Besser als „expected“
Der 1. FC Heidenheim bietet der eigentlich übermächtigen Konkurrenz die Stirn. Die Schmidt-elf überzeugt dabei auch mit hoher Effizienz – in mehreren Bereichen.
Der FCH kann Spitzenspiele! Genau das haben die Zweitliga-fußballer des 1. FC Heidenheim in der Rückrunde bewiesen. Mit dem 3:3 gegen den Hamburger SV und dem 1:0-Sieg gegen den Tabellenführer aus Darmstadt setzte der FCH zwei große Ausrufezeichen. Entgegen aller wirtschaftlichen Vorzeichen stemmen sich die Heidenheimer gegen die eigentlich übermächtige Konkurrenz.
Dass Trainer Frank Schmidt und seine Schützlinge weiter voll auf Augenhöhe sind mit den Topteams der Liga, lässt sich mit einer Eigenschaft begründen: der Effizienz – und das gleich in mehreren Bereichen.
Effizient im Toreschießen
Nicht wenige Zuschauer haben sich seit einigen Monaten gefragt, was es eigentlich mit diesen „Expected Goals“– die am Ende von Halbzeiten eingeblendet werden – auf sich hat. Die Erklärung liefert Ex-nationalspieler Simon Rolfes auf der Internetseite der Bundesliga. „Das Modell der Expected Goals weist die Torerzielungs-wahrscheinlichkeit für jeden Abschluss aus. Damit lässt sich die Effizienz eines Spielers oder einer Mannschaft beim Torabschluss messen“, so Rolfes.
Die Wahrscheinlichkeiten werden aus den Daten von vielen Tausend Spielsituationen aus der Vergangenheit errechnet. Also wie oft aus dieser und jener Situation ein Tor erzielt wurde. Daraus ergibt sich ein Prozentwert. Beispielsweise wurden von den erfassten Elfmetern 77 Prozent verwandelt – woraus ein Wert von 0,77 folgt.
Es geht also wieder um Effizienz. Effizient ist eine Mannschaft aber erst dann, wenn die „zu erwartenden“Tore dann auch in der Realität fallen. In der 2. Liga stimmen die Werte der „Expected Goals“und der tatsächlich erzielten Treffer recht gut überein. Der SC Paderborn hat laut dem Daten-portal „footystats. com“einen Expected-goals-wert von 47,61, in den 23 Partien erzielte der Tabellenvierte 47 Tore.
Bei den Heidenheimern sind laut der Erfassungsmethode 1,7 pro Spiel oder insgesamt 39,1 Tore zu erwarten gewesen. Bekanntlich durften Kapitän Patrick Mainka und Co. bereits 45 Mal gemeinsam zum Torjubel ansetzen. Der FCH ist da ziemlich effizient und besser als „expected“.
Effizient beim Geldausgeben
Geld schießt doch Tore! Zumindest in der 1. Bundesliga ist das
so. Auf den ersten beiden Plätzen stehen mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund die Mannschaften, die auch den höchsten Marktwert (laut „transfermarkt.de“) aufweisen. Nur der drittplatzierte FC Union Berlin fällt dabei etwas aus der Reihe, nach der monetären Kaderbewertung liegen die Köpenicker nur auf dem elften Rang.
Getoppt werden die Berliner in den ersten beiden Profiligen nur von einer Mannschaft. In bester schwäbischer Arbeitsweise hat es der 1. FC Heidenheim an die Spitze in dieser Statistik geschafft. Mit einem Marktwert von rund 18 Millionen Euro rangiert der FCH ligaweit auf dem zwölften Rang. Die Realität sieht anders aus, neun Plätze steht die Schmidt-elf besser da.
Das spricht aber nicht für die Sparsamkeit der Verantwortlichen, sondern für schlaue Transfers
und einfach gute Arbeit. Dass die Effizienz im Schwäbischen nicht immer eine Grundtugend ist, dafür liefert der Klub aus der Landeshauptstadt den Gegenbeweis. Der VFB Stuttgart (aktuell 15.) müsste gemessen am Marktwert fünf Plätze weiter oben stehen.
Effizient im Foulspiel
Dass auch mal der Kampf zum Erfolg führt, das haben die Heidenheimer in den vergangen beiden Partien der 2. Fußball-bundesliga unter Beweis gestellt. Statt mit technischen Kabinettstückchen zu glänzen, zeigte der FCH seine Qualitäten in den Duellen gegen Arminia Bielefeld und die Darmstädter im Zweikampfverhalten sowie Intensität.
Dabei ging es auch mal über die Grenzen des Erlaubten hinaus. 17 Mal entschied Schiedsrichter Robert Schröder beim Einsteigen
der Gastgeber auf Foulspiel (SV Darmstadt: 10). Nur fünf Mannschaften begingen in dieser Spielzeit mehr Foulspiele als der FCH (273).
Von dem Ruf einer Tretertruppe ist der Tabellendritte aber so weit entfernt wie der Schlossberg vom Himalaja. Die Ampelkarte nach wiederholtem Foulspiel von Dzenis Burnic war der erste Platzverweis der Heidenheimer seit Saisonbeginn.
In der Fairplay-tabelle stehen die Ostälbler mit 38 gelben Karten und einer gelb-roten Karte weiterhin mit ordentlichem Vorsprung an der Spitze. Deshalb ist Burnic auch erst der zweite Fchler, der nun eine Sperre absitzen muss. Dank der Effizienz in den Zweikämpfen und Foulspielen sowie den wenigen Verletzungen kann Frank Schmidt fast immer auf seine Wunschaufstellung setzen.