Notfalltreffpunkte und Leuchttürme
Wie sich große und kleine Kommunen in Baden-württemberg auf mögliche Stromausfälle vorbereiten.
In den vergangenen Monaten gab es einige Stromausfälle im Südwesten. Die Ursachen waren unterschiedlich, von Kabelfehlern über einen Baggerunfall bis zum Trafobrand. Doch nicht zuletzt infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wächst die Sorge vor einem richtigen Blackout. Und es stellen sich Fragen – zum Beispiel, wie sich Städte und Gemeinden vorbereiten. Ein unkontrollierter, flächendeckender Zusammenbruch der Elektrizitätsversorgung gilt in Deutschland als so gut wie ausgeschlossen. Davon unterschieden werden Brownouts, wie das Umweltministerium erläutert. Dann werde bei einem Engpass gezielt für Verbraucher der Strom abgeschaltet, regional sowie zeitlich auf einige Stunden begrenzt.
Jede Gemeinde kümmert sich um sich selbst und trifft Vorkehrungen für einen größeren Stromausfall, sagt eine Sprecherin des Innenministeriums. Übergeordnete Instanzen unterstützen aber. So listet das Innenministerium im Handbuch „Krisenmanagement Stromausfall“detailliert auf, was etwa mit Blick auf Krankenhäuser, die Wasser- und Treibstoffversorgung oder Informationsund Kommunikationstechnik zu bedenken ist.
Die Verantwortung bei den Kommunen zu belassen, sei sinnvoll. Die Menschen in den Gemeinden wüssten am besten über die Gegebenheiten Bescheid, sagen Experten. Ein großer Flächenlandkreis känne auch gar nicht alle Details planen, sagt Christopher Heck vom Gemeindetag: „Überörtliche Koordination ist gut, aber es braucht örtliche Kenntnis.“
Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien die mehr als 1000 Südwest-gemeinden in engem Austausch mit den Feuerwehren. Größere Städte hätten immer einen Krisenstab, erklärt Stefan Hermann vom Landesfeuerwehrverband und für Katastrophenschutz zuständig. In kleinen Gemeinden wie Ratshausen (Zollernalbkreis) mit seinen 800 Einwohnern kümmere sich der Bürgermeister mit einer Mitarbeiterin darum. Da gebe es aber verhältnismäßig wenig kritische Infrastruktur.
Die Umsetzung läuft laut Hermann und Heck teils sehr unterschiedlich. Das liegt zum Teil an Größenunterschieden: Mannheim etwa hat Pläne für verschiedene Szenarien vom kleinräumigen Stromausfall in Teilen eines Stadtviertels bis hin zum kompletten Stromausfall im ganzen Stadtgebiet. Die nach Einwohnern etwa fünfmal kleinere Stadt Sindelfingen im Kreis Böblingen plant mit 15 Notfalltreffpunkten und drei Wärmehallen als Anlaufstellen bei einem Blackout.
Flächendeckende Planung
Als Notfalltreffpunkte gekennzeichnete Einrichtungen sollen laut Innenministerium flächendeckend die Versorgung sichern. „Die Wärmehallen werden über Notstromaggregate und Ölheizungen betrieben“, so eine Sprecherin in Sindelfingen. Hettingen (Kreis Sigmaringen) mit nicht mal 2000 Einwohnern hat ein Sportheim und eine Veranstaltungshalle dafür auserkoren. Sie sind als Kat-leuchttürme im Internet zu finden: An diesen mit Notstrom versorgten „Katastrophenschutz-leuchttürmen“sollen Hilfeleistungen möglich sein, so das Bundesforschungsministerium. In den Hallen gehe es auch darum, sich aufzuwärmen und Trost zu finden. Weil auch die Wasserversorgung im Ernstfall über Notstrom laufen muss, wurde ein Gerät bestellt, sagt Bürgermeisterin Dagmar Kuster.