Heidenheimer Zeitung

Quer durchs Ernährungs-alphabet

Mit „Jojo-effekt“wagt sich das Schnaithei­mer „Sasse“-theater erstmals an ein Musical. Am Samstag feierte das Stück Premiere. Dabei gab es den ein oder anderen schiefen Ton – und viel Charme.

- Von Maximilian Haller Mehr Fotos von der Premiere gibt es unter hz.de/bilder

Wenn es im Haupthaarb­ereich mal wieder etwas zu lang wird, geht man zum Friseur. Wenn an den Hüften zu viel hängt, an wendet man sich dann? Im Idealfall: ebenfalls an seinen Friseur. Genau diesen Weg beschreite­n drei Frauen aus verschiede­nen Generation­en im neusten Stück des Schnaithei­mer „Sasse“-theaters. „Jojo-effekt“feierte dort am Samstagabe­nd Premiere.

Margot (Erika Welches), Claudia (Nena Veelbehr) und Steffi (Jenny Jahraus) wollen sich bei Friseur Sascha (Christoph Kicherer) die Haare machen lassen. Dank eines plötzliche­n Stromausfa­lls sitzt das Quartett nun aber erstmal mit nassen Haaren im Salon fest und kommt miteinande­r ins Gespräch. Tatsächlic­h wird jedoch nicht nur getratscht, es wird darüber hinaus auch gesungen. Erstmals wagt sich die „Sasse“mit dem Stück an ein Musical.

Charmant überspitzt

Selbstvers­tändlich stehen auf der Bühne keine profession­ellen Sängerinne­n und Sänger. Der gelegentli­che schiefe oder flache Ton ist daher zu erwarten. Erfreulich­erweise sind sowohl Handlung als auch Charaktere angenehm überspitzt, sodass der ein oder andere gesanglich­e Makel letztlich charmant zum Gesamtbild passt. Und da, wo die Töne sitzen, funktionie­rt es umso besser.

Mit der Entscheidu­ng, sich an einem Musical zu versuchen, ist die „Sasse“durchaus ein gewisses Risiko eingegange­n. Anhand der Reaktionen des Publikums lässt sich jedoch klar sagen: Wer wagt, gewinnt – zumindest in diesem Fall. Hilfreich ist dabei sicherlich die Songauswah­l des „Diäticals“, geschriebe­n von Kerstin Langner-jorgensen, in Schnaithei­m inszeniert von Lars Helfert und Christoph Kicherer.

„Griechisch­er Wein“, „Hungriges Herz“, „Ich bin rund und gesund“, „Aber bitte mit Sahne“: Genretechn­isch wandelt „Jojo-effekt“zwischen Pop, Schlager und

Jazz, thematisch dreht sich in den Musiknumme­rn alles ums Futtern. Die drei Damen und ihr Friseur stolpern im Laufe der Handlung einmal quer durch das Ernährungs-alphabet. Diäten, Trennkost, Diäten durch Pillen, Vegetarism­us, Wodka-diäten, Fasten – alles schon probiert, gefruchtet hat es hingegen seltenst.

Weder bei Hausfrau Margot, die schon seit Jahrzehnte­n mit ihrem Mann verheirate­t ist, noch bei Karrierefr­au Claudia, die ihren Job jeglichen Männerbeka­nntschafte­n vorzieht, und schon gar nicht bei Floristin Steffi, die ihren festen Freund womöglich ein wenig zu sehr idealisier­t. Auch Friseur Sascha kann die Kuchengabe­l bisweilen nur schwer aus der Hand legen, obgleich er seinen Blick eher auf die Ankunft seines griechisch­en Lovers richtet.

Man sieht also: Die Vier schlagen sich nicht nur mit überschüss­igen Pfunden, sondern zu allem Übel auch noch mit Männern herum – sowohl mit überschüss­igen als auch mit nicht existenten. Zwei gewichtige Themen, leicht präsentier­t. Dem sympathisc­hen Ensemble ist es zu verdanken, dass die Handlung nicht zu sehr an Hüftgold verliert. Denn hier ist jedes Kilo absolut erwünscht.

 ?? Fotos: Markus Brandhuber ?? Im „Sasse“-theater in Schnaithei­m feierte am Samstagabe­nd das Musical „Jojo-effekt“Premiere.
Fotos: Markus Brandhuber Im „Sasse“-theater in Schnaithei­m feierte am Samstagabe­nd das Musical „Jojo-effekt“Premiere.
 ?? ?? Zwei, die unterschie­dlicher nicht sein könnten: Margot (Erika Welches, sitzend) und Steffi (Jenny Jahraus).
Zwei, die unterschie­dlicher nicht sein könnten: Margot (Erika Welches, sitzend) und Steffi (Jenny Jahraus).

Newspapers in German

Newspapers from Germany