Heidenheimer Zeitung

Alte Handys sind häufig gut

Warum kein wiederaufb­ereitetes Smartphone? Die Geräte sind zu empfehlen, billiger und schonen die Umwelt, sagen Verbrauche­rschützer.

- Von Thomas Veitinger mit dpa

Früher haftete Secondhand der Geruch der Armut an: Wer die Sachen anderer aufträgt, hat nicht viel Geld. Glaubt man Influencer­innen, ist das längst vorbei. Vintage-look ist in der Mode in. Auch aus Umweltgrün­den: Wer nicht ständig neue Kleidung kauft, schont das Klima. Dies trifft erst recht auf technische Geräte zu, die oft nur wenig verschleiß­en. Die Unterschie­de zwischen dem neuesten Handy und dem Modell des vergangene­n Jahres sind zum Teil klein. So ist Googles Pixel 7 zwar in einigen Punkten besser als das Pixel 6 und die Kamera des Samsung Galaxy 23 vielseitig­er als die der Galaxy 22, doch Quantenspr­ünge sind es nicht, wie Experten immer wieder in Tests herausfind­en. Ältere Geräte haben außerdem ihre Kinderkran­kheiten bereits abgelegt und sich in der Gunst der Käufer durchgeset­zt, können also so schlecht gar nicht sein.

Wer der Umwelt etwas Gutes tun und dabei sparen will, ist mit generalübe­rholten Handys gut beraten, hat die Stiftung Warentest für ihre Zeitschrif­t „test“festgestel­lt. Sechs der neun Onlineshop­s für refurbishe­d (aufbereite­tes) Smartphone­s haben die Note „gut“erhalten. Pro Shop wurden für den Vergleich fünf Geräte gekauft und auf die dazu gegebenen Informatio­nen, die Abwicklung und Bestellung und natürlich die Qualität der Smartphone­s geprüft anhand Akkulaufze­it, Funktion und Nutzbarkei­t. Bei den Online-händlern lagen die Anbieter „Rebuy“und „Asgoodasne­w“vorne, bei den Online-verkaufspl­attformen „Back Market“und „Ebay Refurbishe­d“. Die Handys hatten – wie vor dem Kauf beschriebe­n – zum Teil deutliche Gebrauchss­puren, bei sieben Geräten war der Zustand aber sogar besser als angekündig­t.

9 der 45 Handys kamen mit Mängeln wie verzerrend­e Lautsprech­er oder defekten Autofokus, sollten also reklamiert werden. Dennoch ergab sich laut Verbrauche­rschützern insgesamt ein „überwiegen­d positives Bild“. Bei „Back Market“und „Rebuy“waren alle Geräte mängelfrei. Die übliche Schwäche gebrauchte­r Geräte mit Akku tauchte aber auch hier auf: Die Energiespe­icher hatten eine kürzere Laufzeit. Manche Geräte mussten nach 13 Stunden an die Steckdose statt neu nach 16. Bei einem Viertel hielt der Akku aber ähnlich lang wie bei Referenzge­räten, wurde also vom Verkäufer ausgetausc­ht. Wie viel Geld ein Kauf aufgemöbel­ter Smartphone­s spart, lässt sich nicht generell sagen. „Es kommt immer auf das Alter und den Zustand an“, sagt Robin Brand vom Fachmagazi­n „c‘t“. Außerdem gilt: Je länger noch Updates für das Gerät verfügbar sind, desto stabiler bleibt der Preis der Geräte auch im wiederaufb­ereiteten Zustand. Ein eineinhalb Jahre altes Smartphone könne laut Brand teilweise aber für rund die Hälfte des ursprüngli­chen Neupreises zu finden sein. In jedem Fall lohne es sich, den Preis des gewünschte­n Modells bei mehreren Anbietern zu vergleiche­n. „Die Unterschie­de sind je nach Modell und Plattform teilweise enorm“, so Brand. Hier heißt es also: sich durchklick­en. Oder über gängige Vergleichs­portale suchen.

Wer sich für ein Refurbishe­dsmartphon­e interessie­rt, sollte sich bei der Recherche allerdings gut informiere­n, in welchem Zustand das gewünschte Gerät ist. Denn: „Refurbishe­d, neuwertig oder fast wie neu sind keine juristisch klar definierte­n Begriffe“, sagt Kathrin Körber von der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen. Insgesamt ist es eine lohnende Sache – vor allem für die Umwelt. Denn bei hoch technisier­ten Geräten wie Smartphone­s gilt für Björn Bischoff vom Umweltbund­esamt in puncto Nachhaltig­keit: „In der Regel ist eine längere Nutzung immer vorteilhaf­t.“

Es ergab sich ein überwiegen­d positives Bild.

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