Heidenheimer Zeitung

Gesellscha­ftskritik im Xxl-format

Bei „Kultur in der Arche“präsentier­te Fatih Çevikkollu mit großem Erfolg sein neues Programm „Zoom“.

- Alexander Möller

Gut 90 Personen fanden sich in der Dischinger Arche ein, um sich dem aktuellen Bühnenrepe­rtoire von Fatih Çevikkollu zu widmen. Der gebürtige Kölner mit türkischen Wurzeln ist als Murat Günaydin in der Fernsehser­ie „Alles Atze“an der Seite von Atze Schröder bekannt geworden und in vielen Genres beheimatet – unter anderem feierte er Erfolge als Buchautor, Film- und Fernsehsch­auspieler sowie als Kabarettis­t.

Volle Aufmerksam­keit

Wer den Abend mit Sätzen wie „ich bin’s, euer Fatih“und „ihr sprecht hier aber schon ein bisschen komisch“beginnt, genießt sofort die volle Aufmerksam­keit seiner Zuhörersch­aft und jagt den ein oder anderen Ruhepuls nach oben. „Zoom“ist eine humorvolle Gesellscha­ftskritik, die mit Beginn der Corona-pandemie ihren Einstieg findet und das Hier und Jetzt widerspieg­elt. Als unsere Menschheit aus ihrer Normalität gerissen wurde, oder wie Çevikkollu es gerne plakativ formuliert: „unsere Gesellscha­ft springt vom Hochhaus und sagt auf dem Weg nach unten – bis hierher ist alles gut gegangen“.

Bereits das siebte Programm

Çevikkollu legte mit seinem insgesamt siebten Bühnenprog­ramm ein irrwitzige­s Tempo vor und machte vor nichts und niemandem

Halt. Christiano Ronaldo wurde mit einer Bifi-salami verglichen und über die Schönheits­ideale einer gewissen Heidi Klumpfuß wurde intensiv philosophi­ert.

Das „Brazilian Butt Lifting“wurde als häufigste Todesursac­he bei Schönheits-operatione­n ausgemacht, was zudem auch noch den Sarg unvorteilh­aft ausbeult. Und dass Bill Gates ein Moslem sein soll, war dem Publikum sicherlich auch noch nicht bekannt. Çevikkollu mimte einen indischen Yoga-lehrer und bewies im Handstand, dass man auch mit den Füßen kommunizie­ren kann.

Von lachen bis denken

Der „kölsche Jung“besitzt eine ansteckend lockere, ungezwunge­ne Art. Er erzählte mal bissig, mal provokant, aber auch sarkastisc­h seine Geschichte­n und konnte sich häufig selbst das Lachen nicht verkneifen. So arbeitete sich Çevikkollu durch einen unterhalts­amen Abend, leitete dabei gekonnt immer wieder zu neuen Themen über und wusste sein Publikum raffiniert in Konversati­onen einzubinde­n. Wortspiele, treffsiche­re Pointen und sein charmantes Wesen ließen den Abend schnell vorübergeh­en. Dabei lud er nicht nur zum Lachen ein, sondern animierte auch zum Reflektier­en und Nachdenken. Das war mehrmals im Publikum zu spüren – die einen lachten, die anderen dachten. „Zoom“ist nicht weniger als eine erstklassi­ge Kombinatio­n aus Kabarett und Comedy.

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Foto: Siggi Feil Noch Fragen? In seinem Programm in der Arche in Dischingen hatten Fatih Çevikkollu auf manches Geschehen zumindest kabarettis­tische Antworten.

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