Boykottaufruf gegen Festival der Fürstin
Regensburger Bündnis prangert politische Haltung von Gloria von Thurn und Taxis an.
Kaum hatte der Kartenvorverkauf begonnen, folgte der Boykottaufruf: Seit 20 Jahren präsentieren die Regensburger Schlossfestspiele internationale Stars der Klassik- und Popmusikszene. Doch der Veranstaltungsort, das fürstliche Schloss, ist im Besitz der Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die offen radikale Meinungen vertritt.
Sie verharmloste den Missbrauch durch katholische Geistliche bei den „Regensburger Domspatzen“, hält Homo-ehen für ein Werk des Teufels und hofiert Autokraten wie Viktor Orban, zu dessen Ehren bei den Festspielen die ungarische Nationalhymne gespielt wurde.
Dem Bündnis „Solidarische Stadt Regensburg“stößt sauer auf, dass sich die Schlosseigentümerin und Schirmherrin der Festspiele „am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums“befindet. Auch in diesem Jahr verschickte die Initiative einen Boykottaufruf an alle Künstler, die zwischen dem 14. und 23. Juli in
Regensburg auftreten sollen. Unter ihnen sind Größen wie der Tenor Jonas Kaufmann, die Us-sopranistin Rachel Willis-sørensen, die britische Pop-band Simply Red oder der italienische Sänger Eros Ramazzotti, um nur einige der Künstler zu nennen.
In dem Schreiben werden die Adressaten gebeten, „Abstand von einer Aufführung zu nehmen und nicht die äußerst bedenklichen Positionen von Frau von Thurn und Taxis zu übernehmen“oder sich zumindest „klar und öffentlich zu distanzieren“.
Die Fürstin vermietet das in Familienbesitz befindliche Schloss seit 2003 für die Aufführungszeit der Schlossfestspiele an die Firma Odeon Concerte des Regensburger Eventmanagers Reinhard Söll. Dieser reagierte amüsiert auf den neuerlichen Boykottaufruf. Diesen gebe es seit Jahren, der Aufrufer sei ein „bekannter Linksradikaler, der einen Hass gegen die Fürstin“habe. Die bedenklichen Äußerungen der Fürstin will Söll allerdings auch nicht als Privatfehde abtun: „Vieles, was die Fürstin vertritt, ist nicht meine Meinung“, sagt er, „aber es ist auch nicht meine Aufgabe, da Stellung zu beziehen.“
Söll zufolge kamen bisher jeweils bis zu 30 000 Konzertbesucher zu den Schlossfestspielen. Ein wesentlicher Grund dafür sei die malerische Schlosskulisse. Aber auch die Fürstin, die selbst immer wieder bei Festspielkonzerten auftaucht, sei „durchaus populär“, sagt Söll.