu offensiv gekämpft habe, hat er das Handtuch geworfen.“Der Schüler belegte schließlich den zweiten Platz. „Im Nachhinein habe ich verstanden, was ich anders machen soll“, erklärt Arthur Switala. Dennoch hatte er Angst, beim nächsten Wettkampf etwas falsch zu machen.
Bronze bei Junioren
Doch beim darauffolgenden Turnier lief alles glatt: Bei den bayrischen Meisterschaften wurde er Dritter und qualifizierte sich damit für die deutsche Juniorenmeisterschaft. In Nürnberg sicherte sich Switala Bronze. „Zwischen mir und dem Sport herrscht eine tiefe Liebe, weil ich sehe, was der Sport aus einem machen kann“, betont der 14-Jährige und fügt hinzu: „Es gibt nichts in meinem Leben, das mich so verändert hat, wie dieser Sport. Und das war erst der Anfang.“
Nach den deutschen Juniorenmeisterschaften wechselte Switala zur Kampfsportschule Mustafa Gürel nach Günzburg. Dort stehen für den Schüler der Freien Evangelischen Schule in Heidenheim fünf Trainingseinheiten in der Woche an. „Zu Hause trainiere ich zudem mit meinem Papa im Keller“, sagt er. „Wir haben zwar nicht so viel Geld, aber das, was wir uns leisten können, kauft mein Papa mir.“
Ohnehin ist Arthurs Vater Gregor sein größter Unterstützer, fährt ihn zum Training, wartet bis es vorbei ist und bringt ihn wieder nach Hause. „Mehr kann man sich von seinem Papa nicht wünschen“, sagt Arthur und wischt sich die Tränen aus den Augen. Durch den dritten Platz bei den deutschen Juniorenmeisterschaften ist Arthur Switala nun auf nationaler Ebene angekommen. „Mein größter Traum ist es, in der Nationalmannschaft zu kämpfen und bei den Weltmeisterschaften dabei zu sein. Dafür werde ich alles geben“, sagt er entschlossen, „Ich schätze die Möglichkeit, die ich habe, weil ich bis zu meinem elften Lebensjahr nichts war.“
Der Kampfsport, insbesondere das Taekwondo, haben Arthur Switala verändert und seinem
Leben einen Sinn gegeben. „Ich schätze es sehr, dass sich die Leute für mich einsetzen und ich danke meiner Familie, dass sie mich begleitet. Ich werde alles dafür tun, um sie stolz zu machen.“