Alte Handys sind häufig gut
Warum kein wiederaufbereitetes Smartphone? Die Geräte sind zu empfehlen, billiger und schonen die Umwelt, sagen Verbraucherschützer.
Früher haftete Secondhand der Geruch der Armut an: Wer die Sachen anderer aufträgt, hat nicht viel Geld. Glaubt man Influencerinnen, ist das längst vorbei. Vintage-look ist in der Mode in. Auch aus Umweltgründen: Wer nicht ständig neue Kleidung kauft, schont das Klima. Dies trifft erst recht auf technische Geräte zu, die oft nur wenig verschleißen. Die Unterschiede zwischen dem neuesten Handy und dem Modell des vergangenen Jahres sind zum Teil klein. So ist Googles Pixel 7 zwar in einigen Punkten besser als das Pixel 6 und die Kamera des Samsung Galaxy 23 vielseitiger als die der Galaxy 22, doch Quantensprünge sind es nicht, wie Experten immer wieder in Tests herausfinden. Ältere Geräte haben außerdem ihre Kinderkrankheiten bereits abgelegt und sich in der Gunst der Käufer durchgesetzt, können also so schlecht gar nicht sein.
Wer der Umwelt etwas Gutes tun und dabei sparen will, ist mit generalüberholten Handys gut beraten, hat die Stiftung Warentest für ihre Zeitschrift „test“festgestellt. Sechs der neun Onlineshops für refurbished (aufbereitetes) Smartphones haben die Note „gut“erhalten. Pro Shop wurden für den Vergleich fünf Geräte gekauft und auf die dazu gegebenen Informationen, die Abwicklung und Bestellung und natürlich die Qualität der Smartphones geprüft anhand Akkulaufzeit, Funktion und Nutzbarkeit. Bei den Online-händlern lagen die Anbieter „Rebuy“und „Asgoodasnew“vorne, bei den Online-verkaufsplattformen „Back Market“und „Ebay Refurbished“. Die Handys hatten – wie vor dem Kauf beschrieben – zum Teil deutliche Gebrauchsspuren, bei sieben Geräten war der Zustand aber sogar besser als angekündigt.
9 der 45 Handys kamen mit Mängeln wie verzerrende Lautsprecher oder defekten Autofokus, sollten also reklamiert werden. Dennoch ergab sich laut Verbraucherschützern insgesamt ein „überwiegend positives Bild“. Bei „Back Market“und „Rebuy“waren alle Geräte mängelfrei. Die übliche Schwäche gebrauchter Geräte mit Akku tauchte aber auch hier auf: Die Energiespeicher hatten eine kürzere Laufzeit. Manche Geräte mussten nach 13 Stunden an die Steckdose statt neu nach 16. Bei einem Viertel hielt der Akku aber ähnlich lang wie bei Referenzgeräten, wurde also vom Verkäufer ausgetauscht. Wie viel Geld ein Kauf aufgemöbelter Smartphones spart, lässt sich nicht generell sagen. „Es kommt immer auf das Alter und den Zustand an“, sagt Robin Brand vom Fachmagazin „c‘t“. Außerdem gilt: Je länger noch Updates für das Gerät verfügbar sind, desto stabiler bleibt der Preis der Geräte auch im wiederaufbereiteten Zustand. Ein eineinhalb Jahre altes Smartphone könne laut Brand teilweise aber für rund die Hälfte des ursprünglichen Neupreises zu finden sein. In jedem Fall lohne es sich, den Preis des gewünschten Modells bei mehreren Anbietern zu vergleichen. „Die Unterschiede sind je nach Modell und Plattform teilweise enorm“, so Brand. Hier heißt es also: sich durchklicken. Oder über gängige Vergleichsportale suchen.
Wer sich für ein Refurbishedsmartphone interessiert, sollte sich bei der Recherche allerdings gut informieren, in welchem Zustand das gewünschte Gerät ist. Denn: „Refurbished, neuwertig oder fast wie neu sind keine juristisch klar definierten Begriffe“, sagt Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Insgesamt ist es eine lohnende Sache – vor allem für die Umwelt. Denn bei hoch technisierten Geräten wie Smartphones gilt für Björn Bischoff vom Umweltbundesamt in puncto Nachhaltigkeit: „In der Regel ist eine längere Nutzung immer vorteilhaft.“
Es ergab sich ein überwiegend positives Bild.