So ist die Lage bei den Nachbarn
Entsetzen über das Tatmotiv von Illerkirchberg, Kritik an den Oberkochener B19-plänen und Streit bei Bayerns Sudetendeutschen. Das hat sich diese Woche bei Heidenheims Nachbarn getan.
Mord und versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung. So lautet die Anklage gegen den 27-Jährigen, der am 5. Dezember 2022 in Illerkirchberg zwei Mädchen mit einem Messer angegriffen hat. Eines der Opfer, die 14-jährige Ece, starb infolge des Angriffs, das zweite Opfer wurde schwer verletzt.
Zum Motiv des Asylbewerbers aus Eritrea war bislang nichts bekannt. Wie die Südwest Presse berichtet, hat sich die Staatsanwaltschaft Ulm jetzt dazu geäußert: Demnach hat der 27-Jährige ausgesagt, dass er am Morgen der Tat den Entschluss gefasst hatte, bei der Ausländerbehörde des Alb-donau-kreises die Ausstellung eines Ausweisdokuments zu erzwingen. Deshalb habe er beim Verlassen seiner Unterkunft in Illerkirchberg ein Messer bei sich gehabt.
Vor dem Haus habe er das Messer in seine Jackentasche gesteckt. In diesem Moment seien zufällig die beiden Mädchen vorbeigegangen. Der Mann habe daraufhin fälschlicherweise angenommen, dass die Schülerinnen das Messer gesehen hätten. Um zu verhindern, dass die beiden Mädchen die Polizei informieren, habe der 27-Jährige daher den Entschluss gefasst, sie zu töten.
Im Alb-donau-kreis zeigt man sich entsetzt über das Motiv. Der Mann gilt laut Einschätzung eines psychiatrischen Gutachters als schuldfähig. Wann ihm der Prozess gemacht wird, steht laut Staatsanwaltschaft noch nicht fest. Beschlossene Sache ist indes, dass die Flüchtlingsunterkunft, vor der die Tat geschah, abgerissen wird. Diese Entscheidung
hat der Gemeinderat einstimmig getroffen. Das Gremium entspricht damit unter anderem dem Wunsch des Vaters der getöteten 14-Jährigen. Was nach dem Abriss mit dem Areal geschehen soll, steht noch nicht fest. In die Entscheidung sollen auch die Bürger Illerkirchbergs einbezogen werden.
In Oberkochen haben Mitglieder des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen Einspruch gegen die Pläne zur Veränderung der B19-anschlussstelle Oberkochen Süd erhoben. Um die Verkehrssituation zu entspannen, soll unter anderem der dortige Kreisverkehr einem deutlich größeren
Kreisverkehr weichen. Was fordern nun die Grünen? Laut Bericht der Schwäbischen Post wollen sie erreichen, dass die Pläne in Bezug auf die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel nachgebessert werden. Bemängelt werden schmale Abbiegespuren für Radfahrer und die Unterbrechung der Radspur durch zahlreiche Einmündungen. Um Unfallgefahren zu mindern, sei ein breiter, abgetrennter Radweg nötig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 2,9 Millionen Sudetendeutsche aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben. Organisiert sind sie und ihre Nachkommen bis heute in der Su
detendeutschen Landsmannschaft (SL). Der Gundelfinger Felix Vogt Gruber war lange Vorsitzender des schwäbischen Bezirks, außerdem Obmann der 400 Mitglieder zählenden Dillinger Kreisgruppe.
Wie die Donau Zeitung berichtet, wurde der Bäckermeister nun aller seiner Ämter enthoben und auf einstimmigen Beschluss des Bundesvorstands aus der SL ausgeschlossen. Hintergrund ist ein jahrelang schwelender Streit um die Satzung der Organisation. Felix Vogt Gruber hatte sich gegen die Streichung des Ziels „Wiedergewinnung der Heimat“ausgesprochen. Seine Klage gegen die
Streichung endete allerdings mit einer Niederlage.
In der Folge gründete der Gundelfinger mit dem Sudetendeutschen Landesverband Bayern einen Konkurrenzverein zur SL. Vorgeworfen wird Vogt Gruber zudem sein Amt als Vorsitzender des am rechten Rand angesiedelten Wikitobundes. Inzwischen hat Vogt Gruber ein Schiedsgericht angerufen, um gegen seinen Ausschluss aus der SL vorzugehen. Der Gundelfinger beteuert: Er sei kein Rechtsradikaler und wolle auch keine Grenzverschiebungen. Ihm gehe es lediglich um Gerechtigkeit und die Benennung der Vertreibung als Unrecht.