Lieber Dialecht,
in der Verfilmung von Ludwig Thomas Lausbubengeschichten gibt es eine herrliche Szene am Stammtisch einer bayrischen Wirtschaft. Ein paar betagte Bierdimpfl unterhalten sich über einen preußischen Urlaubsgast und dessen hoffnungsloses Bemühen, im Alpenvorland Anerkennung zu finden. Auf die Feststellung des Dorfpfarrers, es sei doch keine Schande, ein Preuße zu sein, entgegnet einer der Ureinwohner: „Aber es ist ein Geburtsfehler!“
Der Geburtsfehler eines Preußen äußert sich vornehmlich in seiner Ausdrucksweise. Wir Schwaben meinen ja immer, wir könnten es nicht hinkriegen, so zu reden wie der Nachrichtensprecher der Tagesschau. Doch dann hören wir, wie Bundeskanzler Scholz statt Gas immer Gass sagt.
Andere sagen Wech statt Weg und nich statt nicht. Und in manchen Gegenden sagen sie auch Tich statt Tisch. Es war der Rheinländer Berti Vogts, der mal betonte, die Fußballer aus dem Vereinigten Königreich würden „typich britich“spielen. Sein Gladbacher Teamgefährte Jupp Heynckes ging nach „Münschen“, um dort eine „europäiche Spitzenmannchaft“zu trainieren.
Vor vielen Jahren plante die Firma Omya, einen großen Verladebahnhof in Bergenweiler für Industriematerialien aus Burgberger Calciumcarbonat zu bauen. In einer Informationsveranstaltung vor Ort verspielte einer der leitenden Firmenleute (nachweislich kein Schwabe) jeglichen Kredit des einheimischen Publikums, weil er Burchberch statt Burgberg sagte. Geht`s noch?
Der ostfriesische Komiker Karl Dall tappte in dieselbe Falle, als er beim Bayerischen Rundfunk mal eine Sendung moderieren durfte. Dabei hatte er einen Stau auf der A 8 in Fahrtrichtung Salzburg zu vermelden. Der Stau war nicht so schlimm wie die Tatsache, dass er dauernd Salzburch sagte. Empörte Hörer empfahlen ihm den Gang zum Logopäden.
Sollen wir uns da noch genieren, wenn wir Gsälz statt Marmelade sagen? Wohl kaum.
Zu Ehren unserer reingeschmeckten Nordlichter möchten wir dieses Ungelesen aber in deren Zungenschlag beenden: Ihr lest das eh nich! Nich?