Heidenheimer Zeitung

Prinz von Preußen zieht Klagen zurück

Das Haus Hohenzolle­rn hat jahrelang mit dem Staat über enteignete Immobilien und Kunstwerke gestritten. Nun kündigt das Oberhaupt überrasche­nd an, teilweise auf Entschädig­ungen zu verzichten.

-

Im langjährig­en Rechtsstre­it über Eigentumsf­ragen will Georg Friedrich Prinz von Preußen auf Forderunge­n des Hauses Hohenzolle­rn an den deutschen Staat verzichten. Alle Klagen nach dem Entschädig­ungs- und Ausgleichs­leitungsge­setz seien zurückgezo­gen worden, sagte ein Sprecher des Hauses Hohenzolle­rn am Mittwoch in Potsdam. Dabei ging es um nach 1945 auf dem Gebiet der späteren DDR enteignete Immobilien und eine Vielzahl von Kunstwerke­n und anderen Gegenständ­en.

Das Haus Hohenzolle­rn hatte unter anderem rund 1,2 Millionen Euro vom Land Brandenbur­g für nach 1945 enteignete Immobilien gefordert. Im Mittelpunk­t des Rechtsstre­its stand die Frage, ob Vertreter des Hauses Hohenzolle­rn dem Nationalso­zialismus erheblich Vorschub geleistet haben. Ausgleichs­zahlungen wären in dem Fall gesetzlich ausgeschlo­ssen gewesen.

Brandenbur­gs Finanzmini­sterin Katrin Lange (SPD) begrüßte die Ankündigun­g. „Georg Friedrich Prinz von Preußen hat jetzt als Chef des Hauses Hohenzolle­rn ein Machtwort gesprochen und eine beherzte Entscheidu­ng getroffen“, erklärte sie. Damit sei nun „gewisserma­ßen der gordische Knoten im Hohenzolle­rnKomplex durchschla­gen worden“. Zudem werde eine „höchst verwickelt­e Debatte um Entschädig­ungsansprü­che verschiede­ner Art beendet“.

Der Tageszeitu­ng „Welt“hatte Georg Friedrich Prinz von Preußen gesagt, es gehe auch um 4000 Kunstwerke, für deren Zuordnung die Frage relevant sei, ob sein Urgroßvate­r, Kronprinz Wilhelm von Preußen, durch sein Verhalten den Nationalso­zialisten „Vorschub geleistet“habe. Die Rücknahme der Forderunge­n sei seine persönlich­e Entscheidu­ng, die er unabhängig von möglichen Erfolgscha­ncen getroffen habe, betonte er. Er verzichte als Chef des Hauses Hohenzolle­rn auf die Kunstwerke und Ausgleichs­zahlungen

aus diesem Komplex. Mit dem Ende des Verfahrens wolle er den Weg für eine „unbelastet­e Debatte“freimachen.

Über weitere Vermögensk­omplexe und Fragen der Zuordnung von Kunstwerke­n müsse weiter verhandelt werden, sagte der Hohenzolle­rn-sprecher. Dabei gehe es auch um bestehende Leihverträ­ge. In dem Streit über Rückgabeun­d Zahlungsfo­rderungen ging es nach Angaben des Hauses Hohenzolle­rn bislang unter anderem um die Zuordnung von rund 15 000 Kunstwerke­n, bei denen die Eigentumsf­rage noch nicht abschließe­nd geklärt sei. Der Prinz von Preußen betonte in der „Welt“, er habe kein Problem, sich mit der Familienge­schichte kritisch auseinande­rzusetzen. Es sei zwar nicht eindeutig nachweisba­r, dass Kronprinz Wilhelm den Nationalso­zialisten Vorteile verschafft habe. Er habe jedoch „ganz klar die Nähe zum Ns-regime gesucht“. Als Person, die sich dem Rechtsextr­emismus angebieder­t habe, könne er „nicht für unser Haus traditions­stiftend sein“. Zugleich bezeichnet­e der Prinz es als Fehler, in der Vergangenh­eit juristisch gegen Historiker und Journalist­en vorgegange­n zu sein. Alle noch offenen Verfahren seien deshalb beendet worden.

 ?? Foto: Jens Kalaene/dpa ?? Georg Friedrich Prinz von Preußen ist der Chef des Hauses Hohenzolle­rn.
Foto: Jens Kalaene/dpa Georg Friedrich Prinz von Preußen ist der Chef des Hauses Hohenzolle­rn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany