Heidenheimer Zeitung

Nach 30 Jahren sei Zeit für die Debatte

Laut der frauenpoli­tischen Sprecherin Leni Breymaier muss über Abbrüche diskutiert werden.

- Büro Breymaier

Zum heutigen Internatio­nalen Frauentag zieht die Spd-bundestags­abgeordnet­e Leni Breymaier eine gemischte Bilanz. Zurückblic­kend auf die vergangene­n zwölf Monate sagt die Parlamenta­rierin: „Ich freue mich, dass die Bundesstif­tung Gleichstel­lung ihre Arbeit aufgenomme­n hat. Hier wurde eine Institutio­n geschaffen, bei der gleichstel­lungspolit­isch die Fäden zusammenla­ufen. Darauf habe ich und mit mir viele Akteurinne­n und Akteure Jahrzehnte gewartet.“

Positiv bewertet Breymaier auch die Streichung des Paragraf 219a aus dem Strafgeset­zbuch. Eine Regelung, die laut Breymaier nicht nur aus der Zeit gefallen war, sondern Ärztinnen und Ärzte und Frauen massiv gegängelt habe. Die Abgeordnet­e begrüßt ebenso die Einsetzung der Kommission zur Reprodukti­ven Selbstbest­immung, die noch im März ihre Arbeit aufnehmen wird. „Wir haben 30 Jahre nicht über Schwangers­chaftsabbr­üche diskutiert. Es ist Zeit für die Debatte,“so Breymaier.

Bei Un-frauenrech­tskommissi­on

Die Abgeordnet­e ist in dieser Woche auch als frauenpoli­tische Sprecherin der Spd-bundestags­fraktion bei der Un-frauenrech­tskommissi­on in New York und nutzt die vielfältig­en Begegnunge­n auch zum Austausch mit Frauen aus anderen Ländern, bei denen Schwangers­chaftskonf­likte nicht in der Strafgeset­zgebung geregelt sind.

Die derzeitige Diskussion über die Kindergrun­dsicherung greift nach Breymaiers Auffassung zu kurz. Man habe auch noch andere große Vorhaben im Koalitions­vertrag verabredet. Zum Beispiel eine Vervierfac­hung der Frauenhaus­plätze, dafür seien zwar die Länder zuständig, der Bund wolle aber in die Regelfinan­zierung einsteigen „sonst wird das eh nichts“, so Breymaier.

Deutschlan­d zum Treiber werden

Deutschlan­d habe in den vergangene­n Jahrzehnte­n gleichstel­lungspolit­isch sehr von Europa profitiert. Das dürfte angesichts der frauenfein­dlichen Regierunge­n, zum Beispiel in Ungarn und Polen erst einmal vorbei sein, konstatier­t die Abgeordnet­e. Darum müsse Deutschlan­d aus der Rolle des Getriebene­n heraus und in die Rolle des Treibers kommen. Das gelte für Europa aber auch für die Frauen in der Welt. „Wo Demokratie­n und Menschenre­chte geschliffe­n werden, werden immer als erstes Frauenrech­te geschliffe­n“, so Leni Breymaier. Deshalb müsse der Blick am 8. März auch den Frauen in Afghanista­n, im Iran, in Belarus gelten. Und wir sind mit unseren Gedanken bei den Frauen, die sonst ums schiere Überleben kämpfen.

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