Nord-stream-anschlag: Ukraine weist Vorwürfe zurück
Verteidigungsminister Pistorius warnt vor voreiligen Schlüssen. Ermittler fanden schon vor Wochen Spuren von Sprengstoff auf verdächtiger Jacht.
Bei ihren Ermittlungen zu den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 hat die Bundesanwaltschaft im Januar ein verdächtiges Schiff durchsuchen lassen. Es bestehe der Verdacht, dass es zum Transport von Sprengsätzen verwendet worden sein könnte, die am 26. September 2022 an den Pipelines explodiert waren, teilte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde am Mittwoch mit.
Genauere Angaben zum Fund machte sie nicht. Nach Recherchen von ARD, SWR und „Zeit“ sollen die Ermittler auf dem Tisch in der Kabine des Schiffes Sprengstoff-spuren entdeckt haben. Die Medien hatten am Dienstagabend unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise berichtet, dass eine pro-ukrainische Gruppe für die Explosionen verantwortlich sein könnte. Beweise dafür, wer die Zerstörung der Pipelines in Auftrag gegeben habe, seien aber nicht gefunden worden.
Die Ukraine bestritt, mit dem Vorfall etwas zu tun zu haben. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte am Mittwoch am Rande eines informellen Treffens mit den Verteidigungsministern der Eustaaten in Schweden, dass ukrainischen Spezialkräften so ein Einsatz zugetraut wird, sei „eine Art Kompliment“, das sei aber „nicht unser Tätigkeitsfeld“.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnten vor voreiligen Schlüssen. Pistorius forderte dazu auf, dass auch bei den Hinweisen auf eine ukrainische Beteiligung zwischen unterschiedlichen Szenarien differenziert werden müsse. „Wir müssen deutlich unterscheiden, ob es eine ukrainische Gruppe war – also im ukrainischen Auftrag gewesen sein könnte – oder eine pro-ukrainische ohne Wissen der Regierung“, sagte er.
Laut Bundesanwaltschaft fand die Durchsuchung vom 18. bis 20. Januar statt. Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an. „Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, hieß es weiter.