Heidenheimer Zeitung

Probleme mit dem Zeitpunkt

Der VFB Stuttgart ist mittendrin im Abstiegska­mpf der Bundesliga, weil er zuletzt die Chance, sich nach oben abzusetzen, teils fahrlässig vergeben hat.

- Von Dirk Preiß

Worauf es im Kampf gegen den Abstieg ankommt? Auf Leidenscha­ft, Einsatzber­eitschaft, Kampfkraft, Entschloss­enheit, auf einen Schuss Lockerheit. Aber auch: auf das richtige Timing. Und das geht dem VFB Stuttgart in den vergangene­n Wochen ab.

Dass die Mannschaft nicht in der Lage ist, konstant gute Leistungen abzurufen, liegt bei einem Abstiegska­ndidaten in der Natur der Sache. Fokussiere­n sollte sich die Bestleistu­ng dann wenigstens auf jene Partien, die eine ganz besondere Bedeutung haben – etwa gegen die direkte Konkurrenz.

Was aber macht der VFB in den ersten Wochen unter dem Cheftraine­r Bruno Labbadia? Zeigt in den acht Bundesliga-partien und dem einen Pokalspiel seine wohl besten Leistungen bei RB Leipzig und am Samstagabe­nd gegen den FC Bayern. Gegen zwei Teams also, deren Qualität so hoch ist, dass am Ende trotz der guten Auftritte keine Punkte zu gewinnen sind. Stattdesse­n enttäuscht das Team zuletzt gegen den FC Schalke 04 (1:2), war gegen Werder Bremen nicht gut genug (0:2) und ließ sich gegen 1899 Hoffenheim in der Nachspielz­eit noch den Sieg wegschnapp­en (2:2).

„Es wäre schöner, wenn wir mehr gepunktet hätten“, sagte Bruno Labbadia, der im Dezember das Vfb-team übernommen hat und noch keinen echten Aufwärtstr­end herstellen konnte.

Nimmt man die ersten sechs Rückrunden­spiele im Vergleich zu den ersten sechs Hinrundenp­artien stehen sogar zwei Punkte weniger auf dem Konto.

Vier Teams mit 19 Punkten

Auch am schlechten Timing der Stuttgarte­r liegt es, dass sich im Tabellenke­ller nun eine besondere Konstellat­ion ergeben hat. Vier Klubs stehen mit jeweils 19 Punkten auf den unteren Rängen. Immerhin: Erster des Quartetts ist aktuell der VFB, der wegen der Tordiffere­nz vor 1899 Hoffenheim, dem FC Schalke 04 und dem VFL Bochum liegt. Gerade einmal einen Punkt vor den Stuttgarte­rn rangiert Hertha BSC. Labbadias Team muss also dringend punkten, will es in diesem Vieroder Fünfkampf bestehen. Am

Samstag (15.30 Uhr) geht es zunächst in Frankfurt gegen die Eintracht.

Die knappe 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern bietet Ansätze zur Verbesseru­ng. Zuvorderst natürlich diesen: Vom gegen die Münchner gezeigten Leistungsl­evel darf die Mannschaft künftig nicht mehr nach unten abweichen. Die Laufbereit­schaft war gut (124,8 Kilometer), der Wille dagegenzuh­alten erkennbar. Die Innenverte­idigung stand mit Konstantin­os Mavropanos und Dan-axel Zagadou recht stabil. Und selbst nach dem 0:2 durch Eric Maxim Choupo-moting (62.) „sind wir nicht auseinande­rgefallen und haben Harakiri gespielt“, wie Labbadia feststellt­e.

Stattdesse­n machten die Einwechsel­spieler Tiago Tomas per Flanke und Juan Perea mit einem Kopfballto­r (88.) spät noch einmal die Tür auf. „Wir haben versucht, den Bock umzustoßen“, sagte Vfb-sportdirek­tor Fabian Wohlgemuth, „aber wir haben nur dran gerüttelt.“

Die Suche nach einem Ersatz für den verletzten Mittelstür­mer Serhou Guirassy kann auch nach dem erneuten Versuch mit Silas Katompa nicht als beendet angesehen werden. Ebenfalls nicht neu ist, dass im Offensivsp­iel zu oft die falsche Entscheidu­ng getroffen wird. „Wir hatten gute Ballerober­ungen“, sagte der Chefcoach, „haben aber wie so oft zu wenig Kapital daraus geschlagen.“Nach einem gewonnenen Zweikampf fehle zudem meist der Mut, weiter entschloss­en nach vorne zu agieren. Auch Florian Bredlow hat nun wie Florian Müller im Vfb-tor gepatzt (beim Fernschuss von Matthijs de Ligt/39.).

„Drei Teams wollen wir hinter uns lassen“, sagte der Trainer und sieht dafür auch „die Chance“. Prinzipiel­l sei es gut, „dass so viele Mannschaft­en dabei sind“. Gegen die direkten Konkurrent­en tritt der VFB in den kommenden Wochen noch an. Die Sache mit dem Timing wird dabei immer unwichtige­r. Denn bei 19 Punkten und elf ausstehend­en Spielen gibt es nur noch wichtige Partien.

 ?? Foto: Marijan Murat/dpa ?? Genki Haraguchi sitzt auf dem Rasen des Stuttgarte­r Stadions und versteht die Welt nicht mehr, während sich die Bayern-riege nach dem Sieg und einer gelungenen Generalpro­be für das Champions-league-duell gegen Paris freut.
Foto: Marijan Murat/dpa Genki Haraguchi sitzt auf dem Rasen des Stuttgarte­r Stadions und versteht die Welt nicht mehr, während sich die Bayern-riege nach dem Sieg und einer gelungenen Generalpro­be für das Champions-league-duell gegen Paris freut.

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