Heidenheimer Zeitung

Schluss mit dem Single-frust

Die Luchsmännc­hen im Schwarzwal­d bekommen Gesellscha­ft. Sechs bis zehn weibliche Tiere werden in den nächsten Jahren ausgewilde­rt.

- Von Alfred Wiedemann

Sechs bis zehn Luchsweibc­hen werden in den nächsten Jahren im Schwarzwal­d ausgesiede­lt. Das sagte Minister Peter Hauk (CDU) beim Kick-off-projekt für das Ansiedlung­sprojekt am Freitag in Stuttgart. Sie sollen mit den bereits vorhandene­n männlichen Tieren das Luchsvorko­mmen im Land stützen und eine stabile Population ermögliche­n. Sie sollen sich aber auch mit den Vorkommen in den Vogesen, im Schweizer Jura, in den Alpen und im Pfälzer Wald verbinden und so allen Vorkommen zusammen die Zukunft sichern.

Mit seinen naturnahen Waldfläche­n biete das Land beste Voraussetz­ungen für den Luchs, das Tier sei „ein Baustein zur Sicherung der biologisch­en Vielfalt in unserem Land und über unsere Landesgren­zen hinaus“, sagt der Minister für ländlichen Raum, Ernährung und Verbrauche­rschutz. Schwerpunk­t der Aussiedlun­g werde 2025, 2026 sein, sagte Hauk, „einzelne Tiere“könnten vielleicht auch schon früher freigelass­en werden. Das werden keine anderswo in der Natur gefangenen Tiere sein, sondern geeignete Exemplare, die im Karlsruher Zoo gezüchtet werden.

Probleme für Nutztierha­lter oder Konflikte mit Waldbesuch­ern seien nicht zu erwarten, das zeigen die Erfahrunge­n mit den vorhandene­n Luchsen. Der Luchs sei im Gegensatz zum Wolf auch ein Wildtier, das in der Bevölkerun­g „auf sehr positive Resonanz“stößt, so Hauk. „Luchse sind fasziniere­nd, leben heimlich und Begegnunge­n mit ihnen sind

sehr selten.“Dass trotzdem nicht alle das Vorhaben „mit Hurra“begrüßten, sei ihm auch klar, sagte Hauk.

Manche Jäger sehen den Luchs als Jagd-konkurrenz oder fürchten um die Stärke ihrer Bestände, Landwirte um ihre Nutztiere. Das Risiko von Schaf- oder Ziegenriss­en sei aber nicht so groß wie beim Wolf, sagte Hauk, da der Luchs sich höchstens einzelne Tiere holt. Ein Entschädig­ungsfonds für Risse gibt es bereits. Der Landesjagd­verband sei beim Luchs-projekt mit im Boot, seit langem sorgen Jäger fürs Luchsmonit­oring,

der Verband bezahlt Prämien für gemeldete Beutetiere und übernimmt Patenschaf­ten für zugewander­te Luchse.

Beim Luchsproje­kt arbeitet die Forstliche Versuchs- und Forschungs­anstalt in Freiburg (FVA) mit dem Landesjagd­verband, der Stiftung WWF, der HIT Umweltstif­tung und dem Zoo Karlsruhe zusammen. Das Geld kommt aus Haushaltsm­itteln und von den beiden Stiftungen WWF und HIT.

Der Luchs sei „kein Exot, der vom Himmel fällt“, sagte FVA-DIrektor Ulrich Schraml, „wir haben zwar keine Population in Baden-württember­g,

aber einzelne Tiere sind schon da“. Die sind hauptsächl­ich aus der Schweiz zugewander­t, alles Kuder, männliche Tiere. Die weiblichen Tiere, die Katzen, bleiben normalerwe­ise in der Nähe ihres Geburtsort­s. 14 Kuder wurden im Land bereits nachgewies­en, der erste 2005 im Donautal. Er wurde auf der Autobahn bei Laichingen überfahren. Fünf männliche Luchse sind aktuell im Schwarzwal­d, auf der Schwäbisch­en Alb und am Bodensee unterwegs. Nur ein zugewander­tes Weibchen hat sich einmal im Schwarzwal­d umgeguckt, ist aber wieder verschwund­en. Die Tiere kommen aus der Schweiz, eines aus dem Harz und eines aus dem Pfälzer Wald war auch schon da.

Fünf sind schon heimisch

Mit den ausgewilde­rten Gehegetier­en soll die genetische und demografis­cher Stabilität der Luchsvorko­mmen verbessert werden und ein Beitrag zur biologisch­en Vielfalt geleistet werden, sagte Schraml. Der Management­plan sei noch in Arbeit.

Die erste Luchs-auswilderu­ng 2024 oder 2025 wird übrigens ganz ohne Rummel über die Bühne gehen, kündigte Hauk am Freitag an: Die Kiste werde er ohne Presse öffnen, der Ort werde auch nicht bekannt geben. Fest stehe nur, dass die Tiere im Nord- und Südschwarz­wald freigelass­en werden. Die Schwäbisch­e Alb ist damit aber noch nicht aus dem Spiel: Die genauen Auswilderu­ngsorten würden erst „im Rahmen des Projekts erörtert“, sagte ein Sprecher Hauks.

 ?? Foto: Patrick Pleul/dpa ?? Ein Luchs in einem Wildpark. Im Schwarzwal­d werden in den kommenden Jahren mehrere Luchsweibc­hen ausgesetzt, damit sich eine Population der Raubkatze bilden kann.
Foto: Patrick Pleul/dpa Ein Luchs in einem Wildpark. Im Schwarzwal­d werden in den kommenden Jahren mehrere Luchsweibc­hen ausgesetzt, damit sich eine Population der Raubkatze bilden kann.

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