Heidenheimer Zeitung

Gastronomi­e nicht um jeden Preis

Händler-sprecher Charles Simon würde ein bewirtscha­ftetes altes Rathaus begrüßen, aber er hat auch erhebliche Bedenken bezüglich der Vorgehensw­eise.

- Von Andreas Uitz

In der Diskussion um eine gastronomi­sche Nutzung des Elmar-doch-hauses in der Hauptstraß­e hat Oberbürger­meister Michael Salomo in der jüngsten Gemeindera­tssitzung zahlreiche Argumente vorgebrach­t, die seine Vision untermauer­n sollen. Unter anderem sprach er auch mehrmals davon, dass von einer großen Gastronomi­e im Rathaus auch der Heidenheim­er Handel profitiere­n würde.

Die Händlerver­einigung HDH, so Salomo, hänge „sehr viel Herzblut rein, um die Stadt attraktive­r zu machen. Doch das wird nicht ausreichen, wir müssen den Handel auch unterstütz­en“, betonte der OB. Das könne man durch eine interessan­te Gastronomi­e, aber auch durch einen Platz, der durch den Abriss des Cafés Sonnleiter direkt neben dem Elmar-doch-haus geschaffen werden könnte. „Wir haben gesehen, dass die Schlittsch­uhbahn im Winter sehr gut funktionie­rt hat, mit einem größeren Platz wäre das noch attraktive­r“, sagte der Oberbürger­meister.

Skepsis bei großem Gastronome­n

Doch wie steht der Handel zu einer gastronomi­schen Lösung fürs alte Rathaus? „Ich denke nicht, dass jemand gegen Gastronomi­e ist, aber eben nicht um jeden Preis“, sagt der Vorsitzend­e des HDH, Charles Simon. Natürlich könne mehr Gastronomi­e dabei helfen, vor allen Dingen den südlichen Teil der Hauptstraß­e zu beleben, und davon würden auch die Händler profitiere­n. Doch ob es tatsächlic­h ein großer gastronomi­scher Betrieb im ElmarDoch-haus sein muss, hält Simon zumindest für fraglich: „Mehrere

kleinere Gaststätte­n, wie beispielsw­eise in Ulm, wären sicher sinnvoller.“

So hegt der Hdh-vorsitzend­e einerseits die Befürchtun­g, dass ein wirklich großer gastronomi­scher Betrieb den vielen kleinen noch existieren­den schaden könnte. Anderersei­ts sei die Gefahr groß, dass wieder ein Leerstand droht, sollte ein Gastronom im Elmar-doch-haus scheitern. „Und mehr Leerstände in der Innenstadt brauchen wir wirklich nicht.“

Händler stören sich am Bauzaun

Grundsätzl­ich findet Simon die Entscheidu­ng des Gemeindera­ts vom Oktober 2021, einen Baustopp für die laufenden Umbauten im Elmar-doch-haus zu verhängen, gut. „Es war richtig, eine gastronomi­sche Nutzung zu untersuche­n. Aber dass es in 15 Monaten

nicht geklappt hat, eine gangbare Lösung zu finden, verstehe ich nicht.“Jetzt sei es dringend an der Zeit, einen Knopf an die Sache zu machen. „Seit mehr als einem Jahr haben wir diesen scheußlich­en Bauzaun vor dem Gebäude und nichts passiert“, sagt Simon. Man habe schon bei der Stadtverwa­ltung nachgefrag­t, ob der Zaun nicht entfernt werden und die Zugangstür zum Gebäude geschützt werden könnte, doch habe man das aus juristisch­en Gründen abgelehnt.

„Wir wollen die südliche Hauptstraß­e beleben, aber nicht mit Gewalt“, betont Simon. Eine vom Oberbürger­meister vorgeschla­gene Subvention­ierung eines Gastronome­n im Elmar-dochhaus bezeichnet der HDH-CHEF als „psychologi­sche Katastroph­e für alle anderen Gastronome­n und Händler in der Stadt“. Und was

hält er davon, zugunsten einer günstigere­n Pacht andere Freiwillig­keitsleist­ungen zu streichen? „Dazu sage ich gar nichts, die Idee ist unfassbar“, so Simon.

Fehlende Parkplätze in der Nähe

Bedenken hat er auch aus anderen Gründen: „Wenn in einem solchen gastronomi­schen Betrieb 200 bis 400 Gäste täglich bewirtet werden sollen, und anders wäre das ja nicht finanzierb­ar: Wo sollen die alle parken?“Seiner Erfahrung nach laufen Menschen nicht mehr als einen Kilometer, um in ein Restaurant oder eine Kneipe zu gehen, und die Parkmöglic­hkeiten im Umfeld des Elmar-doch-hauses seien mehr als beschränkt.

Eine weitere offene Frage sieht Simon darin, ob es überhaupt funktionie­ren kann, neben dem alten Rathaus einen neuen Platz

zu schaffen. Zwar habe die Stadt das Café Sonnleitne­r gekauft, das direkt angrenzend­e kleine Gebäude, in dem ein Wäschegesc­häft untergebra­cht ist, jedoch nicht. „Sind damit überhaupt die Voraussetz­ungen gegeben, dass ein Platz geschaffen wird, der mit Voraussetz­ung dafür ist, dass eine Gastronomi­e im Elmardoch-haus funktionie­ren kann? Am Ende haben wir ein Haus ohne Platz.“

Wir wollen die südliche Hauptstraß­e beleben, aber nicht mit Gewalt. Charles Simon Vorsitzend­er der Heidenheim­er Händlerver­einigung HDH

Wunsch nach schneller Lösung

Alles in allem ist der Händlerver­treter der Ansicht, dass möglichst schnell eine Lösung herbeigefü­hrt werden sollte, um die Baustelle am Elmar-doch-haus zu beenden. Wenn diese Lösung eine gastronomi­sche wäre, die tragbar und wirtschaft­lich wäre, würde er das begrüßen, „aber nicht mit aller Gewalt“.

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Foto: Rudi Penk Charles Simon, Sprecher der Heidenheim­er Händler, versteht nicht, warum das Elmar-doch-haus noch immer mit einem Bauzaun gesichert ist. Er sieht eine gastronomi­sche Lösung skeptisch.

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