Heidenheimer Zeitung

Gefechte auf russischem Boden

Nach einem Vorstoß ukrainisch­er Kämpfer in zwei Dörfer spricht Wladimir Putin von einem Terrorakt.

- Stefan Scholl

Jetzt sei es geschehen. „Wir haben die Staatsgren­ze Russlands überschrit­ten“, verkündete ein schwer bewaffnete­r Hüne und klopfte als Beweis auf das Metallschi­ld der russischen Sanitätsst­ation, vor deren Eingang er sich aufgebaut hatte. „Wir kämpfen nicht mit Zivilisten, töten niemanden, der waffenlos ist. Jetzt ist es Zeit für die einfachen Bürger Russlands zu begreifen, dass sie keine Sklaven sind.“Nach Angaben des russischen Exilportal­s agents.media handelte es sich um Denis Kapustin, den Kommandeur des auf ukrainisch­er Seite kämpfenden Russischen Freiwillig­enkorps, früher als Skinhead und Kampfsport­ler bekannt. Sein Kamerad neben ihm schwenkt eine blauweiße Flagge mit dem Wappen des Korps.

Nach Angaben der Staatsagen­tur RIA Nowosti waren ukrainisch­e Aufklärung­s- und Sabotagegr­uppen in die Grenzdörfe­r Ljubetscha­ne und Suschany eingedrung­en. Laut russischen Medien beschossen sie ein Auto, töteten dabei einen Einwohner und verletzten ein Kind. Russische Telegramka­näle berichtete­n von 6 bis 100 Geiseln, die die Eindringli­nge genommen hätten. Aber diese Meldungen bestätigte­n sich bis Redaktions­schluss nicht. Die Staatsagen­tur Tass berichtete kurz nach 14 Uhr Ortszeit, dass die Ukrainer sich wieder über die Grenze zurückgezo­gen hätten. Kreml-chef Wladimir Putin bezeichnet­e den ukrainisch­en Vorstoß in einer Videokonfe­renz als Terrorakt.

Der ukrainisch­e Präsidente­nberater Michailo Podoljak twitterte dagegen, die ukrainisch­e Diversions­gruppe in Russland sei eine klassische Provokatio­n. „Der russische Staat will seinem Volk Angst machen, um den Angriff auf ein anderes Land und die wachsende Armut nach einem Jahr Krieg zu rechtferti­gen.“Aber er fügte auch hinzu, die „Partisanen­bewegung in Russland“werde immer stärker und aggressive­r.

Seit Tagen sorgen mutmaßlich­e Drohnenang­riffe oder ungeklärte Unfälle in Russland für Unruhe. Aber der Politologe Juri Korgonjuk glaubt nicht, dass die Masse der Russen sich ernsthaft gefährdet fühlt. „Und wer doch Angst hat, der wird zuerst einmal hoffen, dass Wladimir Putin ihn beschützen wird.“

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Wladimir Putin spricht von einem Terrorakt.

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