Pop, Disco und Couscous
Das Publikum wurde am zweiten Tag des Gitarrenfestivals in der Schranne mit zwei ganz unterschiedliche Stilen erorbert.
Ein wahres Kontrastprogramm hatte Jule Malischke für den zweiten Konzertabend des 5. Giengener Gitarrenfestivals am Samstag in der Schranne zusammengestellt. Musik zum Dahinschmelzen schön, so recht gemacht, um in die Seele zu rieseln und das Herz zu fluten vor der Pause – nach der Pause Musik, die niemanden mehr ruhig auf den Sitzen ließ. Und doch gibt es eine Gemeinsamkeit: die Gitarre natürlich und die Leidenschaft, mit der zu Werke gegangen wurde.
Dresdner Duo im ersten Teil
Für den ersten Teil zuständig war das Duo Reentko Dirks und Erkin Cavus aus Dresden: „Manche Termine schreibt man sich mit Bleistift in den Kalender und manche mit Edding“, gab Reentko Dirks seiner Freude über den Auftritt in Giengen Ausdruck und machte klar, dass es sich bei demjenigen in Giengen um einen Eddingtermin handelte. Die beiden seit 20 Jahren miteinander musizierenden Freunde haben sich der Weltmusik verschrieben und entführten die rund 120 Besucher in das Istanbul von 1900 mit ihren Kompositionen des gleichnamigen Albums. Perfekt aufeinander eingespielt servierten die beiden Musiker „Couscous“mit „Yogitee“dazu, und ihre enorme Virtuosität und Fingerfertigkeit wurde vom Publikum mit großem Respekt goutiert. Filmmusik hatte es Jule Malischke in ihrer Ankündigung auch genannt – und dabei konnte jeder der Zuhörer seinen ganz eigenen Film entwickeln.
Groß und mit viel Applaus ging es auch nach der Pause weiter –
allerdings in ganz anderem Stil. Der junge finnische Gitarrist Petteri Sariola hat bereits über tausend Solo-shows gespielt, und das auf der ganzen Welt, und wenn es nach Jule Malischke geht, dann „muss ihm jetzt Giengen im Gedächtnis bleiben“. Den Impuls zum Tanzen vermittelte seine Musik schon mal in reichem Maße. Sein perkussiver Stil, die mitreißenden Melodien, die die Gitarre klingen ließen, als sei eine ganze Band vor Ort, ein bisschen Discofeeling, ein bisschen Funk, ein bisschen Pop – das zog jeden mit und versprühte brodelnde Rockkonzertstimmung. Petteri Sariola ist wirklich wie für die Bühne gemacht. Immer im Dialog mit dem Publikum, dabei mit herrlichem Witz ausgestattet, der auch nicht davor zurückschreckt, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, und vor allem ein Vollblutmusiker, ebenso brillant in
der Technik wie lässig im Vortrag. Das Publikum lag ihm zu Füßen.
Versierter Überraschungsgast
Auch an diesem Abend hatte Jule Malischke einen Überraschungsgast im Programm, von der Hochschule für Musik in Dresden. Annika Täubner heißt die junge Dame, und es kann nicht schaden, sich auch diesen Namen schon einmal zu merken, denn auch sie verblüffte mit ihrer Technik, die sie in Eigenkomposition und Interpretation an den Tag legte.
Auch über den zweiten Konzertabend kann damit gesagt werden: geglückt und Publikum beglückt. Das sechste Gitarrenfestival kann also kommen. Datum steht fest: Es wird das erste MärzWochenende 2024 sein und die Künstler seien auch bereits gebucht. Mehr wollte Jule Malischke aber an diesem Abend noch nicht verraten.