Schluss mit dem Single-frust
Die Luchsmännchen im Schwarzwald bekommen Gesellschaft. Sechs bis zehn weibliche Tiere werden in den nächsten Jahren ausgewildert.
Sechs bis zehn Luchsweibchen werden in den nächsten Jahren im Schwarzwald ausgesiedelt. Das sagte Minister Peter Hauk (CDU) beim Kick-off-projekt für das Ansiedlungsprojekt am Freitag in Stuttgart. Sie sollen mit den bereits vorhandenen männlichen Tieren das Luchsvorkommen im Land stützen und eine stabile Population ermöglichen. Sie sollen sich aber auch mit den Vorkommen in den Vogesen, im Schweizer Jura, in den Alpen und im Pfälzer Wald verbinden und so allen Vorkommen zusammen die Zukunft sichern.
Mit seinen naturnahen Waldflächen biete das Land beste Voraussetzungen für den Luchs, das Tier sei „ein Baustein zur Sicherung der biologischen Vielfalt in unserem Land und über unsere Landesgrenzen hinaus“, sagt der Minister für ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz. Schwerpunkt der Aussiedlung werde 2025, 2026 sein, sagte Hauk, „einzelne Tiere“könnten vielleicht auch schon früher freigelassen werden. Das werden keine anderswo in der Natur gefangenen Tiere sein, sondern geeignete Exemplare, die im Karlsruher Zoo gezüchtet werden.
Probleme für Nutztierhalter oder Konflikte mit Waldbesuchern seien nicht zu erwarten, das zeigen die Erfahrungen mit den vorhandenen Luchsen. Der Luchs sei im Gegensatz zum Wolf auch ein Wildtier, das in der Bevölkerung „auf sehr positive Resonanz“stößt, so Hauk. „Luchse sind faszinierend, leben heimlich und Begegnungen mit ihnen sind
sehr selten.“Dass trotzdem nicht alle das Vorhaben „mit Hurra“begrüßten, sei ihm auch klar, sagte Hauk.
Manche Jäger sehen den Luchs als Jagd-konkurrenz oder fürchten um die Stärke ihrer Bestände, Landwirte um ihre Nutztiere. Das Risiko von Schaf- oder Ziegenrissen sei aber nicht so groß wie beim Wolf, sagte Hauk, da der Luchs sich höchstens einzelne Tiere holt. Ein Entschädigungsfonds für Risse gibt es bereits. Der Landesjagdverband sei beim Luchs-projekt mit im Boot, seit langem sorgen Jäger fürs Luchsmonitoring,
der Verband bezahlt Prämien für gemeldete Beutetiere und übernimmt Patenschaften für zugewanderte Luchse.
Beim Luchsprojekt arbeitet die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) mit dem Landesjagdverband, der Stiftung WWF, der HIT Umweltstiftung und dem Zoo Karlsruhe zusammen. Das Geld kommt aus Haushaltsmitteln und von den beiden Stiftungen WWF und HIT.
Der Luchs sei „kein Exot, der vom Himmel fällt“, sagte FVA-DIrektor Ulrich Schraml, „wir haben zwar keine Population in Baden-württemberg,
aber einzelne Tiere sind schon da“. Die sind hauptsächlich aus der Schweiz zugewandert, alles Kuder, männliche Tiere. Die weiblichen Tiere, die Katzen, bleiben normalerweise in der Nähe ihres Geburtsorts. 14 Kuder wurden im Land bereits nachgewiesen, der erste 2005 im Donautal. Er wurde auf der Autobahn bei Laichingen überfahren. Fünf männliche Luchse sind aktuell im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und am Bodensee unterwegs. Nur ein zugewandertes Weibchen hat sich einmal im Schwarzwald umgeguckt, ist aber wieder verschwunden. Die Tiere kommen aus der Schweiz, eines aus dem Harz und eines aus dem Pfälzer Wald war auch schon da.
Fünf sind schon heimisch
Mit den ausgewilderten Gehegetieren soll die genetische und demografischer Stabilität der Luchsvorkommen verbessert werden und ein Beitrag zur biologischen Vielfalt geleistet werden, sagte Schraml. Der Managementplan sei noch in Arbeit.
Die erste Luchs-auswilderung 2024 oder 2025 wird übrigens ganz ohne Rummel über die Bühne gehen, kündigte Hauk am Freitag an: Die Kiste werde er ohne Presse öffnen, der Ort werde auch nicht bekannt geben. Fest stehe nur, dass die Tiere im Nord- und Südschwarzwald freigelassen werden. Die Schwäbische Alb ist damit aber noch nicht aus dem Spiel: Die genauen Auswilderungsorten würden erst „im Rahmen des Projekts erörtert“, sagte ein Sprecher Hauks.