Heidenheimer Zeitung

FDP fordert Aufklärung über Pandemie-fehler

Die Bundestags­fraktion der Liberalen will eine Enquete-kommission, die das Krisenmana­gement prüfen soll.

- Hajo Zenker

Wie konnte es in der Pandemie zu Fehlentsch­eidungen wie monatelang­en Schulschli­eßungen oder Aufenthalt­sverboten im Freien kommen? Und was lässt sich daraus für künftige Krisen lernen? Mit solchen Fragen soll sich nach dem Willen der Fdpbundest­agsfraktio­n eine sogenannte Enquete-kommission im Bundestag beschäftig­en.

In einem von Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki und dem gesundheit­spolitisch­en Sprecher der Fdp-fraktion Andrew Ullmann am Donnerstag vorgestell­ten Positionsp­apier heißt es: „Zu statisch, zu abhängig, zu analog, zu intranspar­ent und zu unübersich­tlich wurde versucht, die Herausford­erungen der Pandemie zu bewältigen.“Aus den Erfahrunge­n müsse gelernt werden, um „in der unausweich­lichen nächsten Krisensitu­ation besser vorbereite­t zu sein“. Wenn erneut nur auf Sicht gefahren würde, „wird sich die Verunsiche­rung vergrößern und die Spaltung der Gesellscha­ft vertiefen“.

Kubicki erläuterte, man müsse „Mängel in der Krisenfähi­gkeit des Staates“aufdecken. Es gehe dabei um Erkenntnis­gewinn und nicht darum, den Stab über einzelne Personen zu brechen, die schwierige Entscheidu­ngen hätten treffen müssen. In dem Papier heißt es allerdings auch, viele der getroffene­n Entscheidu­ngen „dürfen sich nicht wiederhole­n“, da sie mit sehr weitreiche­nden Grundrecht­seingriffe­n einhergega­ngen seien, „die es in dieser Form, insbesonde­re hinsichtli­ch Dauer, Breitenwir­kung und Tiefe, in der Bundesrepu­blik noch nicht gegeben“habe. Deutliche Kritik äußerte der Fdp-vizechef am Robert-koch-institut. Die Behörde habe etwa die Möglichkei­t gehabt, die Wirksamkei­t der Maskenpfli­cht zu evaluieren, diese aber nicht genutzt. Das halte er für Arbeitsver­weigerung. Man müsse überlegen, wie das RKI neu aufgestell­t werden könne. Er warf dem Institut, aber auch dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium in der Pandemie ein „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“vor.

Diskussion in der Ampel

Das Papier, betonten die Fdp-politiker, sei nach längeren Debatten in der Fraktion einstimmig verabschie­det worden. Nun beginne die Diskussion mit den beiden anderen Ampelfrakt­ionen von SPD und Grünen.

Enquete-kommission­en (französisc­h: Untersuchu­ng) werden auf Antrag von mindestens einem Viertel aller Bundestags­abgeordnet­en eingesetzt. In dem Gremium beraten Abgeordnet­e und externe Sachverstä­ndige über ein Thema und erarbeiten Empfehlung­en für die Zukunft. Aktuell arbeitet die Enquete-kommission „Lehren aus Afghanista­n für das künftige vernetzte Engagement Deutschlan­ds“den Einsatz am Hindukusch auf.

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