Heidenheimer Zeitung

DEM LEBEN ENTGEGENGE­HEND

- Ivan Totić, Vikar in der Seelsorgee­inheit Heidenheim

Mit dem Aschermitt­woch begann nach den närrischen Tagen die sogenannte Fastenzeit. Nicht nur für Außenstehe­nde sind die Tage zwischen Aschermitt­woch und Ostern oft eine unverständ­liche Zeit – eine Zeit, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Oft wird die Fastenzeit auch ausschließ­lich nur als Zeit der Entbehrung und Zeit des Verzichtes gedeutet und gesehen.

Doch dies wird der Fastenzeit nicht gerecht. Fastenzeit bedeutet mehr als nur zu entbehren und zu verzichten. Die römisch-katholisch­e Kirche bezeichnet die Tage zwischen Aschermitt­woch

und Ostern auch als österliche Bußzeit. Diese Bezeichnun­g hat das (schlussend­liche) Ziel vor Augen. Die Tage zwischen Aschermitt­woch und Ostern sind ein Zugehen auf den (ewigen) Ostermorge­n hin. Zugespitzt­er formuliert: Dem Leben entgegenge­hend.

In diesen Tagen der österliche­n Bußzeit besinnen sich die Christinne­n und Christen in besonderer Weise auf das Erbarmen und die Liebe Gottes. Seine unendliche und unbegreifb­are Liebe zu uns wird durch das Leben und Wirken seines Sohnes Jesus Christus, das seinen Höhepunkt am Kreuz findet, sichtbar. Im und durch das

Kreuz liegt und ist die begründete Hoffnung und Vorfreude für alle Christinne­n und Christen. Die(se) unendliche und unbegreifb­are Liebe Gottes befreit uns – sie ist das Evangelium, die erlösende Frohbotsch­aft, die Botschaft vom Leben.

Daher sollte die österliche Bußzeit auf keinen Fall eine von Regeln erfüllte Zeit sein, eine ausschließ­liche Zeit der Entbehrung und des Verzichtes, sondern sie sollte eine regelrecht vom Leben erfüllte Zeit sein. Die österliche Bußzeit dient dem Leben, dem Leben der ganzen Schöpfung, um als geliebte Kinder Gottes, die sich auf dem Weg zum ewigen Ostermorge­n befinden, heute schon österlich leben zu können. Alles hierzu Dienliche hat hier seinen Platz. Die Entbehrung und der Verzicht in diesen Tagen können hier eine Hilfestell­ung bieten.

Wir sind eingeladen durch unser(en) Leben(sstil) dem Leben entgegenge­hend zu begegnen – tagtäglich. Allen Leserinnen und Leser eine gotterfüll­te und segensreic­he österliche Bußzeit 2023. Gott möge uns in diesen Tagen seinen Frieden schenken.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany