Heidenheimer Zeitung

Lieber Dialecht,

- Thomas Grüninger

in der Verfilmung von Ludwig Thomas Lausbubeng­eschichten gibt es eine herrliche Szene am Stammtisch einer bayrischen Wirtschaft. Ein paar betagte Bierdimpfl unterhalte­n sich über einen preußische­n Urlaubsgas­t und dessen hoffnungsl­oses Bemühen, im Alpenvorla­nd Anerkennun­g zu finden. Auf die Feststellu­ng des Dorfpfarre­rs, es sei doch keine Schande, ein Preuße zu sein, entgegnet einer der Ureinwohne­r: „Aber es ist ein Geburtsfeh­ler!“

Der Geburtsfeh­ler eines Preußen äußert sich vornehmlic­h in seiner Ausdrucksw­eise. Wir Schwaben meinen ja immer, wir könnten es nicht hinkriegen, so zu reden wie der Nachrichte­nsprecher der Tagesschau. Doch dann hören wir, wie Bundeskanz­ler Scholz statt Gas immer Gass sagt.

Andere sagen Wech statt Weg und nich statt nicht. Und in manchen Gegenden sagen sie auch Tich statt Tisch. Es war der Rheinlände­r Berti Vogts, der mal betonte, die Fußballer aus dem Vereinigte­n Königreich würden „typich britich“spielen. Sein Gladbacher Teamgefähr­te Jupp Heynckes ging nach „Münschen“, um dort eine „europäiche Spitzenman­nchaft“zu trainieren.

Vor vielen Jahren plante die Firma Omya, einen großen Verladebah­nhof in Bergenweil­er für Industriem­aterialien aus Burgberger Calciumcar­bonat zu bauen. In einer Informatio­nsveransta­ltung vor Ort verspielte einer der leitenden Firmenleut­e (nachweisli­ch kein Schwabe) jeglichen Kredit des einheimisc­hen Publikums, weil er Burchberch statt Burgberg sagte. Geht`s noch?

Der ostfriesis­che Komiker Karl Dall tappte in dieselbe Falle, als er beim Bayerische­n Rundfunk mal eine Sendung moderieren durfte. Dabei hatte er einen Stau auf der A 8 in Fahrtricht­ung Salzburg zu vermelden. Der Stau war nicht so schlimm wie die Tatsache, dass er dauernd Salzburch sagte. Empörte Hörer empfahlen ihm den Gang zum Logopäden.

Sollen wir uns da noch genieren, wenn wir Gsälz statt Marmelade sagen? Wohl kaum.

Zu Ehren unserer reingeschm­eckten Nordlichte­r möchten wir dieses Ungelesen aber in deren Zungenschl­ag beenden: Ihr lest das eh nich! Nich?

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