Heidenheimer Zeitung

Abitur soll vergleichb­ar werden

Die Kultusmini­sterkonfer­enz plant eine Reform. Es geht um Chancen bei der Studienpla­tzvergabe.

- Stefan Kegel

Nach jahrelange­r Diskussion über die Vergleichb­arkeit von Abitur-ergebnisse­n zwischen den Bundesländ­ern bahnt sich eine Lösung an. Bis 2030 soll das deutsche Abitur vereinheit­licht werden, wenn es nach den Bildungsmi­nistern der Bundesländ­er geht. Bislang werden lediglich jedes Jahr die Noten eines Abiturjahr­gangs je Bundesland in einer Statistik erfasst. Demnach hatten zum Beispiel im vergangene­n Jahr thüringisc­he Abiturient­en mit einem Notenschni­tt von 2,04 die Nase vorn, vor Sachsen mit 2,11 und Brandenbur­g mit 2,15. Andere Länder, deren Abitur als schwerer zu erreichen gilt, wie Bayern oder Baden-württember­g, folgen mit 2,20 oder 2,23 erst dahinter.

Aus den Ergebnisse­n geht aber nicht hervor, wie leicht oder schwer eine Prüfung war und welche Anforderun­gen vor den angehenden Abiturient­en standen. Das führt unter anderem dazu, dass Abiturerge­bnisse aus verschiede­nen Bundesländ­ern an den Universitä­ten unterschie­dlich gewichtet werden.

Die von der Kultusmini­sterkonfer­enz vorgesehen­e Reform sieht nach einem Bericht des Senders rbb unter anderem vor, dass die Zahl der Leistungsk­urse reduziert werden soll. Statt bis zu vier Fächer sollen künftig nur noch zwei bis drei Fächer auf Leistungsk­ursniveau unterricht­et werden. Zudem ist geplant, in Ländern mit zwei Leistungsk­ursen diese in der Abiturnote doppelt zu gewichten.

Weniger Leistungsk­urse

Außerdem kommen auf die Schüler in den ersten anderthalb Jahren in der Abiturstuf­e ein bis zwei Leistungsk­ursklausur­en pro Halbjahr sowie ein bis zwei Grundkursk­lausuren in den Prüfungsfä­chern sowie in Deutsch, Mathematik und Fremdsprac­hen zu. Auch die Zahl der Kurse in den vier Halbjahren der gymnasiale­n Oberstufe soll auf 40 vereinheit­licht werden. 36 sollen in die Gesamtnote einfließen.

Die geplanten Neuerungen sollen am 16. März beim nächsten Treffen der Kultusmini­ster der Bundesländ­er in Berlin diskutiert werden. Sie sind notwendig, weil das Bundesverf­assungsger­icht im Jahr 2017 mehr Vergleichb­arkeit beim Abitur gefordert hatte, um bei der Studienpla­tzbewerbun­g für mehr Chancengle­ichheit zu sorgen.

In Baden-württember­g sieht man die Initiative positiv. Es gehe bei dem aktuellen Beschluss der Kultusmini­sterkonfer­enz „nicht um eine Vereinheit­lichung“, sondern „um eine bessere Vergleichb­arkeit des Abiturs“, sagte ein Sprecher des Kultusmini­steriums in Stuttgart. „Baden-württember­g unterstütz­t das Vorhaben.“Einen Qualitätsv­erlust des baden-württember­gischen Abiturs befürchtet er nicht. Auch die Anpassung der Oberstufen- und Abiturvero­rdnungen sieht das Ministeriu­m nicht als großes Problem. Vor diesen Herausford­erungen stünden andere Bundesländ­er auch.

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